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Kampf um Aleppo

Der syrische Bürgerkrieg ist zurück: Was am Wochenende passiert ist

Der syrische Bürgerkrieg flammt wieder auf: Dschihadistische Rebellen haben Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht. Es ist das erste Mal seit Beginn des Konflikts, dass das Regime Assads die Stadt verliert, zuvor gelang es Rebellen nur Teile davon zu besetzen.

Die Stadt Aleppo ist nun in der Hand der islamistischen Rebellen.

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Nach jahrelangem Stillstand entfachte sich am Wochenende der syrische Bürgerkrieg erneut. Es gelang dschihadistischen Rebellen, Aleppo, die zweitgrößte Stadt des Landes, unter ihre Kontrolle zu bringen. Es ist das erste Mal seit Ausbruch des Krieges im Jahr 2012, dass das syrische Regime von Diktator Bashar al-Assad vollständig die Kontrolle über Aleppo verloren hat.

Am Mittwoch hatten die verschiedenen Rebellen-Fraktionen eine teilweise koordinierte Großoffensive gegen das Assad-Regime gestartet. Der Angriff konzentriert sich dabei auf den Norden des Landes, wo die Rebellen schon immer besonders stark waren. Die Truppen Assads zeigen sich vollkommen überrascht von der Offensive. Bereits nach wenigen Tagen erreichten Rebellentruppen den Stadtrand von Aleppo. Nun ist die Stadt komplett unter der Kontrolle der Rebellen.

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Die Rebellenallianz wird von der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführt. Diese geht aus der ehemaligen Al-Nusra-Front hervor und sagte sich 2016 von Al-Qaida los. Die Gruppe verfolgt jedoch weiterhin eine salafistisch-dschihadistische Ideologie.

Die Regierung in Damaskus hat umgehend die Unterstützung ihrer Verbündeten Iran und Russland mobilisiert. Präsident Baschar al-Assad kündigte eine Gegenoffensive an und zeigte sich siegessicher: „Mit der Unterstützung unserer Freunde werden wir die Terrorattacken zurückschlagen.“ Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi traf am Sonntag in Damaskus ein, um die Lage zu besprechen und die uneingeschränkte Unterstützung Teherans zu übermitteln. „Wir unterstützen die Armee und die Regierung in Syrien nachdrücklich“, so Araghtschi.

Russland verstärkte ebenfalls seine militärischen Bemühungen und führte Luftangriffe gegen die Rebellen aus. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters der russischen Mission in Syrien, Oleg Ignasjuk, wurden bei den Angriffen etwa 300 Kämpfer getötet. Die Operationen zielten auf Befehlsstellen, Artilleriepositionen und Nachschublager der Rebellen. Unabhängige Überprüfungen dieser Angaben stehen jedoch aus. Assads Koalition hatte in den vergangenen Jahren des Bürgerkriegs immer wieder auch Zivilisten ins Visier genommen.

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Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten, Sean Savett, betonte, dass Washington nicht in die Offensive der HTS involviert sei. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass seit Beginn der Offensive am Mittwoch mindestens 327 Menschen ums Leben kamen, darunter über zwei Dutzend Zivilisten. Die Angriffe auf Aleppo erinnern an die verheerenden Kämpfe der Jahre 2012 bis 2016, in denen die Stadt beinahe vollständig zerstört wurde.

Abzuwarten bleibt, ob sich dieses neue Aufflammen des Bürgerkriegs auch auf andere Landesteile ausbreiten wird. Passiert das, hätte das für Europa und Deutschland vermutlich verheerende Folgen. Eine erneute Flüchtlingswelle wäre dann nicht ausgeschlossen. Der Höhepunkt des syrischen Bürgerkriegs korrespondierte mit dem Höhepunkt der europäischen Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Allein in dem Jahr kamen über 300.000 Syrer nach Deutschland. Mittlerweile leben über eine Million Syrer in Deutschland – fast fünf Prozent der syrischen Vorkriegsbevölkerung.

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