IWH-Analyse
Die deutsche Wirtschaft im freien Fall – mehr Insolvenzen als bei der Finanzkrise 2008
Die Zahl der Firmenpleiten hat im April einen neuen Höchststand erreicht. Seit fast 20 Jahren gab es keinen Monat, in dem mehr Unternehmen Insolvenz anmelden mussten.

Im April meldeten insgesamt 1.626 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an – ein Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vormonat und sogar 21 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Demnach kletterte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf ein Niveau, das selbst die Hochphase der globalen Finanzkrise 2008/2009 übertrifft. „Zum letzten Mal wurden in Deutschland im Juli 2005 mehr insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften gezählt“, teilte das IWH mit.
Auch bei den Arbeitsplatzverlusten hinterlässt die Entwicklung tiefe Spuren: In den größten zehn Prozent der betroffenen Unternehmen standen laut Studie im April rund 14.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das entspricht zwar einem Rückgang von 14 Prozent im Vergleich zum März und liegt 53 Prozent unter dem Vorjahreswert – doch im längerfristigen Vergleich ist das Niveau weiterhin besorgniserregend: Gegenüber dem April-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 liegt die Zahl der betroffenen Jobs rund 50 Prozent höher.
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Unter anderem der abrupte Zinsanstieg nach der langanhaltenden Nullzinsphase der Europäischen Zentralbank (EZB) hat laut Experten ab dem Jahr 2022 ein Insolvenzen-Beben ausgelöst, das bis heute anhält – obwohl die EZB seit Mitte 2024 wieder auf sinkende Zinssätze setzt.
Um nachvollziehen zu können, wie das Ende der Nullzinspolitik die Unternehmenslandschaft erschüttert hat, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen: Von 2016 bis Juli 2022 verfolgte die EZB eine durchgehende Nullzinsstrategie. Ziel war es, die Konjunktur nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 und der anschließenden Eurokrise zu stabilisieren.
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Niedrige Zinssätze stimulieren das Wirtschaftswachstum, indem sie Investitionen und Konsum durch günstige Kreditvergaben fördern – sowohl bei Unternehmen als auch bei privaten Haushalten. Doch diese Maßnahmen bergen Risiken: Über Jahre künstlich niedrig gehaltene Zinssätze führen auf Dauer zu einer Überhitzung in der Wirtschaft – mit sich zuspitzendem Inflationsdruck. Das billige Geld birgt auch das Risiko für Fehlinvestitionen und der künstlichen Aufrechterhaltung überkommener Strukturen. Im Oktober 2022 erreichte die Inflationsrate in der Eurozone dadurch einen Höchstwert von über 10 Prozent. Die EZB reagierte zu spät und versuchte mit drastischen Zinserhöhungen gegenzusteuern.
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Insolvenzanträge erfolgen häufig mit zeitlicher Verzögerung, da Unternehmen in der Regel erst nach länger anhaltenden Liquiditätsengpässen und gescheiterten Sanierungsversuchen den Schritt in die Insolvenz gehen.
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Allein die Geldpolitik der EZB ist für die akute Insolvenzkrise in der Bundesrepublik jedoch nicht verantwortlich. Vor allem die Rahmenbedingungen sind fatal. Die Strom- und Gaspreise in Deutschland liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt – und sind etwa doppelt so hoch wie in den USA oder in China.
Diese Mehrbelastung schmälert die Margen stark, besonders in energieintensiven Branchen wie der Chemieindustrie, dem Baugewerbe und der Automobilproduktion.
Eine der Hauptursachen für die hohen Stromkosten in der Bundesrepublik sind die zahlreichen Abgaben und Steuern, die auf den Strompreis aufgeschlagen werden. Sie machen den Großteil des Endpreises aus – darunter fällt etwa die Mehrwertsteuer oder die Netzentgelte, die von Stromanbietern für den Ausbau und die Nutzung der Stromnetze erhoben werden. Die eigentlichen Kosten für Stromerzeugung, -einkauf, Vertrieb und Gewinnmarge machen insgesamt nur rund 40,5 Prozent des Gesamtpreises aus.
Weitere Ursachen der akuten Insolvenzkrise, die Deutschland derzeit überrollt, sind regulatorische Hürden und eine ausufernde Bürokratie. Insbesondere ideologisch motivierte Klimaschutzauflagen – etwa die detaillierte Kontrolle von Lieferketten nach Umweltverschmutzung – binden erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen und treiben viele Unternehmen zunehmend in die wirtschaftliche Schieflage.
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Auf den ersten Blick mag der bürokratische Aufwand harmlos erscheinen, doch die Kosten für dessen Bewältigung sind enorm. Eine aktuelle Studie des ifo Instituts, die im Auftrag der IHK für München und Oberbayern durchgeführt wurde, belegt, dass die überbordende Bürokratie die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 146 Milliarden Euro an Wertschöpfung kostet.
Um all das auch so hinzubekommen, hat einer übermenschliches leisten müssen.
Das schlimmste ist, es ist erst der Anfang. In den boomenden Jahren hat vor allem die EU jede Menge neuer Auflagen zu den Themen Nachhaltigkeit, Co² Neutralität, etc. erlassen – die jetzt oder in den nächsten Monaten erst umgesetzt werden. EUDR, CSRD, etc. sind allesamt Bürokratiemonster, die vor allem den mittelständischen Unternehmen, die eh schon leiden den Todesstoß versetzen wird.
Da helfen auch keine vereinzelten Verschiebungen wie die EU es mit ihrem Omnibus bewirbt, denn Streberländer wie zum Beispiel Deutschland haben diese Verordnungen längst in nationales Recht übernommen – die Talfahrt wird also rasant weitergehen.
Quatsch! Das ist kein „freier Fall“ sondern das grüne Wirtschaftswunder.
(also eher ein bodenloser Absturz)
Alles nur der Anfang . Wir werden uns noch umschauen !
Es ist ja auch nichts in Sicht was die Rahmenbedingungen verbessern würde . Eher im Gegenteil .
Merz ist seit ner schlappen Woche Kanzler. Also müsste theoretisch noch die Ampel für das gegenwärtige Desaster verantwortlich sein.
Das „GRÜNE WIRTSCHAFTSWUNDER“
Habeck hat dieses Land mit Karacho gegen die Wand gefahren.
Er gehört definitiv dafür zur Verantwortung gezogen.
Wir schaffen das!
Einfach Bolognaise mit Nudeln für alle.
Habeck hat eben ganze Arbeit gemacht und übermenschliches geleistet. Für mich ist das ein klarer Bruch des Amtseids, dem Volke zu dienen und Schaden von ihm fern zu halten.
Das glaube ich nicht, kann gar nicht sein im besten Deutschland aller Zeiten. :))
Verrückte Energiepolitik, viel zu hohe Steuer- und Abgabenquote und eine Migrationspolitik in den Sozialstaat zersetzen das Land. Die Politik beschäftigt sich lieber mit sich selbst oder kümmert sich um Probleme unserer Nachbarstaaten.
läuft!
Die SPD will jetzt auch noch die Selbstständigen in die Rentenversicherung einzahlen lassen.
Das sind echt immer die besten Ideen, wenns eh schon nicht läuft.
Ist aber nun wirklich kein Weltrekord. Bissel Tempo, da geht noch wesentlich mehr und bissel schneller bitte.
Eine Industrienation mit so vielen Ministerien, Experten, Faktencheckern und Beratern wirtschaftlich und gesellschaftlich so schnell in den Abfeund zu fahren sollte eigentlich unmöglich sein.
Ich mache mir da keine Sorgen. Hat Roberta doch Insolvenz bestens erklärt und somit allen Befürchtungen den Wind aus den Widrädern genommen .
Grün wirkt und Pinocchio stiehlt sich einfach aus der Verantwortung.
Hockt noch immer am Küchentisch, ohne das der Staatsschutz ermittelt.
Wenn ein künftiger Monate besser verläuft als einer der vergangener Jahre, muss das ein Wirtschaftsaufschwung sein. Muss ja, wenn ich der hier angewandten Logik folge.
Bekanntlich will allen voran Heidi Reichinnek „den Kapitalismus … stürzen“, wie die aktuell beliebteste Politikerin zuletzt noch am Montag, den 5. Mai 2025 im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärt. Insofern kommt die gegenwärtig zunehmend rascher entschwindende Wirtschaftskraft mit historischen Höchstständen an Firmen-Pleiten ihrem Bestreben sehr weit entgegen. Ohnehin ist es das Ziel der so genannten sozial-ökologischen Transformation, vor allem das Ende des Kapitalismus zu denken. Angesichts dessen nimmt es nicht wunder, wenn dadurch die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt inzwischen in ihrer Wirklichkeit sich bis zur völligen Unkenntlichkeit entstellt sieht. Wenn man so will, könnte daher kritisiert werden, dass eine hochentwickelte Industriegesellschaft damit sich selbst in den Ruin treibt, falls nicht bald der versprochene Politikwechsel vollzogen wird.
… und die, die Insolvenz bisher abwenden konnten, wandern schleunigst ab;
… wen wundert es, wenn der Wettbewerb zu Ungunsten des deutschen Mittelstands und der deutscher Industrie verschoben wird;
Habe von einer Mini-Gesellschaft kürzlich die Adresse geändert, 900 m weiter, gleiche Stadt, Zusammenlegung mit 2. Unternehmen um Bürokosten zu sparen. Dafür musste ich zum Notar…. o.k. Danach kurze Briefe an Finanzamt , IHK und Gewerbeamt – letzteres schickte nun 4 Seiten Formular, die ich ausfüllen müsse ! So läuft es nur. Sie ersticken uns.
wenn übermenschlich agierende Planlospolitiker mit nicht ganz so viel Sachverstand an Schaltstellen der Wirtschaft platziert werden muß man sich echt nicht wundern. Es gab eine demokratische Wahl und kam es NICHT die vom Souverän gewünschte Koalition. Das ist dann so und man darf sicht nicht wundern. Nicht regieren ist aber immer besser als falsch regieren !!!
Das Schlimme ist, dass Frau Reiche genau dort weitermacht, wo der von ihr angehimmelte Robert aufgehört hat. Unter Merz wird nichts besser!
Eines Tages wird sogar die Freß-Kantine zugesperrt. Wetten?