Die deutsche Automobilindustrie steht vor einer schweren Krise, die durch ideologisch motivierte EU-Klimavorschriften und verschärfte Flottengrenzwerte verursacht wird. Die Automobilindustrie könnte ab kommendem Jahr zu massiven Produktionsdrosselung gezwungen sein.

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Die deutsche Automobilindustrie wankt. In nur wenigen Jahren wurde der mit Abstand erfolgreichste Wirtschaftszweig durch ideologisch getriebene Maßnahmen in die Krise getrieben. Bisher bekamen die Folgen dieser Politik vor allem die Automobilzulieferer zu spüren. Inzwischen hat aber selbst VW, Deutschlands mit Abstand größter und bedeutendster Konzern, mit massiven Problemen zu kämpfen. Die seit 1994 bestehende Beschäftigungsgarantie wurde aufgekündigt, und sogar Standortschließungen in Deutschland seien möglich.

Doch die gesamte europäische Automobilbranche sieht sich mit enormen Problemen konfrontiert. Dies brachte man nun auch in einem internen Papier zum Ausdruck. Dort wird vor dem Verlust von Millionen Arbeitsplätzen in Europa gewarnt. Grund ist im weitesten Sinne die von der EU erzwungene Transformation vom Verbrenner- zum Elektromotor. In dem Schreiben werden jedoch insbesondere die von der EU erst kürzlich nochmals verschärften Flottengrenzwerte als Bedrohung für die Zukunft der gesamten europäischen Automobilindustrie identifiziert.

Demnach sind die Automobilhersteller nicht einmal im Ansatz in der Lage, in den kommenden Jahren die geforderten Flottengrenzwerte einzuhalten. Der Flottengrenzwert bezeichnet den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß der Fahrzeugflotte eines Herstellers, der nicht überschritten werden darf. Europäische Hersteller dürfen demnach aktuell Autos verkaufen und entsprechend neu zulassen, die im Schnitt 115,1 g CO₂/km ausstoßen.

Schon jetzt ist es für einige Hersteller anspruchsvoll, diesen Grenzwert nicht zu überschreiten. Wie auch in dem Papier ausgeführt wird, liegt der durchschnittliche Verbrauch eines effizienten Verbrennermotors bei etwa 115,1 g CO₂/km. Die meisten Hersteller überschreiten den Flottengrenzwert also nur nicht, da sie genügend Hybride sowie Elektromobile verkaufen, die den durchschnittlichen lokal gemessenen Verbrauch ihrer Fahrzeuge senken. Schon ab kommendem Jahr soll der erlaubte Flottengrenzwert jedoch deutlich angezogen werden.

Statt bei 115,1 g CO₂/km soll dieser dann bei 95,6 g CO₂/km liegen. Dass diese Rechnung für die überwiegende Zahl der Automobilhersteller nicht aufgehen wird, liegt auf der Hand. Auf vier verkaufte Verbrenner müsste ein Automobilhersteller dann also in etwa einen Elektrowagen verkaufen. Andernfalls laufen sie in Gefahr, den Flottengrenzwert zu überschreiten und sich massive Strafzahlungen einzuhandeln. Insgesamt drohen der europäischen Automobilindustrie allein im kommenden Jahr nach derzeitigen Berechnungen finanzielle Sanktionen in Höhe von 13 Milliarden Euro, die an die EU zu entrichten wären.

Damit die Erreichung des Grenzwerts von 95,6 g CO₂/km realistisch wäre, müssten wesentlich mehr Elektromobile verkauft werden. Doch schon seit einigen Jahren stagniert der Absatz von Elektrofahrzeugen. In jüngster Vergangenheit geht er sogar deutlich zurück. Der Verband der Automobilindustrie prognostiziert für das Jahr 2024 einen Einbruch der Neuzulassungen von 14 Prozent. Tatsächlich könnte der E-Auto-Markt aber noch stärker schrumpfen. 31.400 batteriebetriebene Fahrzeuge erhielten etwa im März eine Straßenzulassung. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Rückgang um fast 30 Prozent.

Die ideologiegetriebenen Vorgaben der EU könnten der Automobilindustrie nun soetwas wie den letzten Stoß geben. Nicht nur hat man politisch vorgegeben, dass ab 2035 keine Verbrenner mehr zugelassen werden dürfen, sondern es ist auch politisch gesetzt, dass die Entwicklung hin zum Elektroauto mehr oder weniger linear erfolgen muss. Das zumindest ist die Logik der Flottengrenzwerte. Für konjunkturelle beziehungsweise technologische Schwankungen ist in der Gedankenwelt der EU offenbar kein Platz.

Doch so oder so werden die meisten Hersteller auf konventionellem Wege nächstes Jahr nicht den EU-Flottengrenzwert erreichen können. In dem internen Papier wird deswegen nun offen die Überlegung angestellt, die Produktion künstlich massiv zu drosseln. Hierdurch könne man den Strafzahlungen durch die EU entgehen. Die Produktion auf dem bestehenden Niveau fortzusetzen und die Strafzahlungen in Kauf zu nehmen, würde den Automobilkonzernen insgesamt teurer zu stehen kommen.

Um diesem Szenario entgehen zu können, wird in dem Papier deswegen nun die Aufweichung der Flottengrenzwerte gefordert. Demnach plädieren die Autoren dafür, dass die EU-Kommission einen Notfallartikel aktiviert und die strengeren Vorgaben für die Grenzwerte erst zwei Jahre später greifen. Ob dies für die Automobilindustrie eine langfristig tragfähige Lösung darstellt, kann durchaus bezweifelt werden. Die gegenwärtigen Entwicklungen in der Elektromobilität stimmen hier pessimistisch. Zumindest würde dies der europäischen Automobilindustrie für zwei Jahre Luft verschaffen.

Doch schon hier ist es fraglich, ob die EU sich auf die Anpassung der Flottengrenzwerte einlässt. Bisher sind hier eher negative Signale zu vernehmen. Die grundsätzliche Überprüfung der Machbarkeit des Verbrenner-Verbots soll erst 2026 erfolgen. Zudem war gerade die Aufrechterhaltung des Verbrenner-Verbots und die „Transformation“ der Automobilindustrie Bedingung der Grünen im EU-Parlament für die Wiederwahl von Ursula von der Leyen. Es wären jedenfalls Millionen Arbeitsplätze betroffen. 

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