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Hessen

Ditib-Imam singt Koran-Verse bei Einschulungsfeier

Während einer Einschulungsfeier in Stadtallendorf rezitierte ein Imam die erste Sure des Korans, „Al-Fatiha“, vor den Schülern. Recherchen von Apollo News zufolge gehört dieser Imam zur lokalen DITIB-Moschee.

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Bilder der Einschulung in Stadtstallendorf, Screenshot X

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Während der Einschulungsfeier in einer Grundschule im hessischen Stadtallendorf rezitierte ein Imam vor den Schülern die erste Sure des Korans, die „Al-Fatiha“. Apollo News-Recherchen zeigen, dass dieser Imam zur im Ort ansässigen DITIB-Moschee gehört.

„Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten, dem Gnädigen, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe. Führe uns auf den geraden Weg“ heißt es. Schüler lauschten dem Imam, während dieser die Einleitung in den Koran sang.

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Im Nachgang zu dieser öffentlichen Zeremonie gab es für die muslimischen Schüler noch eine Feier in der örtlichen DITIB-Moschee, wie aus Instagram-Beiträgen der Gemeinde hervorgeht. Die Nordschule reagierte auf eine Apollo News-Anfrage zunächst nicht.

https://twitter.com/Shinsho_ni/status/1828831485056762235

In Hessen ist ein juristischer Streit um den islamischen Religionsunterricht entbrannt, bei dem der Moscheeverband DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) versucht, seinen Einfluss auf den Unterricht an Schulen zu sichern. DITIB, eine Organisation, die der türkischen Religionsbehörde untergeordnet und somit eng mit der Regierung Erdogans verbunden ist, möchte durchsetzen, dass hessische Schüler ausschließlich ihren bekenntnisorientierten Religionsunterricht besuchen und der staatlich organisierte, wissensorientierte Islamunterricht beendet wird.

Der Hintergrund dieses Konflikts geht auf das Jahr 2013 zurück, als Hessen die Zusammenarbeit mit DITIB beendete. Diese Entscheidung fiel aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken, die sich aus der engen Verbindung der Organisation zur türkischen Regierung ergaben. 2019 reagierte die hessische Landesregierung auf diese Situation, indem sie eine eigene, säkularisierte Version des islamischen Religionsunterrichts einführte. Dieser Unterricht sollte politisch neutral sein und wurde als Alternative zu dem von DITIB angebotenen Unterricht etabliert.

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DITIB akzeptierte diese Entscheidung nicht und zog vor Gericht. Der hessische Verwaltungsgerichtshof entschied 2022, dass das Land Hessen nicht berechtigt sei, den Religionsunterricht von DITIB einzustellen, obwohl ein Gutachten eine mögliche politische Einflussnahme durch die Türkei andeutete. Das Gericht urteilte jedoch, dass eine Kooperation erst dann widerrufen werden könne, wenn eine konkrete politische Instrumentalisierung von DITIB Hessen nachgewiesen werden könne.

Aktuell besuchen etwa 2.200 Schüler den staatlichen Islamunterricht an 20 Grundschulen und fünf weiterführenden Schulen. Dieser Unterricht ist freiwillig und vorerst bis zum Schuljahr 2025/2026 befristet. Im Vergleich dazu zieht der bekenntnisorientierte Religionsunterricht, den DITIB in Kooperation mit dem Land anbietet, rund 1.700 Schüler an.

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