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Gefährliche Toleranz: Der Linksterrorismus hat ein breites Vorfeld in Deutschland

Der Linksterrorismus bleibt eine reale Gefahr, unterstreicht die RAF-Suche und der Tesla-Anschlag in dieser Woche. Trotzdem wird er systematisch relativiert und verharmlost. Gefährlich: Terror baute immer auf ein ihm zugewandtes Vorfeld.

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Gesuchte RAF-Terroristen verstecken sich schwerbewaffnet in Berlin, ihre geistigen Nachfolger verüben einen Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla und treffen Hunderttausende: Die letzten Tage haben gezeigt, wie real die Gefahr des Linksterrorismus nach wie vor ist. Aber Staat und Gesellschaft scheinen noch immer strukturell blind zu sein, wenn es darum geht. Nancy Faeser spricht in Bezug auf den Tesla-Terror von einem „mutmaßlichen“ linken Anschlag. Die Frau, die beim aufgebauschten Potsdam-Treffen sofort und glasklar „NS-Ideologie“ entdeckt haben wollte, hat plötzlich Zurückhaltung wiedergefunden.

Medial wird berichtet – aber eher im Stil des business as usual. Eine großflächige Empörung bleibt aus. Kein Brennpunkt zu Linksextremismus läuft in der ARD, und Demos „gegen Links“ gibt es sowieso nicht. Es war ja nur ein extremistischer Anschlag mit tausenden Betroffenen, auch über das Tesla-Werk hinaus. Dabei fand er nicht im Vakuum statt: Die Tesla-Terroristen beziehen sich ganz offen auf die aktuell heiß gesuchten RAF-Terroristen. Im Bekennerschreiben heißt es: „Grüsse an alle auf der Flucht, im Untergrund, in den Gefängnissen.“ Ein kaum verhohlener Hinweis.

Es geht um Mitverschwörer bei Mord und Gewalttaten, Teile einer schwer bewaffneten Terrorzelle, Teile der schlimmsten und tödlichsten Terrorgruppe in der deutschen Geschichte. Staub, Garweg und Klette werden zur sogenannten dritten Generation der RAF gerechnet. Ihr werden unter anderem die Morde am Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen im Jahr 1989 und am Treuhand-Chef Detlev Rohwedder 1991 zur Last gelegt.

Die niedlichen „Raf-Rentner“? Eine brutale Verharmlosung

Für die Bande gibt es trotzdem Entschuldigungen und klammheimliches Verständnis. Manche sprechen verharmlosend von den „Raf-Rentnern“, als wären diese „Rentner“ nicht mörderische Mittäter, schwer bewaffnet und gefährlich. Wenn 99-jährige KZ-Wächter für ihre Beteiligung an den NS-Verbrechen noch belangt werden, ist natürlich nicht von „SS-Senioren“ die Rede. Diese Verharmlosung erlaubt sich kaum jemand: Linksterroristen hingegen kann man scheinbar verniedlichen, was das Zeug hält.

Die Linken-Politikerin Nicole Gohlke relativiert die Jagd nach den Terroristen mit einem Whataboutismus: Man solle lieber die 674 gesuchten Neonazis fassen, anstatt die „RAF-Rentner“ zu suchen, meint die Sozialistin. Ein Schelm, wer hinter dieser Relativierung Sympathie für die Genossen vermutet.

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Insbesondere ist bemerkenswert: Diesen Beitrag veröffentlichte Gohlke an dem Tag, an dem die Linksterroristen ihren Anschlag auf die Tesla-Stromversorgung verübten. Zu diesem schwieg sie übrigens beharrlich.

Die taz kommentiert relativierend: „Die Tat als Beweis vermeintlicher linksradikaler Gewaltbereitschaft zu brandmarken und lautstark Repressionen anzudrohen, hilft doch auch nicht“. „Vermeintlich“ – als gäbe es linksradikale Gewalt gar nicht. Der linken Tageszeitung ist vor allem wichtig, den Terroranschlag schnell zu vergessen und bloß nicht von den „legitimen“ Anliegen der Terroristen abzulenken.

Andere äußern sich zu dem Anschlag sogar noch verständnisvoll. Der Klimaaktivist Heinrich Stößenreuther, der sich aktuell als Linksausleger in der CDU versucht, erklärt zwar: „Ich bin ausdrücklich kein Freund von Sachbeschädigungen oder Anschlägen.“ Direkt schiebt er ein „Aber“ hinterher: „Es geht hier um diverse ökologische Ziele, und Wasserversorgung zählt dazu.“ Er ist zwar „kein Freund“ der Methodik, aber die Ziele der Terroristen findet er schon gut und die Tat damit ja auch irgendwie verständlich. Menschen wie Stößenreuther kündigen damit einen elementaren Konsens auf: Unter Demokraten darf es kein „aber“ geben, wenn es um Terrorismus geht. Völlig egal ist dabei die Motivation des Terrors.

Der linke Terror hat ein breites Vorfeld – das wird hingenommen

Aber dieser demokratische Grundsatz ist gesamtgesellschaftlich längst aufgehoben. Linke Gewalt, etwa aus dem Antifa-Milieu, wird seit Jahren damit relativiert, dass es ja „gegen Nazis“ gehe und somit irgendwie moralisch weniger problematisch sei. Die im vergangenen Jahr in erster Instanz verurteilte Lina E. führte Schlägertrupps an, die ihren Opfern die Knochen mit Hämmern brachen. Barbarische Folter ist das – und nicht irgendwie verständlich. Dennoch gibt es seit Jahren offene Solidarisierung mit den Gewalttätern, ohne, dass das irgendwie Empörung hervorruft. Genau wie mit den RAF-Terroristen: Bei einer Wohnungsdurchsuchung in Berlin mussten sich Polizisten von mehreren Menschen beschimpfen lassen, die ihre Solidarität mit den Terroristen ausdrückten. Am Wochenende ist in Berlin-Kreuzberg sogar eine Demo mit Titel „Stoppt den Staatsterrorismus – Solidarität mit den Untergetauchten und Gefangenen“ angekündigt. In dem Bezirk, der als Hotspot des Linksextremismus gilt, keine Überraschung mehr. Es wird hingenommen – so sind sie halt, die „Linksautonomen“. Schlagen sie halt ein bisschen über’s Ziel hinaus. Wie die Reaktion bei einer ähnlichen Demo für das NSU-Trio ausgefallen wäre? Wir alle wissen: Die Schlagzeilen würden kochen vor Empörung. Zurecht! Bei den Fans von Linksterror schaut man lieber weg.

Dabei haben die letzten Tage wiedermal gezeigt, wie groß das Bedrohungspotenzial des Linksterrorismus ist – und wie breit sein Unterstützerfeld, aus dem fleißig entschuldigt, relativiert und verharmlost wird. Das ist eine echte Gefahr für uns alle. Denn Terror braucht einen Nährboden, ein Vorfeld, in das er sich im Zweifel zurückziehen kann. Die RAF hatte das stets und hat es noch heute. Die neuen Linksterroristen aus Brandenburg haben es auch. Ernüchternd.

Nancy Faeser beteuerte diese Woche, die Sicherheitsbehörden handelten „entschieden“ gegen Linksterrorismus. Tatsächlich nicht entschieden genug. „Die in den letzten Jahren gestiegene Radikalisierung in Teilen der gewaltbereiten Szene hat sich auf einem hohen Niveau verstetigt“ – richtig! Nur daraus folgt noch immer nichts. Kein „Aktionsplan Linksextremismus“, wie es selbstverständlich einen gegen Rechtsextremismus gibt. Von der Schwesig-Haltung, dass Linksextremismus ein „aufgebauschtes Problem“ sei, hat man sich offenbar noch immer nicht ganz verabschiedet. Muss es erst wieder Tote geben, damit die Regierung endlich das tut, was nötig ist?  

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