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Die große Reaktion

Europas Rechtsparteien erleben in diesem Jahr einen beispiellosen Aufstieg. Doch hinter dem viel diskutierten „Vibe Shift“ steht erst einmal das bloße, offensichtlich gewordene Scheitern der zentralen Projekte der neuen Linken - an der Realität, nicht an den Bürgern. Erst wenn die Rechte das Wesen des sinkenden Zeitgeists erkennt, findet sie Orientierung. Und die ist dringend notwendig. 

Europas Rechtsparteien auf dem Weg zur Macht: Bardella, Farage und Weidel.

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Der „Vibe Shift“ ist in aller Munde, der große Stimmungsumschwung nach rechts – und er sorgt für viel Kopfzerbrechen. Beschreiben lässt er sich zunächst einmal politisch: In Großbritannien zeigen Umfragen, wie Nigel Farages neu gegründete ReformUK-Partei die jahrhundertealten Tories praktisch im Parlament ersetzen würde. In Frankreich führt Bardella in Umfragen über eine Stichwahl zum Präsidenten gegen alle anderen denkbaren Kandidaten. Im Duell mit dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon – der einzigen anderen politischen Kraft in Frankreich mit Auftrieb – würden sogar 74 Prozent der Franzosen für den Kandidaten des Rassemblement National stimmen. Es sind Zahlen, die bis vor Kurzem undenkbar schienen.

Dahinter stehen erst einmal aber weder die mystifizierten Wahlkampfmethoden von Donald Trump, noch die Genialität der Rechten, noch die Abwendung der Bevölkerung von der Demokratie oder der Aufstand „der Abgehängten“ – sondern schlichtweg das fulminante Scheitern großer linker Ideen, die unsere Gesellschaft sehr lange geprägt haben, und das in relativ kurzer Zeit. Die Politik der offenen Grenzen scheitert zwischen Anschlägen und alltäglich gewordener Gewalt auf den Straßen, die Energiewende scheitert an der Physik, und die Regulierungswut der Klimapolitik hat die deutsche Wirtschaft in eine bedrohliche Abwärtsspirale geschickt. 

Der Zusammenbruch dieser Illusionen und die damit einhergehenden dramatischen Folgen für die Bevölkerung haben die Rechte beflügelt – eine Rechte, die im Wesentlichen keine Ideologie hat außer der Ablehnung dessen, was wir Wokeness nennen, und spätestens in der Außenpolitik flächendeckend beweist, dass sie orientierungslos ist. 

Einen Teil dieses Vibe Shifts vergisst man nämlich gerne: die Wende in der Sicherheitspolitik. Auch hier dominierten bis vor Kurzem linke Lebenslügen: Multilateralismus, globaler Rechtsstaat, die Idee, wir bräuchten eigentlich gar kein Militär mehr und die USA schon gar nicht, der globale Süden sei sowieso die Zukunft, und so etwas wie den Westen gäbe es gar nicht, falls es ihn gäbe, bräuchten wir ihn nicht und ansonsten sei er sowieso schuldig, böse und eine Sache, die es eher zu überwinden gelte. Unvergessen ist der berühmte Moment, als Heiko Maas Donald Trump auslachte, weil dieser von Deutschland gefordert hatte, Nord Stream zu beenden. Heute sind diejenigen, die damals gelacht haben, natürlich besonders beseelte Ukraine-Flaggen-Schwenker und besonders gerne dabei, mit dem Finger auf die AfD und Trump zu zeigen. 

Das verstellt uns den Blick auf das Wesentliche: dass wir plötzlich klare Mehrheiten für Aufrüstung und nationale Verteidigungsbereitschaft haben, für die NATO und ein Abendland, das sich wehren können muss – auch das ist ein rechter Vibe Shift. Toni Hofreiter simuliert jetzt Franz Josef Strauß, das geht zwar nicht auf, ist aber immerhin etwas.

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Die neue Rechte kann man nur verstehen, indem man auf die diffuse Bewegung blickt, gegen die sie sich richtet. Wir haben für sie nicht mal ein Wort: Wokeness, „der Mainstream“, die postmoderne oder die grüne oder die neue Linke. Man kann ihre intellektuellen Ursprünge ergründen, aber schwerlich den Grund ihres Erfolges. Schließlich haben sich ihre Ideen durch ganz verschiedene Parteien realisiert und zwischenzeitlich weite Teile der Bevölkerung durch viele Lager hindurch ergriffen. 

Was auffällt, ist nur, dass alle politischen Fragen, die sie vorantreibt, bestimmte Gemeinsamkeiten haben: Es geht immer um Moral und genauer um Mitleid, und es geht nicht mehr darum, das Leben einer Mehrheit der Bevölkerung in ihrem alltäglichen, wirtschaftlichen Leben besser zu machen – die Ziele sind immer altruistisch und handeln von Entbehrungen für das große, ferne Gute. Hinter allem steht dabei der Gedanke: Der Westen ist schuld, er muss etwas wiedergutmachen.

Das ist der Kern der Politik der offenen Grenzen (die Menschen würden wegen uns fliehen, also müssten wir sie aufnehmen – und unsere Nationalstaaten fußen ohnehin auf Ausbeutung), der Klimapolitik (wir waren es, die den Planeten zerstört haben, also müssen wir etwas tun), unsere Schuld wird im Rassismus genauso gesucht wie in den allgegenwärtigen „patriarchalen Strukturen“. Kurzum: Verschiedenste ideologische Konstruktionen dieser neuen Linken landen am Ende immer bei einem einfachen Ziel – Eigenschaften, die den Westen ausmachen, sollen verschwinden. 

Das allerdings haben weder postkoloniale Intellektuelle sich so ausgedacht, noch sinistre Geheimzirkel – diese Themen sind offensichtlich deshalb so erfolgreich geworden, weil sie eine Sehnsucht in der Bevölkerung bedienen. Das Hadern mit der westlichen Moderne, das übersteigerte Zweifeln an unserer Gesellschaft und Kultur ist allgegenwärtig – selbst der unterschwellige Zweifel am demokratischen System.

Alle auf diesem wie auch immer gearteten anti-abendländischen Gefühl fußenden politischen Ideen sind gescheitert, denn sie halten der Realität nicht stand. Soweit profitiert die Rechte. Ein echter Vibe Shift müsste aber den dahinterliegenden gesellschaftlichen Komplex zerlegen und ihn nicht bloß durch größere, konkrete Probleme überdecken. Er müsste auch ein neues politisches Selbstbewusstsein zu dieser unserer Lebensweise hervorbringen. Das Pro-Westliche in jedem Sinne – das Bekenntnis zu uns selbst – ist die eigentliche Antwort, die auf die sinkende neue Linke folgen müsste.

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31 Kommentare

  • Ich stelle mir die Frage, wer hinter dieser Schuldinszinierung der Linken steckt. Ich glaube nicht, dass die Wokness aus einem Bedürfniss der Bevölkerung entspringt. Hier spielen Kräfte eine Rolle, die eine neue Weltordnung wollen, die Staaten infiltrieren und destabilisieren. Die Grünen und Linken sind die willigen Marionetten dieser Kräfte, da Heimat und Patriotismus für diese schon immer ein Greuel waren. Deshalb wird auch, und vor allem in Deutschland, die Klaviatur des Rassismus und des Faschismus gespielt.

    • „Die Grünen und Linken sind die willigen Marionetten dieser Kräfte, da Heimat und Patriotismus für diese schon immer ein Greuel waren.“

      Das stimmt in dieser Allgemeinheit nicht. Auch früher zeichneten sich die ECHTEN Linken durchaus durch Heimatliebe und Nationalstolz, sowie durch Patriotismus aus.
      Was heutzutage unter dem Label „links“ unterwegs ist, hat mit der echten Linken nur noch wenige Berührungspunkte und glänzt in erster Linie durch Geisteskrankheit im Endstadium.

    • Auf den Punkt habe ich es in meinem obigen Kommentar gebracht.

    • Mit den Schulden und dem wachsenden Sozialstaat wird eine wirtschaftliche Notlage erzeugt, die durch höhere Steuern und Enteignung gelöst werden soll. Am Ende steht der zentrale übergriffige Staat.

  • „Erst wenn die Rechte das Wesen des sinkenden Zeitgeists erkennt, findet sie Orientierung.“

    Wie bitte? Es gibt doch nur Spinner oder Klardenkenker. Die Spinner befinden sich auf der linken Seite, die Realisten reihen sich rechts ein.

    • gibt es zu wenige realisten in D (und A) ?!
      die AFD kommt nicht von fleck.
      die von markus krall oft und gerne vorhergesagten *30% bis weihnachten* haben sich, fuer mich allerdings erwartungsgemaess, nicht realisiert.
      so wird das nix.

      den deutschen geht es offenbar mehrheitlich gar nicht so schlecht.
      die oesterreichischen tourismusvereinigungen jubeln gerade,
      skigebiete und thermen komplett ausgebucht.
      und das ist wirklich kein billiges vergnuegen, viele einheimische leisten es sich mittlerweile nicht mehr.
      60% der gaeste aber sind, wie jedes jahr, deutsche.

      • Die Frage ist nicht, ob es denen gut geht oder nicht, sondern welches Mindset die haben. Auch totalverblödete Volldekadenzler können wohlhabend sein.

        • So ist es.

          2
      • Ich verstehe nicht was Sie mir damit sagen wollen. Habe es aber gelesen.

      • Etliche entfliehen für eine kleine Weile der Realität in Deutschland!

  • Ich vermute, der Kern ist die Alterung der westlichen Gesellschaften. Zukunftsoptimismus braucht eine große Zahl junger Leute, die untereinander, aber nicht gegen etablierte und sicher positionierte Ältere konkurrieren. Die nicht Bedenkenträger und weise sind, sondern anpacken und etwas erreichen wollen. Bei uns sind die Jungen inzwischen in der hoffnungslosen Minderheit und haben gegen die Bestandswahrer keine Chance. Als ich jung war, waren wir viele, und wir glaubten fest daran, wir würden die Welt zum Besseren wenden.

    • Das glauben die jungen Leute heute auch, bloß ist eine bessere Welt für diese Grün!
      Das liegt an der seit Jahren darauf abzielenden schulischen Beeinflussung , von schulischer Bildung wollte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen.

  • Treffende Analyse. Der Vibe Shift muss genutzt werden, um den ganzen Sumpf, der uns dahingebracht hat, trockenzulegen.
    Angefangen bei den Meldestellen, der Antonio Amadeu Stiftung bis hin zum öffentlichen Rundfunk.
    Und dazu wurde der Bürger auch noch Geld sparen – ein klassischer win-win.

    • Kann man nur inständig hoffen, dass das bald auch eine die AfD unterstützende Mehrheit der Wähler so sieht. Davon sind wir noch Lichtjahre – wenn nicht mehr – entfernt.

  • Die Linken werden immer übergriffiger und kollektivistischer, der Preis hierfür ist, dass Grundrechte und damit Freiheit geopfert werden.
    Ob der Erfolg der meistens etatistischen Rechten mit der Wiederherstellung des wirtschaftlichen Wachstumskurses und wachsenden Wohlstandes einhergeht wage ich zu bezweifeln. Dafür muss nämlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Wirtschaft, Bildung und gesellschaftliche Werten wiederhergestellt werden. Und damit sind wir wieder bei der Freiheit des Einzelnen.
    Für Libertäre sehe ich in Europa derzeit leider noch keine Mehrheiten. Bis der Lernprozess in diese Richtung greift, kann man ja zuerst die progressiven Linken Errungenschaften rückabwickeln.

  • „Europas Rechtsparteien erleben in diesem Jahr einen beispiellosen Aufstieg.“
    Wo es (viel) Links gibt MUSS es auch (immer mehr) Rechts geben, das hat was mit dem Gleichgewicht zu tun, das ist Physik! Und somit ist dieses ganze Kampfgebrülle „gegen Rechts“ nicht nur undemokratisch, es ist auch sinnlos, wie man unschwer erkennen kann! Und das ist gut so!

    • Nur leider reicht’s nicht, weil der Michel zu ignorant, zu hysterisch und auch zu faul für ein rechtes Gegengewicht ist.
      Also lässt er sich lieber mit in den Abgrund ziehen.

      • Ich glaub eher, daß er zu ängstlich ist und deswegen bereit ist sich zu fügen, denn Angst macht gefügig. Corona hat`s ganz klar gezeigt!

        • Stimmt. Und zu ängstlich ist er deshalb, weil er beim „Denken“ ein bisschen Pech hat.

          1
  • Auf jeden Fall muss in diesem Land erst einmal gründlich aufgeräumt und das kriminelle Gesindel von der Straße entfernt werden. Das alleine ist schon eine Mammutaufgabe.

    Zugleich müssen die Weichen für die Wirtschaft wieder auf „grün“ gestellt werden, damit der Zug wieder ins Rollen kommt, bevor er komplett kollabiert.

    Dazu braucht es grundlegende Entscheidungen mit soliden Mehrheiten, Für diese Mehrheiten ist der Bürger zuständig. Da der Bürger weiß, dass das Verbrecherkartell von der Brandmauer nicht lassen will, MUSS er an der Wahlurne die sich daraus ergebenden Konsequenzen ziehen. Tut er das nicht, darf er sich auch über sein – selbsterwähltes – Elend nicht beklagen.

  • CDU/CSU/SPD/Grün/Links/BSW sind durchgehend links bis linksradikal. Einen richtigen Ausgleich sehe ich mit der AfD noch nicht.

    • Für den Ausgleich sind die Wähler zuständig.

  • In diesem Artikel wird zu sehr Migration betont. Der seit Jahrzehnten stattfindende Marsch nach links wurde psychologisch geschickt gemacht: immer ein My mehr, so dass jeder sagt, na, das geht doch noch.

    Meine Beobachtung: die Lebensethik wurde verschoben. Nicht mehr das Wohlergehen der Gesellschaft, sondern das Wohlergehen eines jeden Einzelnen ist heute Kern des politischen Handelns. Und so kommt es zur Leistungsverweigerung, zum Egozentrismus, zum ICH statt WIR. Und dazu wurde die Klimareligion erfunden, die eine gekaufte Medienlandschaft benötigt. Und wenn man dann schon eine Propagandamaschine hat, kann man die zur Bewusstseinsveränderung der gesamten Gesellschaft nutzen. Nordkorea in Europa ist geboren.

    Und ein weiterer Trick wurde gefunden: überschütte die Gesellschaft mit immer neuen Problemen, sie wird damit überfordert sein und „uns“ machen lassen.

    Immer mehr Teile der Gesellschaft erkennen die Strategie und handeln rückwärts. Die AfD ist für die heutige Elite eine höchs

    • Die völlig außer Kontrolle geratene Migration kann garnicht genug betont werden, da sie das Hauptübel ist, sie beeinflußt schließlich ALLE Bereiche, Bildung, Wohnungsmarkt, Gesundheitswesen, innere Sicherheit etc.! Und letzteres ist so dramatisch, daß sich inzwischen alle öffentlichen Einrichtungen (Behörden, Schulen, Kliniken…) auf ihre Selbstverteidigung konzentrieren müssen! Mädchen gehen heut nicht mehr zum Balletunterricht, sondern in die Kampfsportschule! HALLO!

    • Da ist was Wahres dran.
      „Jeder denkt nur an sich, nur ich denke an mich.“

  • „…eine Rechte, die im Wesentlichen keine Ideologie hat außer der Ablehnung dessen, was wir Wokeness nennen, und spätestens in der Außenpolitik flächendeckend beweist, dass sie orientierungslos ist.“ Der erste Punkt ist richtig. Ideologien führen ins Chaos Der letzte Teil ist kompletter Unsinn

  • aber schwerlich den Grund ihres Erfolges
    +++
    der erfolg der rechts-parteien ist doch klar ersichtlich. die einzigen die das nicht sehen sind die „trapos“ und ich liebe den westen.

    • Wo kommen Sie eigentlich her?

      • Aus Trollistan…;-)

        • Eine witzige Entgegnung. Man fühlt das Mitleid förmlich.

          0
  • Das ist wie 1989. Erst muss das Alte fallen, dann kann man gemeinsam darüber nachdenken, wie das Neue gestaltet werden soll. Über Aufrüstung und nationale Verteidigungsbereitschaft können wir anschließend auch sprechen, aber nicht in Vorbereitung eines Kriegs mit Russland. Unser Feind sitzt im Innern und in Brüssel. Alles, was die EU und die „regelbasierte“ Ordnung destabilisiert, ist zu begrüßen.

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