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Blick aus Großbritannien

„Ein Hauch von Schadenfreude“: Die Financial Times rechnet mit der deutschen Wirtschaftspolitik ab

In einer ausführlichen Analyse rechnet die Financial Times mit der deutschen Wirtschaft ab. Die Zerstrittenheit der Ampelregierung wird als negativer Einflussfaktor erwähnt.

Auch im Ausland bleibt die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland nicht verborgen. (Symbolbild Imago)

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In einer ausführlichen Analyse rechnet die Financial Times mit der deutschen Wirtschaft und dem Versagen der Politiker ab. Die Zeitung zeigt auf, wie die Auto- und Chemieindustrie sowie die Baubranche durch hohe Energiekosten, Steuern und Arbeitskosten in die Krise getrieben wurden. Sie berichtet über den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und den desolaten Zustand der Infrastruktur nach jahrzehntelanger Unterinvestition. Man lässt kein gutes Haar an der deutschen Wirtschaftspolitik übrig. Doch Mitleid gibt es keines: „Nach jahrelangen herablassenden Vorträgen aus Berlin über Reformen und Haushaltsdisziplin könnte man dem Rest Europas verzeihen, wenn man einen Hauch von Schadenfreude verspürt“.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die „düsteren“ Warnungen von Wirtschaftsverbänden laut der Financial Times lange ignoriert und zurückgewiesen – er berief sich auf das Sprichwort: „Händler jammern immer.“ Dieser Aussage stellt die Financial Times die Worte Theodor Weimers, des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse, gegenüber: Deutschland sei auf dem Weg zum „Entwicklungsland“.

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Die Financial Times sieht es als Zeichen der Schwäche der Regierungskoalition an, dass Olaf Scholz ein Treffen mit Wirtschaftsspitzen abgehalten habe, ohne Habeck und Lindner einzuladen, während Lindner seinen eigenen Gipfel veranstaltete. Der Artikel zeichnet das Misstrauen der Wirtschaft gegenüber der Politik nach. Denn die Arbeitgeber schenken den Worten des Bundeskanzlers, dass sich die Situation bessern soll, keinen Glauben mehr.

Ausführlich berichtet die Financial Times über den Arbeitsplatzabbau bei VW und dem Autozulieferer ZF. Auch die wirtschaftlich schlechte Situation bei Thyssenkrupp wird erwähnt. Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), wird zitiert, wie er im September sagte: „Die Deindustrialisierung ist eine reale Gefahr.“ Denn ein Fünftel der Industrieproduktion in Deutschland könnte bis 2030 verschwinden, sagte er. Wie die Financial Times berichtet, sind seit 2018 60.000 Arbeitsplätze in der Autoindustrie verloren gegangen – fast acht Prozent der Beschäftigten in der Autoindustrie. 

Am Ende des Artikels zitiert die Financial Times hoffnungsvolle Worte von Wirtschaftsminister Robert Habeck, dass ein Wirtschaftswachstum möglich sei. Ja, räumte er ein, das Umfeld sei „unbefriedigend“. „Aber wir sind dabei, uns aus dieser Situation herauszuarbeiten, wie wir es so oft in unserer Geschichte getan haben“, sagte er. „Wir werden uns befreien.“ Angesichts der vorhergehenden Analyse, die die Fehler der Ampelregierung und den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands belegt, erscheinen diese Worte jedoch leer.

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