Machtkampf
Eskens Endspiel ums Ministeramt – ihre politische Karriere steht auf Messers Schneide
Das Esken-Paradox: Kaum jemand will sie in exponierter Position. Trotzdem könnte sie gerade deshalb zur Ministerin aufsteigen. Für manche Ressorts ist ihr Name fortwährend im Gespräch.

„Ich habe die vergangenen fünfeinhalb Jahre an der Geschlossenheit der Partei gearbeitet, mit großer Freude, und das gedenke ich auch weiter zu tun“. So droht, könnte man fast meinen, Saskia Esken ihrer Partei – sie will weiter an der Spitze bleiben.
Doch die Chancen darauf stehen nicht gerade gut – auch deswegen taucht der Name Esken in den Personal-Ratespielen mit Blick auf die neue Regierung immer und immer wieder auf. Eine „Wegbeförderung“ ins Kabinett, dafür ihr Rücktritt von der SPD-Spitze – das ist die Rochade, auf die viele spekulieren.
Es wäre eine Lösung für einen schwelenden Konflikt. Denn die Kritik an Esken, die nach der Wahlniederlage stoisch an ihrer Position festhält, wird in der SPD immer stärker geäußert. Beliebt war sie in der Partei nie – schon als Vorsitzende bekam sie 2019 ohne Gegenkandidatur auf dem Parteitag nur 75,9 Prozent. Doch jetzt ist der Unmut richtig laut. Prominente Stimmen, so zum Beispiel aus ihrem eigenen Kreisverband im Südwesten oder Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, attackieren sie offen und fordern ihren Rücktritt aus der ersten Reihe. „Die SPD-Mitglieder müssen selbst wissen, was sie sich noch alles antun lassen wollen“, spottete Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel gegenüber Bild.
Gleichzeitig erfährt sie als Frau in einer Partei, die sich politischen Feminismus auf die Fahnen schreibt, auch Rückenwind – man könne nicht die Frau vom Parteivorsitz feuern, während ihr männlicher Kollege Klingbeil sich gar noch mit Regierungs- und Fraktionsämtern belohne.
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Wenn Klingbeil ins Kabinett geht, muss auch Esken einen Weg dorthin finden können – das diktiert die Parteilogik. Zudem hatte Lars Klingbeil nach der Wahl eine „Erneuerung“ an der SPD-Parteispitze angekündigt. Und Esken, die seit 2019 Parteivorsitzende ist, strahlt solch eine Erneuerung wirklich nicht aus. Die Partei hofft auf mindestens einen neuen Vorsitzenden, wenn schon Klingbeil bleibt.
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Während der Job von Boris Pistorius im Bendlerblock als bombenfest gilt, dürfte sich auch Langzeit-Minister Hubertus Heil Hoffnungen darauf machen, seinen Job zu behalten. Für sein Amt wird aber spekulativ auch Bärbel Bas gehandelt. Auch wenn der Name Esken in dem einen oder anderen Bericht im Zusammenhang mit dem Arbeitsministerium auftaucht, verorten viele ihre Chancen woanders – vor allem als Umwelt- oder Entwicklungshilfeministerin wird Esken aktuell diskutiert. Hier müsste sie mit Svenja Schulze konkurrieren, die aktuell Entwicklungsministerin ist und zuvor im letzten Kabinett Merkel das Umwelt-Ressort leitete und sich Hoffnungen auf eines von beiden Ämtern machen dürfte.
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Esken hat noch den Macht-Trumpf des Parteivorsitzes, um sich selbst im Zweifel ein gutes Amt zu sichern. Dass das die Partei sehr verstimmen würde, wäre dann zweitrangig. Zudem ist sie in den politischen Proporz-Regeln nicht nur als Frau, sondern auch als Schwäbin stark aufgestellt – Baden-Württemberg wäre im Kabinett bisher wahrscheinlich nur durch den CDU-Mann Torsten Frei vertreten.
Ende Juni plant die SPD ihren nächsten, regulären Bundesparteitag – hier wird sich die Vorsitz-Frage und damit wohl die Nachfolge-Frage mindestens für Esken stellen. Ihr Abgang ins Kabinett könnte der Partei dann unangenehme Debatten oder gar Kampfabstimmungen ersparen. „Ziemlich sicher“ sei Eskens Weg in die Regierung, heißt es in Berlin.
Ich hoffe sie bleibt,
denn sie schadet der SPD mehr, als dass sie ihr nutzt.
Ohne Ministeramt keine Ministerpension.
Ich glaube nicht, dass es überhaupt erst so weit kommt, denn nicht alle CDU- und SPD-ler werden Merz die Stimme geben. Es reichen nur insgesamt 13 Abweichler aus beiden Lagern und dann ist der Drobs ohnehin gelutscht.
Sie könnte doch auch eine eigene Talkshow leiten.
Endlich mal ein frisches Gesicht im kommenden Kabinett…
Ist das „Peter Principle“ eigentlich auch auf Frauen anwendbar?
Ich finde es ja wirklich faszinierend, wie Politik manchmal funktioniert: Da steht jemand wie Saskia Esken unter Dauerbeschuss, ist in der eigenen Partei alles andere als beliebt, und gerade deswegen gilt sie als heiße Kandidatin für ein Ministeramt. Irgendwie hat das was von „Belohnung durch Wegloben“. Man will sie wohl nicht mehr an der Parteispitze sehen, aber auch nicht so richtig loswerden, also lieber rauf aufs politische Abstellgleis mit Ministertitel.
Wenn das die „Erneuerung“ sein soll, die versprochen wurde, dann ist das schon eine sehr kreative Interpretation. Aber hey, sie ist eine Frau, sie ist aus dem Süden, sie hat Durchhaltevermögen… reicht das schon für ein Regierungsamt? Vielleicht. In der SPD scheint manchmal weniger die Leistung zu zählen, als die richtige Mischung aus Quote, Gegend und Geduld.
In anlehnung an Herbert Gröhnemeyer : „Straßenmusikanten an die Macht“. Weiter so im besten D aller Zeiten. Quote statt Klasse.
Saskia Esken als Bundesministerin? Eine interessante Vorstellung – angesichts ihrer bisherigen politischen Leistungen stellt sich jedoch die Frage, wie sich das auf die Zustimmung zur SPD auswirken würde.
Wegloben oder Wegbefördern war schon immer bewährtes System, um wenig bis gar nicht qualifiziertes Personal sich zu entledigen.
Aber egal, diese Regierung, dies Kabinett wird das wohl vom Volk am wenigsten akzeptierte zu sein. Und da passt diese Personalie optimal.
Viele erwarten schon gar nicht mehr Qualifikation und Befähigung. (Ironie)
Seltsame Logik. Ist der eine schon eine Katastrophe, muss man zwingend noch eine zweite hinzunehmen, damit es gerecht ist? Kein Wunder, dass es hier in Deutschland nur noch abwärts geht, wenn das Denken solche seltsame Blüten treibt.
„Politikwechsel“ geht anders! Bei Immobilien bemessen sich deren Werte allein durch Lage, Lage und nochmals Lage. Bei verantwortungsvollen Positionen sind es analog, Korrektur: sollten es sein: Eignung, Eignung und nochmals Eignung! Nicht Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, oder sonst ein „wokes“ Merkmal. Schon jetzt herrscht beim Volk der identische Eindruck wie seinerzeit beim Postengeschacher der Ampel. Schon jetzt, ohne einen Tag Regierungsarbeit, herrscht das identische Misstrauen in das Verantwortungsbewusstsein und die Kompetenz der potenziellen Kabinettsmitglieder. Die neue Regierung ist dem Zustand der Ampel der „letzten 7 Tage“ viel näher als dem laut propagierten und sich selbst ausgemalten Neubeginn, dem Zurück-auf-Los. Solange dem Bürger nicht glaubhaft ein echter Sinneswandel vermittelt wird, mit dem das ICH überzeugend zurückgestellt wird, die brennenden Themen ergebnisoffen, frei von ideologischen Vorlieben und Zwängen debattiert werden, schreitet das Unheil weiter voran.
Ein kluger Mann hat einmal gesagt, Politik sei ja auch eine Form von Entertainment bzw. Showbusiness, aber leider eben mit hässlicheren Menschen.
Aber die Kohle bekommt sie weiter zugestellt?
Jetzt gebt der doch endlich das Aussenamt. Ist doch eh egal, diese Koalition hält keine 18 Monate. Ich finde Saskia wäre eine ideale Fortsetzung der feministischen Außenpolitik.
Ich hatte gedacht, Dr. Linnemann hätte verzichtet, damit sie das Wirtschaftsministerium übernehmen kann 🤔
Ich warte auf den Paukenschlag.
Die SPD hat in Baden-Württemberg das drittbeste Ergebnis aller Parteien erzielt.
Die SPD lag mit 15,8 % bzw. 14,2 % noch vor den regierenden Grünen (14,0% bzw.13.6 %)
Und obwohl die Grünen so schlecht abgeschnitten hatten, steht
Herr Cem Özdemir als Ministerpräsidentenkandidaten der Grünen bereits fest.
Auch der CDU hat betreits ihren Kandidaten.
Nur die SPD hüllt sich noch in Schweigen.
Da der Erfolg der BW-SPD doch wohl Frau Esken zu verdanken sein wird–warum sollte Frau Esken dann nicht Ministerpräsidentin von BW werden?
Wenn ich mir die Minister:Innen/außen 😉 so anschaue, entdecke ich kein Ministerium, welches Frau Esken denn nicht leiten könnte. Herr Merz wird schon was für sie finden, keine Frage.
In Anlehnung an Monty Pythons Ministerium für „Silly Walks“ könnten wir ein Ministerium für „Silly Talks“ schaffen. Das wäre doch maßgeschneidert für die Dame.
Bloß nicht.
Andererseits, es wäre gratis Werbung für die afd.
Sie könnte ja wieder Straßenmusik machen. Da gibt es wenig kaputt zu machen.
Sie könnte ja wieder Straßenmusik machen. Da gibt es wenig kaputt zu machen.
Ich muss immer irgendwie an SED denken, wenn ich sie sehe. Ist die in der falschen Partei?
Glaubt wirklich noch irgend jemand diesen Masken ginge es um Deutschland?
Verteidigung. Das wäre ein angemessenes Ressort für Esken im heutigem Deutschland.