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Riesa

Dunkelflaute und teurer Strom: Feralpi führt sein Stahlwerk inzwischen „nach Wetterbericht“

Das Stahlwerk Riesa wird inzwischen nach dem Wetterbericht geführt – Strompreise entscheiden kurzfristig über Produktion oder Stillstand. Die extremen Preisschwankungen sind zur größten Herausforderung für den Betrieb geworden.

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Der Leiter des Stahlwerks in Riesa, Uwe Reinecke, sagt, dass Produktion und Betrieb inzwischen vom Wetterbericht abhängen. (IMAGO/Andreas Weihs)

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Der Leiter des Stahlwerks in Riesa, Uwe Reinecke, erklärt, dass man die Produktion und den Betrieb des Werks mittlerweile an den Wetterbericht koppele. Wie er der Sächsischen Zeitung bei einer Führung erklärte, stehe sein Werk und das Unternehmen Feralpi im Branchenvergleich dennoch solide da, sei jedoch ebenfalls von der anhaltenden Schwäche der Baukonjunktur betroffen.

Die Sicherung der Vollbeschäftigung sei vor allem durch eine stärkere Ausrichtung auf Auslandsmärkte gelungen. Die geografische Lage von Riesa habe sich dabei als Vorteil erwiesen, insbesondere für Lieferungen nach Osteuropa. Projekte in Polen, Tschechien und der Slowakei hätten rückläufige Abnahmen in Deutschland ausgeglichen. Für die kommenden Monate und auch mit Blick auf das Jahr 2026 sprach Reinecke von einem „guten Auftragsbestand“.

Als eine der größten Herausforderungen nannte Reinecke die stark schwankenden Energiepreise. Das Elektrostahlwerk arbeite mit sehr kurzen Produktions- und Lieferzyklen, weshalb Preisbewegungen unmittelbar durchschlügen. Immer wieder komme es auch zu sogenannten Dunkelflauten, in denen der Preis pro Megawattstunde auf über 300 Euro steige und die hohen Kosten dazu führten, dass die Produktion zeitweise eingestellt werden müsse. Reinecke erklärte daher: „Aber gut, wir führen das Stahlwerk nach Wetterbericht, so weit ist es leider gekommen.“

Der Werksdirektor äußerte auch die Hoffnung auf mehr politischen Pragmatismus bei der Energiewende. Die Industrie müsse der Transformation folgen können, um Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Konkret formulierte Reinecke vier Forderungen an die Politik. Dazu zähle ein verlässlicher Industriestrompreis von fünf Cent brutto je Kilowattstunde, unabhängig von den dafür gewählten Instrumenten.

Zudem forderte er einen wirksameren Schutz vor unfairem Außenhandel, da zunehmend günstig produzierter und nicht klimafreundlich hergestellter Stahl aus Ländern wie Indien oder China auf den europäischen Markt dränge. Als weitere Voraussetzung nannte Reinecke eine verlässliche Zuteilung von CO2-Zertifikaten, um laufende Investitionen fortsetzen zu können. Das Riesaer Werk, das überwiegend mit Stahlschrott arbeite, sei bei der CO2-Reduzierung bereits vergleichsweise weit.

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Neben der Automobilindustrie ist die Stahlindustrie in den letzten Jahren zum Sorgenkind der deutschen Wirtschaft geworden. Zwischen Januar und August 2025 exportierte Deutschland Stahl, Eisen und daraus gefertigte Erzeugnisse im Gesamtwert von 39,9 Milliarden Euro. Damit lagen die Ausfuhren um 4,8 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte mit, dass dies den niedrigsten Wert für die ersten acht Monate eines Jahres seit 2021 darstellt – damals betrug das Exportvolumen 36,7 Milliarden Euro.

Übergreifend liegt die Ursache für den Einbruch der Industrie in den Folgen der grünen Transformation, die die gesamte Branche zunehmend unter Druck setzt. Die Situation stellt sich wie folgt dar: Nach den deutschen Klimazielen müssen in der Bundesrepublik ansässige Stahlhersteller wie Thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter ihre Produktion bis spätestens 2045 vollständig dekarbonisieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die herkömmlichen Hochöfen, die bislang mit Kohle betrieben wurden, schrittweise stillgelegt werden. Künftig soll Stahl ausschließlich mithilfe von Eisenerz und grünem Wasserstoff in sogenannten Direktreduktionsanlagen (DRI) erzeugt werden. Das zentrale Problem dabei liegt in den enorm hohen Produktionskosten für klimaneutralen Stahl.

ha

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20 Kommentare

  • Am Ende der Transformation steht wahrscheinlich eine Art Winterschlaf von November bis Februar für weite Teile der deutschen Industrie oder was davon übrig bleibt.

    • Die produzieren halt für eine gewisse Zeit nicht mehr. Seit Habeck völlig normal.

  • Die Chinesen können zeitweise auch nicht produzieren. Immer wenn sie Nachrichten aus Deutschland lesen – dann kriegen sie Lachkrämpfe.

  • Uwe Reinecke, Leiter des Stahlwerks, ist 1965 geboren – der wird diesen Irrsinn jetzt noch zwei, drei Jahre ertragen, bekommt dann eine nette Abfindung und wird für seinen Ruhestand finanziell gut vorgesorgt haben. An seiner Stelle würde ich es genauso machen.

  • Hört und liest sich gut, Lt. Habeck!

  • Die Industrie müsse der Transformation folgen können, um Standorte und Arbeitsplätze zu sichern.

    Und hat er sich schon einen neuen Standort ausgesucht oder was glaubt der Typ, wie diese Transformation am Ende aussieht?

    • Der transformiert lediglich seine Abfindung und der Rest ist ihm egal.

  • So kann man keine Industrienation erfolgreich am Weltmarkt positionieren, aber wir werden bald ganz heftig wachgerüttelt. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt und die Verteilungskämpfe stattfinden, wird es noch ungemütlicher auf Deutschlands Straßen, da bin ich mir sicher.

    • Laut Wahlergebnis, hat der Großteil der Bevölkerung genau das gewählt. Grüne und SPD haben nie mit ihren Plänen hinter dem Berg gehalten … genauso wie damals der Landschaftsmaler. Dass die CDU keine Alternative ist sondern den AKW-Ausstieg beschlossen hat ist ebenso bekannt. Meine Mitbürger haben es alle verdient und ich gönne es denen von Herzen.

  • Immer diese Vorhersagungen der Rechten. Echt jetzt!

  • Jeder Techniker und jeder bei klarem Verstand, der sich mit Stahlproduktion auskennt klassifiziert diese Aussage von Herrn Reinecke als pure Luftnummer. Kein Hochofen kann einfach mal so hoch und runterfahren. Das Anfahren von Walzstraßen ist extrem energieintensiv und maximal herausfordernd. Entweder kommt dieser Herr aus der Philosophie oder ist zumindest dem „Habeckschen Denken“ verfallen. Betriebswirtschaftlich ist das keinesfalls durchzuhalten. Ich gehe davon aus, das diese Firma nicht mehr lange am Markt existiert.

  • So ein richtig heller Kopf scheint der Chef Uwe Reinecke auch nicht zu sein. Hofft auf staatliches Entgegenkommen, haha. Kann er seinen Mitarbeitern erklären, wenn 2026 Schicht im Schacht ist. Manche begreifen es nie.

    • Der steht doch kurz vor der Rente, dem passiert nix mehr. Der hat auch deshalb gut reden.
      Das ist wie bei Politikern und ex-Militärs, die nichts mehr zu melden haben, aber dann plötzlich mit völlig neuen Ansichten kommen, die sie sich während des Berufslebens unterdrückt haben.

  • Dachte immer Dunkelflaute sei ne Erfindung der Rechten. Irgendwie blöd jetzt.

  • „Nach den deutschen Klimazielen müssen in der Bundesrepublik ansässige Stahlhersteller wie Thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter ihre Produktion bis spätestens 2045 vollständig dekarbonisieren.“ 🤡
    Ja, das kriegen die auf jeden Fall hin. Plastik und recyclebare Materialen in die gelbe Tonne.
    Stahl zum Recycler. Den Bauschutt in Grube. Und das Fensterglas zum Spezialentsorger. Und dann werden auf der Fläche der ehemaligen Stahlwerke „grüne“ Solarzellen aufgestellt, die bei Dunkelflaute vor sich hinstehen.
    Thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter sind dann mittlerweile im Ausland, wie die anderen auch.

  • „Der Werksdirektor äußerte auch die Hoffnung auf mehr politischen Pragmatismus bei der Energiewende. Die Industrie müsse der Transformation folgen können, um Standorte und Arbeitsplätze zu sichern.“
    Na dann lasst euch mal transformieren.
    Standorte und Arbeitsplätze werden danach wohl nicht mehr da sein.
    Wie wäre es, sich den Kritikern der „Transformation“, eigentlich Zerstörung, anzuschliessen?

  • Ein allseits bekannter Schwac……kopf meinte ja, die Industrie müsse angebotsorientiert produzieren. Das beginnt dann so, wie diese Stahlfirma arbeitet und sich nach dem Angebot von Wind und Wetter richtet. Evtl. unter Zuhilfenahme eines Schamanen, der den Wettergott besänftigt. 🤡
    Der zweite Schritt ist dann, dass sich die angebotsorientierte Firma eben nach dem Angebot richtet, wenn im Ausland der zuverlässige 24/7 Strom einen Bruchteil von dem einheimischen Strom kostet. Die Firmen wandern aus. Genau das machen sie ja derzeit. 🙁

    • Und das ist auch gut so, liebe Genossinen und Genossen. Denn den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Merz noch Klingbeil auf.
      Oder anders gesagt: Lernen durch Schmerzen.

  • Die Kardaschow-Skala zeigt die Stellung einer Zivilisation im Universum.
    Die Menschheit liegt derzeit bei einem Wert von ca. 0,7
    Ich bin mir sicher, dass die EU weit darunter liegt und wir mit grünen Khmer & Co uns auf einen Wert von 0,2 bewegen!

    Kurzzusammenfassung:
    Die Kardaschow-Skala klassifiziert Zivilisationen nach dem Umfang der Energie, die sie kontrollieren und nutzen können, und setzt diesen Energieverbrauch mit ihrem technologischen Entwicklungsstand im Kosmos gleich.
    Der Platz einer Zivilisation im Kosmos lässt sich durch ihren Energieverbrauch bestimmen: Je größer der kontrollierte Energiefluss, desto höher ihr technologischer Entwicklungsgrad – ein Konzept, das in der Kardaschow-Skala formalisiert ist.
    In der Kardaschow-Skala wird Fortschritt nicht an Wissen oder Moral gemessen, sondern an der Fähigkeit einer Zivilisation, Energie auf kosmischen Skalen zu beherrschen.

    Im kosmischen Sinn versagen die EU und die grünen Khmer auf ganzer Linie!

  • Dumm, dümmer – Energiewende!
    Das ist keine Wende, dass ist der Todesstoß für viele.

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