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Brüssel

3.000 Mitarbeiter gefährdet: Ganzes Audi-Werk vor dem Aus

Der VW-Konzern stellt alle Zeichen auf Sparen und Streichungen. Als Erstes könnte es ein Audi-Werk in Brüssel treffen. Die Folgen wären verheerend. Auch im Elektroauto-Bereich stehen ganze Modelle vor dem Aus.

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Der Volkswagen-Konzern kämpft seit geraumer Zeit mit schleppenden Absatzzahlen. In Reaktion darauf kündigte Europas größter Automobilhersteller jüngst drastische Sparmaßnahmen an, die betriebsbedingte Kündigungen und auch Werksschließungen in Deutschland umfassen könnten. Besonders brisant: Das Audi-Werk in Brüssel steht nun aufgrund der schwachen Nachfrage auf der Kippe. Sollte es tatsächlich zur Schließung kommen, wäre es das erste Mal seit Jahrzehnten, dass Volkswagen ein Werk komplett aufgibt – ein Einschnitt, der die gesamte Branche erschüttern könnte.

Angesichts der schwächelnden Nachfrage nach dem Oberklasse-Elektroauto Audi Q8 e-tron steht das Werk in Brüssel auf dem Prüfstand. Die VW-Tochter Audi hat einen „Informations- und Konsultationsprozess‟ eingeleitet, um für den Standort mit seinen rund 3.000 Mitarbeitern eine zukunftsweisende Lösung zu finden. Falls keine tragfähige Alternative erarbeitet werden kann, wird auch eine Schließung des Werks dabei nicht ausgeschlossen, gab Audi gestern Abend bekannt.

Aus Unternehmenskreisen hieß es zudem, dass der Audi Q8 e-tron im kommenden Jahr möglicherweise komplett vom Markt genommen wird. Als ältestes Elektrofahrzeug von Audi, seit 2018 erhältlich, spielt dieses Modell eine Schlüsselrolle in Brüssel, denn das Werk fertigt derzeit ausschließlich den Q8 e-tron. Eine Einstellung des Fahrzeugs hätte folglich weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Standorts.

Belgien – Eine dunkle Prophezeiung für Deutschland

Die belgische Hauptstadt Brüssel könnte zum Vorboten dessen werden, was auch Deutschland droht, sollte Volkswagen tatsächlich ein Werk schließen. Wie die „Brussels Times‟ berichtete, hat Audi vergangene Woche offiziell bestätigt, dass eine langfristige Produktion im Brüsseler Werk nicht mehr vorgesehen ist.

Des Weiteren erklärte ein Audi-Sprecher gegenüber IPPEN.MEDIA: „Der Informations- und Konsultationsprozess, der laut belgischem Recht vor einer Werksschließung durchlaufen werden muss, hat ergeben, dass keine weiteren Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe in Brüssel gefertigt werden.‟ Stattdessen sei geplant, die Produktion nach Mexiko zu verlagern.

Daraufhin kam es am Montag zu einer großangelegten Gegendemonstration, bei der zwischen 5.000 und 10.000 Menschen erschienen, um gegen die drohende Schließung des Audi-Werks in Brüssel zu protestieren. Aus Solidarität streikte auch der öffentliche Nahverkehr in der Metropole. Straßenbahnen, U-Bahnen und Busse verkehrten nur eingeschränkt.

Rita Beck, Sprecherin des Audi-Ausschusses im Europäischen VW-Konzernbetriebsrat, verkündete am Dienstag, die Arbeitnehmervertretung fordere eine zukunftsfähige Perspektive für das Werk und seine Belegschaft. „Wir hoffen, dass im Zuge der Entscheidung, im nun eingeleiteten Konsultationsprozess, eine tragfähige und nachhaltige Lösung erarbeitet wird.‟

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Doch wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass diese Arbeitsplätze bewahrt werden? Den Großkonzernen in der Automobilbranche, aber auch anderen europäischen Industriegrößen, ist es in erster Linie egal, wo sie produzieren. Nichts hält Unternehmen wie VW, Bosch, Thyssen, BASF & Co. noch in Deutschland, ebenso wenig wie es Audi noch länger in Belgien hält.

Diese Unternehmen, gefolgt von vielen weiteren, bedienen einen Milliardenmarkt mit internationaler Nachfrage und sind weder abhängig von Deutschland als Wirtschaftsstandort, noch von Belgien oder anderen europäischen Ländern.

Rational betrachtet gibt es keinen zwingenden Grund, weshalb diese Unternehmen weiterhin unter den enormen Energiekosten, steuerlichen Belastungen und bürokratischen Hürden leiden sollten.

Die mögliche Schließung des Audi-Werks in Brüssel könnte eine weitreichende Kettenreaktion auslösen, die weite Teile der europäischen Automobilindustrie in Mitleidenschaft zieht. 

Im Jahr 2023 waren rund 779.700 Menschen direkt in der deutschen Automobilindustrie beschäftigt. Berücksichtigt man die vorgelagerten und nachgelagerten Branchen wie Zulieferer, Handel und Dienstleistungen, sind schätzungsweise etwa 1,75 Millionen Erwerbstätige in Deutschland direkt oder indirekt mit der Automobilindustrie verbunden – das entspricht rund 5 Prozent aller Arbeitsplätze im Land. Es bedarf Taten, um diese Arbeitsplätze und die damit verbundenen Existenzen zu sichern – und zwar schnell!

Erst am vergangenen Wochenende sorgte ein internes Dokument der Automobilbranche für erhebliches Aufsehen in der EU. Das Papier warnte vor dem drohenden Verlust von Millionen Arbeitsplätzen in Europa. Laut dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel vorliegt, ist die Industrie nicht in der Lage, die bevorstehende Verschärfung der EU-Klimavorgaben einzuhalten. „Folglich wird die EU-Industrie mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe konfrontiert.“ Wer den Strafzahlungen entkommen möchte, habe „kaum eine andere Wahl, als die Produktion erheblich zu drosseln, was Millionen von Arbeitsplätzen in der EU bedroht“, heißt es in dem Dokument.

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