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Preisexplosion

DIW-Studie zeigt: Eklatante Fehler der EZB ließen Inflation eskalieren

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) kommt zu dem Ergebnis, dass die EZB die Inflation durch ihre laxe Politik massiv befeuert hat. Im August 2022 erreichte die Inflation mehr als 10 Prozent. Der Studie zufolge hätte sie bei einem rechtzeitigen Eingreifen der EZB nicht einmal drei Prozent betragen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde

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Einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation durch ihre laxe Geldpolitik massiv befeuert. Im August 2022 war die Inflationsrate in der Eurozone auf über zehn Prozent geklettert. Hätte die EZB jedoch schon Mitte 2021 mit der schrittweisen Anhebung der Leitzinsen begonnen, hätte die Teuerungsrate auf maximal drei Prozent begrenzt werden können.

Trotz des Anstiegs der Inflation ab Mitte 2021 und deren sprunghafter Zunahme nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 zögerte die Europäische Zentralbank (EZB) lange mit einer Zinsanhebung. Die Nullzinspolitik wurde erst im Juli 2022 beendet. „Die EZB begründete ihre zögerliche Antwort unter anderem damit, dass sie mit ihrer Geldpolitik keinen Einfluss auf die Energiepreise nehmen könne“, so Studienautor Ben Schumann. „Die Annahme ist aber falsch, wie unsere Beobachtungen zeigen. Sie hätte somit die letzte Inflationswelle direkt an der Wurzel bekämpfen können.“

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Während der Corona-Pandemie wurde die Geldmenge massiv aufgebläht. Allein 1,85 Billionen Euro hat die EZB im Rahmen eines Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP) aufgenommen. Hiermit wurden Anleihen direkt von Banken erworben. Diese hatten dann wiederum mehr Kapital zur Verfügung, und Kredite konnten unter laxen Voraussetzungen vergeben werden.

Zudem hatte die EU erstmals ein Programm zur gemeinsamen Schuldenaufnahme aufgelegt. Über diesen Hebel hatte die EU noch einmal Schulden in der Gesamthöhe von 750 Milliarden Euro aufgenommen. Zudem wurde die Inflation noch durch weitere Faktoren getrieben. Auch die Lieferengpässe sowie die infolge des Ukraine-Kriegs gestiegenen Energiepreise haben zu den höheren Inflationsraten beigetragen.

Die EZB hätte nach Auffassung des DIW den Anstieg der Inflation trotz dieser Umstände deutlich begrenzen können. „Durch die höheren Zinsen hätte die EZB auch ein klareres Bekenntnis zur Inflationsbekämpfung gegeben. Dies hätte den Inflationsdruck so gesenkt, dass die Inflation nach dem russischen Angriffskrieg nicht so stark gestiegen wäre“, so DIW-Ökonom Schumann.

Um die Wirtschaft und auch die Staatshaushalte, insbesondere der südlichen Euro-Staaten, nicht weiter zu belasten, entschied man sich jedoch wohl gegen eine Anhebung des Zinsniveaus. Auch das DIW verfolgt diese Theorie. Demnach hätte bei einer schrittweisen Zinserhöhung das BIP in der Eurozone zwar um drei Prozent abgenommen, sich bis Ende 2023 aber auch wieder erholt, so das Institut. Die EZB hat damit jedoch abermals ihr primäres Mandat, Preisstabilität im Euroraum zu garantieren, verletzt.

Inzwischen ist die Inflation wieder abgeebbt. Über die vergangenen drei Jahre musste man jedoch eine massive Steigerung des Preisniveaus hinnehmen. Im September 2024 lag die Inflationsrate nach offiziellen Zahlen noch bei 1,6 Prozent. Die Kerninflation – also die Teuerungsrate, bei der die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden – liegt jedoch noch immer bei 2,7 Prozent. Am Donnerstag steht die nächste Zinsentscheidung der EZB bevor. Dass die EZB den Leitzins um 25 Basispunkte, also um 0,25 Prozent senken wird, gilt bereits als ausgemacht. Experten halten jedoch sogar eine Senkung um 50 Basispunkte auf 3 Prozent für möglich.

Druck für eine raschere Senkung machen ausgerechnet Frankreich und Deutschland. Den Franzosen macht insbesondere der marode Staatshaushalt Sorgen. Das Defizit liegt aktuell bei rund sechs Prozent des BIP. Regierungschef Michael Barnier hat deswegen nun ein umfassendes Sparprogramm angekündigt. Sinkende Zinsen würden den Haushalt jedoch schon empfindlich entlasten. Allein die Zinszahlungen für die Staatsschulden kosten Frankreich aktuell fast 60 Milliarden Euro, was rund fünf Prozent des BIPs entspricht. In Deutschland ist es insbesondere die schwächelnde Konjunktur, weshalb auch die Ampel auf sinkende Leitzinsen hofft.

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