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Bewegung bei Trump-Vorstoß: Grönlands Premier fordert jetzt Abspaltung von Dänemark

Nur zu gerne wird Trumps Grönland-Kaufvorschlag medial verspottet – nun kommt Bewegung in die Sache: Die lokale Regierung fordert jetzt die Unabhängigkeit von Dänemark. Die Kaufidee selbst war dabei längst nicht nur ein wirres Hirngespinst sondern hatte ganz reale geopolitische Hintergründe.

Grönlands Premier Múte Egede 2022 mit Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen

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Nach seiner Wahl zum nächsten US-Präsidenten erneuerte Donald Trump seine Forderung nach dem Verkauf Grönlands an die USA – medial wurde er auch in Deutschland gerne verspottet. Grönlands Regierung bringt jetzt allerdings Bewegung in die Frage der Souveränität über die nordamerikanische Insel: Premier Múte Egede forderte in seiner Neujahrsansprache eine Abspaltung von Dänemark wie Politico kürzlich berichtete.

Man müsse die „Fesseln“ des Kolonialismus lösen, erklärte der Regierungschef des autonomen dänischen Territoriums. Es sei nun Zeit für den „nächsten Schritt“ für sein Land, so Egede. Einen direkten Kauf Grönlands durch die USA lehnt Egede bisher ab, aber womöglich dürfte trotzdem eine engere Zusammenarbeit mit den USA bei all dem auch ein Hintergedanke sein. „Unsere Zusammenarbeit mit anderen Ländern und unsere Handelsbeziehungen können nicht mehr ausschließlich über Dänemark erfolgen“, so Egede.

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Die mediale Empörung über Trumps Kaufs-Vorstoß überdeckt dabei eine tatsächlich ganz reale, geopolitische Bindung der Insel zu den USA. Bereits direkt nach dem Zweiten Weltkrieg boten die USA Dänemark den Kauf Grönlands für 100 Millionen US-Dollar an – das Königreich lehnte ab. De facto haben aber bereits jetzt die USA seitdem in vielen militärischen Fragen die Kontrolle über die Insel: Nach einem Abkommen aus den 50er Jahren kann sich das US-Militär dort praktisch frei bewegen, gerade im Kalten Krieg gab es dort wichtige Stützpunkte. Heute noch gibt es im Norden Grönlands die strategisch wichtige Pituffik Space Base (früher Thule Air Base), die von der US Space Force als Frühwarn-Einrichtung für Interkontinentalraketen betrieben wird.

Ein von Trump angedachter Kauf würde den USA noch mehr Kontrolle über die Insel geben, gerade auch hinsichtlich der zivilen Infrastruktur, wo man mitunter die Gefahr chinesischer Einflussnahme und Spionage sieht. Eine Unabhängigkeit der Insel könnte damit ein weiterer Schritt zur Annäherung an die USA sein.

Nach einer Vereinbarung mit Grönland ist eine Abspaltung der weit vom Mutterland entfernten Insel nach einem Referendum möglich, auch das deutet Egede an: „Die Arbeit an der Schaffung der Rahmenbedingungen für Grönland als unabhängigen Staat hat bereits begonnen“, so der Premier. „Die bevorstehende neue Wahlperiode muss diese neuen Schritte gemeinsam mit den Bürgern schaffen.“

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Größtes Hindernis für eine Unabhängigkeit war dabei in Grönland also gar nicht unbedingt der fehlende Wille der lokalen Bevölkerung, sondern eher die finanzielle Abhängigkeit von Dänemark, das die Infrastruktur des Territoriums jährlich mit Millionensummen unterstützt. Damit sah man bisher von einer echten Unabhängigkeit ab, selbst wenn dies wohl einfach möglich wäre – zu groß war die Sorge vor finanziellen Problemen des kleinen Staatsapparats. Denkbar wäre nun, dass Premier Egede vorsieht, dass diese Rolle künftig die USA übernimmt und im Gegenzug ein unabhängiges Grönland sich näher an den nordamerikanischen Bündnispartner bindet – und den Amerikanern etwa weitere sicherheitspolitische Felder überlässt, die die Insel wahrscheinlich sowieso nicht selbst stemmen will.

Ob Trump nun also auf einen Kauf pocht oder nicht: Eine Abspaltung Grönlands und enge Bindung an die USA rückt damit nun auf einmal in greifbare Nähe. Denkbar wäre etwa eine formale Unabhängigkeit, aber z.B. in freier Assoziation mit den USA, wie es einige kleinere pazifische Inselstaaten ebenfalls mit den USA haben. Die dortigen Inseln selbst sind autonom und formell unabhängige Staaten, aber die USA übernehmen vollständig die Sicherheitspolitik, geben weitreichende finanzielle Unterstützung, größtenteils zollfreien Handel und eine rechtlich ähnliche Stellung der jeweiligen Staatsbürger zu US-Amerikanern.

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