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Elbridge Colby wird Trumps Chef-Militärstratege – im Exklusiv-Interview erklärt er die globalen Konsequenzen einer „America First“-Politik
Elbridge Colby wird Chef-Militärstratege der USA und politisch die Nummer zwei im Pentagon unter Trump. In diesem Frühjahr erklärte er im Apollo News-Interview, warum für die USA nun Asien der „entscheidende Schauplatz“ ist, den man vor Europa priorisieren müsse.
In Deutschland wird nur zu gerne eine Karikatur der US-Außenpolitik gezeigt – speziell was Trump angeht. Es seien alles Putin-Freunde, die die Ukraine und Europa den Russen überlassen wollen, heißt es etwa. Aber auch während seiner Regierungszeit 2017-2021 klaffte oft eine Lücke zwischen impulsiven, gerne skandalisierten Aussagen Trumps und den tatsächlichen Handlungen seiner Regierung, die oft eine viel tiefere Motivation haben, als es Trumps Auftritte erscheinen lassen.
Die Umsetzung der geopolitischen Linien der USA findet dabei im Apparat der politischen Beamten (Minister, Behördenleiter, etc.) statt, die mit jedem neuen Präsidenten alle vier bis acht Jahre ausgewechselt werden. Sie sorgen nicht für Schlagzeilen hierzulande, formulieren aber die Regierungspolitik und verändern damit den Lauf der Weltgeschichte. Apollo News sprach daher im Vorfeld der US-Wahl 2024 mit denjenigen, die wirklich Regierungspolitik in Schlüsselfragen lenken werden. Einer von ihnen wird nun Trumps Nr. 2 im Pentagon:
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Elbridge Colby war nicht nur einer der prominentesten und wichtigsten konservativen Militärstrategen der USA – er wird es nun auch ganz offiziell: Wie Trump am Sonntagabend verkündete soll Colby den Top-Job des „Under Secretary of Defense for Policy“ (zu Deutsch etwa „Unterminister für Verteidigungspolitik“) bekommen, damit ist er im Pentagon in der höchsten strategischen Ebene – aus Sicht vieler Beobachter der Job Nummer Zwei im US-Verteidigungsministerium – und wird damit entscheidend die Militärstrategie und Sicherheitspolitik der USA auch gegenüber Deutschland prägen.
In der ersten Trump-Administration war Colby noch „Deputy Assistant Secretary of Defense for Strategy and Force Development“ (zu Deutsch etwa „stellvertretender Vize-Verteidigungsminister für Strategie und Streitkräfte-Entwicklung“) tätig, dabei aber bereits federführend für die Ausarbeitung der wegweisenden Nationalen Verteidigungsstrategie der Vereinigten Staaten von 2018 zuständig, die die historische Bedrohung durch China priorisierte. Seit seinem Ausscheiden aus dem Regierungsdienst schrieb er dazu u.a. das Buch „The Strategy of Denial: American Defense in an Age of Great Power Conflict“, vom Wall Street Journal als eines der zehn besten Bücher von 2021 ausgezeichnet.
Im Exklusivinterview mit Apollo News sprach Colby im Frühjahr dieses Jahres darüber, warum China der „größte Rivale“ ist, dem die Vereinigten Staaten „je gegenüberstanden“ – deshalb sei es zwingend so, dass die USA egal unter welcher Regierung, ihre Ressourcen voll auf China und Ostasien verlagern werden. Europa müsse diese Realität schnell erkennen – denn man müsse die Verteidigung des Kontinents im Wesentlichen alleine bewerkstelligen können. Das macht er auch mit drastischen Worten an die deutsche Politik klar. In Deutschland sieht er nämlich den noch schlafenden, aber entscheidenden „Eckpfeiler“ der europäischen Verteidigungspolitik.
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Elbridge Colby: Ersteinmal würde ich keinen Anspruch auf meinen eigenen Einfluss erheben. Was ich sagen werde, ist, dass ich denke, dass meine Strategie am ehesten mit der Agenda von „America first“ („Amerika zuerst“) übereinstimmt. Amerika zuerst bedeutet aber nicht Amerika alleine.
Es ist kein Amerika, das den Kopf in den Sand steckt, aber es ist auch nicht die gleiche alte Politik. Es ist nicht die Außenpolitik von George W. Bush. Das heißt, man kann nicht so tun, als wären wir immer noch im Jahr 1989, so als ob China nur ein Zehntel unserer wirtschaftlichen Größe hätte, dass wir ohne Bedenken herumbombardieren oder mit Geld um uns werfen könnten, als ob es niemanden etwas anginge.
China ist der größte Rivale, dem wir je gegenüberstanden.
Elbridge Colby
Unsere Rüstungsindustrie ist in einem schlechten Zustand. US-Zentralbankchef Jay Powell sagte jüngst, dass die Verschuldung hier zu einem wirklich ernsten Problem wird. Wir haben Grenzprobleme. Wir haben Rekrutierungsprobleme in unserem Militär.
Der Mittelweg zwischen Isolation und Intervention überall ist für mich die Strategie der Verwehrung („The Strategy of Denial“) oder wie auch immer man sie nennen will, die zurückkehrt zu einem Kern amerikanischer Außenpolitik, die der traditionellen britischen Außenpolitik in Bezug auf den europäischen Kontinent ähnelt; die darin besteht, jedem Staat die Möglichkeit zu verwehren, eine Schlüsselregion der Welt zu dominieren.
Und da ist natürlich die wichtigste Region Asien, gefolgt von Europa. Das war vor 70 Jahren anders, als alle großen Volkswirtschaften in Europa lagen, damals war Europa die wichtigste Region. Jetzt ist Asien das, was Winston Churchill den „entscheidenden Schauplatz“ nennen würde. Ein Konzept, das im strategischen Denken sehr geläufig ist, nämlich dass Asien heute den größten Anteil an der weltweiten wirtschaftlichen Produktivität, gemessen am BIP oder ähnlichem, hat. Dieser Anteil nähert sich der 50-Prozent-Marke, und in Zukunft werden es über 50 Prozent sein.
Und China wiederrum macht etwa 50 Prozent des asiatischen BIP aus. China ist der größte Rivale, dem wir je gegenüberstanden. Viel größer als die Nazis oder das kaiserliche Deutschland oder die Sowjetunion im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Das ist eine ganz andere Dimension. Wer das nicht sieht, lebt im Gestern.
Die wohl größte Frage nimmt in ihrem Buch dabei ganz konkret ein chinesisch-amerikanischer Krieg um Taiwan ein. Können Sie einmal erklären, wieso ein kleines Land wie Taiwan so wichtig ist? In Europa heißt es ja gerne, es ginge um Demokratie oder deren Halbleiter-Industrie…
Taiwan ist aus militärischer und geopolitischer Sicht entscheidend für das erfolgreiche Funktionieren der, wie ich es nenne, antihegemonialen Koalition. Sie müssen wissen, dass Koalitionen im Wesentlichen nicht durch ihre gemeinsamen Werte definiert werden, sondern durch ihre gemeinsame Opposition gegen diesen aufstrebenden Hegemon. So machten die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg gemeinsame Sache mit Stalin und im Ersten Weltkrieg das republikanische Frankreich und das zaristische Russland. Und so weiter und so fort.
Das ist der Grundgedanke. Und die Tatsache, dass Taiwan eine Demokratie ist, ist lobenswert. Aber ich denke nicht, dass viele Amerikaner sich in Lebensgefahr begeben sollten, nur um die Demokratie eines anderen zu verteidigen. Der Grund, warum Taiwan so wichtig ist, liegt vielmehr darin: Wenn China in der Lage wäre, Taiwan zu erobern, könnte das Land aus der ersten pazifischen Inselkette militärisch ausbrechen, was seine weitere Machtprojektion ermöglichen würde.
Und es würde erhebliche, begründete Zweifel auf Seiten der regionalen asiatischen Staaten an der Zuverlässigkeit und Stärke der Vereinigten Staaten im Vergleich zur Bedrohung durch China hervorrufen, was zu deren Unterwerfung [gegenüber China] führen könnte. Wenn die USA nicht die Rolle des externen Eckpfeilers („external cornerstone balancer“) spielen würden, wie ich es in meinem Buch nenne, bestünde eine sehr gute Chance, dass diese Koalition scheitert und China seine hegemonialen Ziele erreichen würde.
Bei einem Krieg um Europa, auch um die NATO, müssten die USA ihre Ressourcen zurückhalten.
Elbridge Colby
Währenddessen ist Russland in Europa nicht einmal die größte Volkswirtschaft und die EU oder die NATO, je nachdem, wie man sie definiert, übertrifft die russische Wirtschaft, selbst eine russische Kriegswirtschaft, bei weitem. Wenn die Europäer wirklich wollen würden, könnten sie die russische Militärmacht ohne weiteres ausgleichen. Und das, was meine Rhetorik gegenüber Europa etwas schärfer macht, sind zwei Dinge. Erstens will ich ein Gefühl der Dringlichkeit vermitteln, denn offensichtlich haben die Europäer die Amerikaner jahrzehntelang ignoriert, oder?
Ich meine, offensichtlich. [US-Verteidigungsminister] Robert Gates hielt vor zehn Jahren eine Rede, die höflich angehört – und völlig ignoriert wurde. Barack Obama hat mal etwas gesagt. Im Grunde hat Donald Trump Ergebnisse in Bezug auf die europäischen Verteidigungsausgaben erzielt, aber wir sind bei weitem noch nicht da, wo wir sein müssten. Joe Biden kehrte zur alten Methode des Nettseins zurück.
Und Tatsache ist: Sowohl die Trump-Administration als auch die Biden-Administration haben das gleiche, so genannte „Force Planning Construct“ des Verteidigungsministeriums. Das sagt Ihnen, welche Art von Militär Sie bauen wollen. Dieser Plan konzentriert sich darauf in einem potentiellen Krieg fähig zu sein, die Chinesen zu schlagen – was wir uns aktuell nicht zutrauen, da wir nicht in der Lage sind, gleichzeitig zwei Kriege zu führen. Wenn also ein Krieg in Asien ausbricht, müssen sich die USA darauf konzentrieren. Das wird Europa noch verwundbarer machen. Wenn ein Krieg zuerst auf dem europäischen Kontinent ausbricht gilt das erst recht: Bei einem Krieg um Europa, auch um die NATO, müssten die USA ihre Ressourcen zurückhalten.
Denn wenn wir das nicht täten, würden wir sie aufbrauchen und einsetzen, und dann wären die Chinesen irre, wenn sie sich nicht Taiwan holen würden. Und die historische Analogie, die ich hier verwende, ist, dass die Franzosen 1940, als die anglo-französischen Streitkräfte in der Schlacht um Frankreich zusammenbrachen, um mehr Hilfe von Großbritannien bettelten. Churchill wollte mehr Spitfires und Hurricanes [Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg ] schicken, um zu helfen, aber die Royal Air Force sagte: „Wenn Sie das tun, sind wir nicht in der Lage, Großbritannien selbst zu verteidigen.“ Und das tat er und am Ende zweifelte niemand an Churchills Entschlossenheit, die Nazis zu besiegen, aber man muss eine durchdachte Entscheidung treffen.
Entschuldigung, 3 Prozent meines Einkommens gehen nicht an meine Kinder oder was auch immer, oder meine Gesundheitsversorgung, es geht für die Verteidigung drauf! Für unsere Verbündeten. Wir machen uns keine Sorgen über eine russische Invasion in North Dakota.
Elbridge Colby
Also ein Teil von all dem ist die Dringlichkeit und der zweite Teil betrifft besonders Deutschland. Und ich bin ein großer Bewunderer der deutschen Kultur und so weiter und Deutschland und seiner Geschichte – das meiste davon zumindest.
Die Sachen ist aber doch die: Sie und ich wissen, dass Sie es besser machen können. Ich weiß, dass es schwer ist, aber wir alle [hier in Amerika] zahlen 3 Prozent unseres BIP. Entschuldigung, 3 Prozent meines Einkommens gehen nicht an meine Kinder oder was auch immer, oder meine Gesundheitsversorgung, es geht für die Verteidigung drauf! Für unsere Verbündeten. Wir machen uns keine Sorgen über eine russische Invasion in North Dakota.
Während des Kalten Krieges, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach den Gräueltaten und Aggressionen der Nazis, hatte Westdeutschland trotzdem ein unglaublich starkes Militär. Es hatte 1988 12 aktive Divisionen und drei in Reserve. Es hatte eine riesige taktische Luftwaffe. Es war das Rückgrat der NATO-Militärpräsenz. Das war vor 35 Jahren!
In Ihrem Buch sprechen sich auch sehr begeistert über die deutsche Verteidigungsstrategie und -politik in den 80ern. Können Sie das einmal erklären?
Ja, eines der besten strategischen Dokumente, die ich je gesehen habe, ist das deutsche Verteidigungsweißbuch von 1983. Ich meine, ich habe es nur auf Englisch gelesen, aber auf Deutsch ist es sicher noch besser. Es behandelt nicht nur die militärische Bedrohung durch die Sowjetunion, sondern auch die Frage, wie sich diese Bedrohung auf die Politik auswirkt. Natürlich war man sich darüber im Klaren, dass ein Krieg ausbrechen könnte, aber es gab auch die Befürchtung, dass die Sowjets versuchen würden, Westdeutschland zu „Finnlandisieren“ und es zwangsweise an sich zu ziehen, um ihr Modell und ihr Sowjetimperium zu stützen.
Deutschland hat nach dem Kalten Krieg sein Militär aufgrund der Friedensdividende abgebaut, aus Gründen, die ich nachvollziehen kann. Aber das ist vorbei! Das ist eine Erklärung, keine Entschuldigung. Jeder hat schwierige Herausforderungen. Wir, die USA, haben es mit China zum ersten Mal in unserer Geschichte mit einem ebenbürtigen Gegner zu tun, zumindest in den letzten mehr als hundert Jahren.
Für mich besteht die moralische Verpflichtung Deutschlands nicht im Pazifismus, das ist klar.
Elbridge Colby
Und Deutschlands und Europas Verteidigungspolitik hat nicht darauf reagiert, als wir es versucht haben nett zu erklären. Jetzt müssen wir etwas Schärferes versuchen. Und diejenigen, die Sie nicht in diese Richtung drängen [die Biden-Regierung], tun Ihnen keinen Gefallen, denn die Realitäten, von denen ich spreche, sind strukturell und sie werden bestehen, egal wer die Wahl 2024 oder 2028 oder 2032 gewinnt.
Und wenn Sie nicht darauf vorbereitet sind, werden Sie ungeschützt sein. Und ich möchte nicht, dass Sie [Russland] ausgesetzt sind, aber wie es in einem berühmten italienischen Roman heißt, es müssen sich die Dinge ändern, um gleich zu bleiben. Für mich besteht die moralische Verpflichtung Deutschlands nicht im Pazifismus, das ist klar.
Ich meine, Heiko Maas ist immer herumgegangen und hat immer von „people power“, der Macht der Menschen, gesprochen – schön und gut aber am Ende des Tages sahen die Sowjets eine Front von deutschen und amerikanischen Truppen und eine Menge Atomwaffen und entschieden sich, dass es sich nicht lohnt, einen Angriff zu versuchen.
Niemand hat mehr von der kollektiven Verteidigung durch die NATO profitiert als Westdeutschland, während andere Länder wie Polen unter der sowjetischen Besatzung gelitten haben. Und, wissen Sie, ich versuche, nicht zu sehr auf den Putz zu hauen, aber von allen NATO-Ländern sollte da dann nicht Deutschland ein gewisses Gefühl der kollektiven Verpflichtung haben, oder?
Die Deutschen sagen: „Oh, wir brauchen mehr Zeit.“ Wir haben keine Zeit! Wir, die USA, haben die Zeit vergeudet in Asien und Ihr habt die Zeit vergeudet, wenn es um Europa geht!
Elbridge Colby
Für ein Land, das sich rühmt, ein moralischer Anführer zu sein: Angela Merkel reiste buchstäblich in unser Land und sagte, sie sei die Führerin der freien Welt. Okay, dann wollen wir mal sehen, dass ihr das auch militärisch durchzieht.
Wie sollten aus Ihrer Sicht, von der Größe her, dann so eine moderne deutsche Armee aussehen?
Die genaue Zusammensetzung in Brigaden, Divisionen, Korps können Militärspezialisten diskutieren. Im Wesentlichen braucht es europäische NATO-Armeen, die den Russen die Möglichkeit nehmen, in NATO-Gebiet einzudringen und wichtige Gebiete einzunehmen und zu halten. Polen und Finnland zu verteidigen ist durchaus machbar. Ich denke, bei den baltischen Staaten ist es schwieriger, aber ich denke, mit einer bedeutenden deutschen Anstrengung wäre das machbar.
Ich schätze, es würde viel weniger brauchen als das, was die Bundesrepublik, die damals zwei Drittel der Größe des heutigen Deutschlands hatte, 1988 getan hat. Es geht also vor allem darum, wieder ins Spiel zu kommen. Wissen Sie, die Deutschen sagen: „Oh, wir brauchen mehr Zeit.“ Wir haben keine Zeit! Wir, die USA, haben die Zeit vergeudet in Asien und Ihr habt die Zeit vergeudet, wenn es um Europa geht!
Eisenhower hätte einen Herzinfarkt angesichts der derzeitigen Situation.
Elbridge Colby
Das Hauptproblem ist, dass die NATO nach wie vor zu sehr von den Amerikanern abhängig ist. Wenn sie das tut, dann ist das aus den von mir genannten Gründen ein großer Fehler. Sie bauen also eine Sandburg. Dabei sollte Deutschland der Eckpfeiler der europäischen Verteidigung sein. Amerika soll meiner Meinung nach, in gewisser Weise involviert bleiben, z.B. bei Atomwaffen. Aber Europa sollte die Hauptverantwortung für seine eigene Verteidigung übernehmen.
Eisenhower hätte einen Herzinfarkt angesichts der derzeitigen Situation. Eisenhower sagte, es wäre ein großer Misserfolg, wenn überhaupt noch amerikanische Truppen in Europa wären, so lautet, glaube ich, sein Zitat. Also, wissen Sie, das soll eine Partnerschaft sein.
NATO-Generalsekretär Anders Rasmussen kommt nach Washington, um uns über das Paket für die Ukraine und so weiter zu belehren, und dann frage ich mich: Wie haben sich die Verteidigungsausgaben der europäischen Länder entwickelt, als Sie Generalsekretär der NATO waren, Herr Rasmussen? Wie wäre es mit viel weniger dieser hochtrabenden Rhetorik und der Aussage, wie wichtig die Amerikaner sind – davon profitieren die Leute hier in Washington, aber es nützt den normalen Amerikanern nichts.
In Deutschland gibt es im politischen Spektrum ja auf der einen Seite die Mitte-Links und Mitte-Rechts-Parteien, die sich zum transatlantischen Bündnis bekennen, aber nur wenig konkret für die Aufrüstung der Bundeswehr tun. Auf der anderen Seite gibt es weit links und rechts, diejenigen, die Amerika eher als eine Art imperiale Bedrohung sehen und wiederrum selbst die Nähe zu Moskau suchen, was würden Sie denen sagen?
Nun, ich meine, es sind die Deutschen, die das unter sich selbst entscheiden müssen. Ich bin ja für die Demokratie.
Aber wenn Sie das transatlantische System retten wollen, dann müssen Sie mehr tun. Wie all diese Leute große Sprüche über die NATO reißen und dann nichts tun – so funktioniert das nicht. Wenn Sie das also retten wollen, dann machen Sie diese „Zeitenwende“ auch wirklich. Ich meine, was AKK, als sie Verteidigungsministerin war, in einer großen Rede gesagt hat, ich glaube im Jahr 2020. Alles schön und gut, wäre großartig. Aber dann tun Sie es einfach!
Deutschland ist ein sicheres Land, hat anerkannte Grenzen, niedrige Militärausgaben in den letzten 30 Jahren. Es scheint mir, dass Sie das System aufrechterhalten wollen, aber Sie müssen Ihren Teil dazu beitragen. Ich meine, wir sind doch alle erwachsen. Wir geben alle über 3 Prozent des BIP aus. Ihr gebt ca. anderthalb Prozent aus. Ich meine, kommt schon. Kommen wir hier auf den Boden der Tatsachen zurück.
Von Politikern in Europa wird aktuell oft das Argument gebracht, dass es bei der Unterstützung der Ukraine auch darum ginge, Xi in China von einer Invasion Taiwans abzuhalten. Was halten Sie davon?
Das Argument mit der Verbindung zwischen der Ukraine und Taiwan kann ich verstehen, weil es den europäischen Interessen hilft. Ich glaube nur nicht, dass es wahr ist. Glaubwürdigkeit spielt sicher in menschlichen Angelegenheiten und in Krieg und Frieden eine Rolle. Ich glaube nur nicht, dass für Taiwan die Ukraine der primäre oder auch nur sekundäre Faktor ist. Der Hauptfaktor wird das militärische Gleichgewicht vor Ort sein. Der Grad der amerikanischen Entschlossenheit und der japanischen und taiwanesischen Entschlossenheit, sich zu verteidigen.
Das soll nicht heißen, dass der Einsatz in der Ukraine nicht wichtig ist. Es ist wichtig und es ist eine gerechte Sache. Das ist nicht das Problem. Aber wenn das Schicksal Taiwans wirklich in der Ukraine entschieden werden würde, dann wäre China viel direkter involviert – es würde wahrscheinlich Streitkräfte entsenden. Schließlich ist Taiwan für China von entscheidender Bedeutung.
Wir müssen heute, morgen, in einem Jahr und in fünf Jahren bereit sein.
Elbridge Colby
Aber natürlich sieht man das überhaupt nicht. Vielmehr verhalten sich die Chinesen so, wie ich es erwarten würde: Sie versuchen, den Krieg fortzusetzen, die Russen zu unterstützen, ohne den vollen Preis zu zahlen, und versuchen, das Kräfteverhältnis und das Gleichgewicht der Entschlossenheit vor Ort zu ihren Gunsten zu verschieben.
Ich denke, dass wir unsere Position im Pazifik durch unsere Überbetonung der Ukraine geschädigt haben: Einige Waffen, direkte Kompromisse bei den Waffen, die auch nach Taiwan gehen könnten, aber mehr noch das Geld, das wir geschickt haben und der politische Wille des amerikanischen Volkes. Ich meine, gerade jetzt haben wir in den Vereinigten Staaten eine große Diskussion über das große Paket zur US-Grenzsicherung, zur Ukraine und mehr. 60 Milliarden davon gehen an die Ukraine, ein ganz kleiner Teil davon geht möglicherweise nach Asien. Wir wissen nicht einmal genau, wie viel. Wenn man einen chinesischen Angriff auf Taiwan verhindern will, sollte man sich darauf konzentrieren, einen chinesischen Angriff auf Taiwan zu verhindern. Punkt.
Eine letzte, etwas spekulative Frage: Wann denken Sie könnte es denn zu einer Invasion Taiwans kommen? Vor Xi Jinpings gesetzter Frist für die Militärbereitschaft bis 2027?
Ich glaube, niemand von uns weiß, was Xi Jinping wirklich denkt. Ich denke, dass sich ihr Militär in den letzten Jahren deutlich verbessert hat. Wenn man also Xi wäre, würde man sich vielleicht entscheiden zu warten, bis das Militär in einer besseren Verfassung ist. Andererseits war das deutsche Oberkommando 1939 dagegen, in den Krieg zu ziehen, aber Hitler sagte: Naja, wissen Sie, Sie werden nie besser vorbereitet sein, die Wirtschaft wird nie besser sein, im Gegenteil werden die Alliierten besser bewaffnet sein. Also werden wir jetzt es jetzt machen. Leider hatte er Recht.
Admiral Paparo war vor kurzem bei seiner Bestätigungsanhörung im Senat für den Posten als Befehlshaber des US-Pazifikkommandos. Und er wies darauf hin, dass 2027 nur ein Zeitplan für die Entwicklung der Streitkräfte ist, aber das bedeutet nicht, dass sie nur danach angreifen werden, sie könnten auch vorher angreifen, wir wissen es nicht. Wir müssen also, wie er sagte, heute, morgen, in einem Jahr und in fünf Jahren bereit sein. Die Realitäten, von denen ich spreche, werden also Bestand haben.
Vielen Dank für das Interview!
Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview gekürzt, sprachlich angepasst und in der Struktur optimiert. Das gesamte Original-Interview auf Englisch finden Sie hier:
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Es spricht wieder einmal fuer Apollo-news, dass ihr ein solche Interview ermoeglicht und professionell abliefert.
So etwas gibt es bei MSM seit Scholl-Latour nicht mehr.
Danke.
Heute ab 17:00 Gedenkveranstaltung der AfD in Magdeburg.
U.a. mit Alice Weidel!
https://www.youtube.com/watch?v=nxmSoRXpsv4&list=TLPQMjMxMjIwMjQR1vwFMkZecw&index=4
Macht euch auf den Weg …man sieht sich in Magdeburg 😉
Tja, würde man hier nicht Milliarden für Administration und Bürokratie (Wasserkopf), Migration, Bürgergeld, Finanzierung linker NGOs, nutzlose Subventionen (Energiewende, grüne Industrie, …) und schwachsinnige Auslandshilfen zum Fenster raus blasen dann wäre es Deutschland sicher wirtschaftlich und militärisch ein Eckpfeiler in Europa zu sein.
So sind wir halt eine ökosozialistische Scheindemokratie die in vielen Bereichen mittlerweile völlig dysfunktional ist.
Den Slogan und das Ziel: America First“
darf man getrost als Drohung gegen den „Rest der Welt“ verstehen.
Wer glaubt den Amis gehe es darum gutes für andere Nationen zu tun, der ist schon sehr naiv.
Großes Kompliment für eure Arbeit, Apollo!
Ach was!
Ich schlage vor, wir ziehen uns stattdessen alle naturleinene Nachthemden an, setzen uns gegenseitig Blumenkränze auf den Kopf , und tanzen singend, und uns um uns selber drehend, zu der Mudik von „Feine Sahne Fischfilet“ in die europäische Abenddämmerung…..
Seit Wegfall des Systemgegensatzes ist Russland ein natürlicher Verbündeter der USA in der eurasischen Balance of Power und die Nordflanke. Die Russen brauchen den US Rückhalt gegenüber China bezüglich Sibiriens Bodenschätzen. Die Ukraine ist hierbei nur ein Hinterhof Konflikt, der von den USA im Einverständnis moderiert gehört. Beide Seiten haben ein übergeordnetes Interesse an einer solchen Allianz. Im eurasischen Kontext gehört Russland zum Westen. Das hat schon Kissinger erkannt.