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DIW-Chef

Fratzscher attackiert Unternehmen: „Stimmung schlechter als die Realität“

Marcel Fratzscher meint, in der Wirtschaft sei die „Stimmung schlechter als die Realität“. Er attackiert Unternehmer-Kritik an der Ampel als „verlogen“ und gibt einer „mentale Depression“ der Firmen die Schuld an der Krise.

DIW-Präsident Marcel Fratzscher

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Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, mahnte am Montag, dass es derzeit zu viel Kritik an der wirtschaftlichen Lage Deutschlands gebe. Gegenüber dem Deutschlandfunk äußerte Fratzscher, dass die „Stimmung deutlich schlechter als die Realität“ sei. Anders als die offiziellen Zahlen aller relevanten Wirtschaftsinstitute und der Bundesregierung zeigen, meint Fratzscher, man habe keine tiefe Rezession, sondern eine Stagnation.

Sicherlich befinde sich die deutsche Wirtschaft „in einer schwierigen Situation“, Fratzschers größte Sorge sei aber der „Pessimismus und die mentale Depression, in der sich Deutschland befinde“. Die deutschen Unternehmen würden aus dieser mentalen Krise derzeit kaum investieren, die Bürger kaum konsumieren – man befinde sich in einer Paralyse, einer Lähmung, so Fratzscher.

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Die Realität sei aber eigentlich eine bessere: Während die Industrie zwar schrumpfe, wachse dafür der Dienstleistungsbereich. Des Weiteren würde Deutschland gute Beschäftigungszahlen aufweisen. Daher sei es aus seiner Sicht auch falsch, jetzt in Pessimismus zu verfallen – schließlich sei Wirtschaft immer auch zu 80 Prozent Psychologie. Zu viele, so Fratzscher, würden die Eigenverantwortung von sich weisen und die Bundesregierung für Missstände verantwortlich machen, auch wenn sie das nur teilweise sei.

Es sei auch die Verantwortung der Unternehmen, jetzt auf die wirtschaftliche Lage zu reagieren – nur auf die fehlerhafte Politik der Regierung zu verweisen, sei aus Sicht des DIW-Präsidenten „verlogen“. Zu glauben, allein politisches Handeln würde alles zum Laufen bringen, sei falsch – die Unternehmen hätten die Möglichkeit zu investieren und müssten dies auch tun. Auch die Gewerkschaften seien in der Pflicht, sich zurückzuhalten.

Habecks Vorschlag „klug“

Deutschlands Wirtschaft müsste aber dennoch entlastet werden, meint Fratzscher. Eine Idee, die Fratzscher, der auch als Regierungsberater arbeitet, lobt, ist der Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Unternehmen unabhängig von ihrer Größe bei Investitionen zu unterstützen. Das sei ein „kluger Vorschlag“.

Der grüne Bundeswirtschaftsminister hatte sich letzte Woche für einen staatlichen Investitionsfonds in dreistelliger Milliardenhöhe vorgeschlagen, aus dem der Staat Investitionsprämien für Unternehmen fördern würde und öffentliche Investitionen finanziert werden sollten (Apollo News berichtete). Finanziert werden solle das, so Habecks Idee, mit einem weiteren Sondervermögen. FDP-Finanzminister Christian Lindner, großer Verfechter der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse, die es der Bundesregierung verbietet, äußerte in Reaktion große Zweifel an der Habecks Idee.

Fratzscher springt dem Wirtschaftsminister zur Seite und fordert ebenfalls ein Ende der Schuldenbremse. Die Politik hätte, so Fratzscher, alle Karten in der Hand, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Im kommenden Jahr könnte die Wirtschaft so wieder um ein Prozent wachsen, heißt es vom DIW-Präsidenten.

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