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Hunderttausende Fälle

„Explosionsartiger“ Anstieg bei Pflegefällen – Lauterbachs dubiose Erklärung

Die Zahl der Pflegebedürftigen sei „explosionsartig“ gestiegen, von 50.000 auf 360.000, meint Gesundheitsminister Lauterbach. Er ignoriert die Corona-Folgen und schiebt die Entwicklung auf den demografischen Wandel – dabei fallen vor allem junge Altersgruppen negativ auf.

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Die Pflegefälle seien 2023 „explosionsartig“ gestiegen, erklärt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – weiß aber nicht, woran es liegen könnte. Statt der demografisch erwartbaren 50.000 neuen Pflegebedürftigen habe es im vergangenen Jahr 360.000 neue Fälle gegeben, berichtet der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Eine so starke Zunahme in so kurzer Zeit muss uns zu denken geben“, weiß Lauterbach, kann den starken Anstieg aber nur mit dem Altern der Gesellschaft erklären. Demnach würden auch die ersten Babyboomer Pflegeleistungen beantragen. Früher seien Menschen in diesem Alter an Krankheiten gestorben, die heute heilbar sind. Deshalb würden von derartigen Krankheiten Betroffene heutzutage weiterleben, aber eben Unterstützung brauchen, behauptet Lauterbach.

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Der Gesundheitsminister lässt dabei einen großen Faktor außen vor: die Corona-Jahre. Laut GKV-Spitzenverband verzeichneten die Krankenkassen im vergangenen Jahr 361.000 neue Pflegefälle – 35.000 mehr als im Durchschnitt seit 2016. Damals gab es noch 380.000 neue Fälle pro Jahr, diese Zahl nahm aber in den Folgejahren stark ab – bis 2023.

Die Einschränkungen und Maßnahmen in den Corona-Jahren hatten körperliche und psychische Auswirkungen. Neben allgemeinem Bewegungsmangel und Einsamkeit nahmen auch neurologische Ausfälle und beispielsweise auch Herzmuskel-Erkrankungen zu (Apollo News berichtet hier und hier). Doch Gesundheitsminister Lauterbach verschließt konsequent die Augen vor der möglichen Verbindung zwischen neuen Erkrankungen und den Corona-Maßnahmen – er äußert sich auch nicht zu möglichen Folgen der Corona-Impfung.

Demografischer Wandel oder gesamtgesellschaftliches Phänomen?

Er schiebt die Zunahme ausschließlich auf die Alterung der Gesellschaft. Dabei sind es ganz andere Altersgruppen, die negativ auffallen. Apollo News wertete die Leistungsempfängerstatistik für 2023 aus. Die Babyboomer, die der SPD-Politiker für die Zunahme an Pflegefällen verantwortlich macht, verzeichneten in der Kohorte der 55- bis 60-Jährigen demnach weniger Pflegefälle als noch vor der Pandemie. Von 2016 bis 2022 waren hier durchschnittlich 15.000 neue Fälle pro Jahr gemeldet, 2023 waren es gut 14.000.

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Die Zahlen der 60- bis 65-Jährigen waren im gleichen Zeitraum mit durchschnittlich 22.000 neuen Pflegebedürftigen ebenfalls stabil, einzig 2023 sticht mit 31.000 Fällen hervor. Die Babyboomer alleine können es also nicht sein. Bei den 65- bis über 90-Jährigen gab es leichte Zunahmen, aber vor allem das Jahr 2023 sticht negativ hervor. Besonders auffällig sind dennoch jüngere Altersgruppen.

Bei den bis 15-Jährigen ist schon seit 2022 ein Aufwärtstrend zu beobachten. Bis dahin gab es jährlich durchschnittlich 20.000 neue Pflegefälle – in den vergangenen Jahren waren es aber jeweils rund 30.000 Neuanmeldungen. Bei den 15- bis 20-Jährigen ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten: bis 2022 wurden durchschnittlich 4.500 neue Fälle pro Jahr registriert, 2022 und 2023 jeweils etwa 8.000.

Während die Kohorte zwischen 20- und 25-Jahren stabil blieb, schließt sich auch die Altersgruppe der 25- bis 30-Jährigen der auffälligen Entwicklung an: Seit 2022 wurde der davor geltende Durchschnitt von nicht einmal 2.000 neuen Fällen auf etwa 3.000 in den beiden vergangenen Jahren erhöht.

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