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ORS-Gruppe

Berlin kündigt Betreiber: Toter lag wochenlang unentdeckt in Flüchtlingsheim

Der Tod eines 24-jährigen Bewohners in einem Berliner Flüchtlingsheim blieb offenbar wochenlang unentdeckt. Die Stadt kündigt dem Betreiber fristlos – die Vorwürfe wiegen schwer.

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Der Betreiber wurde fristlos gekündigt (Symbolbild)

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Das Berliner Landesamt für Flüchtlinge (LAF) hat der ORS-Gruppe, einem bundesweit tätigen Betreiber von Flüchtlingsunterkünften, außerordentlich den Vertrag gekündigt. Die Kündigung erfolgte kurzfristig und blieb vorerst ohne Angabe von Gründen. Jetzt kam raus, dass „gravierende Mängel und umfangreiche strukturelle Probleme“ in den von ORS betriebenen Unterkünften festgestellt worden seien sollen. Das LAF teilte dem ARD-Magazin Monitor mit, man habe „wegen der Schwere der Pflichtverletzungen außerordentlich gekündigt“ und sehe „keine Grundlage mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“.

Nach Recherchen von Monitor soll in einer der drei von ORS-Gruppe betriebenen Unterkünfte in Berlin ein Todesfall über Wochen unentdeckt geblieben sein. Es handele sich dabei um einen 24-jährigen Mann aus Guinea. Der Leichnam soll über Wochen in der Unterkunft gelegen haben – angesichts der Verwesung und des damit verbundenen Geruchs kaum vorstellbar, dass ihn niemand entdeckte.

Für den Verstorbenen sollen außerdem weiterhin Unterbringungskosten abgerechnet worden sein. Polizei und Senatsverwaltung haben den Todesfall bestätigt. Das LAF teilte Apollo News mit, dass aktuell ein „Verfahren“ laufe.

Der Verdacht liegt nahe, dass grundlegende Pflichten der Betreuung sträflich vernachlässigt wurden. Wie konnte es zu diesem unfassbaren Versäumnis kommen? Zu den konkreten Vorwürfen wollte sich ORS auf Anfrage von Monitor nicht direkt äußern. Es habe „keine Beanstandungen gegeben, die eine außerordentliche Vertragskündigung rechtfertigen würden“, so das Unternehmen.

Das Personal dürfe vertraglich nicht ohne Zustimmung der Bewohner die Zimmer betreten. Man habe den Tod jedoch „umgehend nach dessen Bekanntwerden an die zuständigen Stellen gemeldet“. Wie es sein konnte, dass niemand den Verwesungsgeruch der Leiche über Wochen hinweg bemerkte, bleibt unklar.

Die ORS-Gruppe, die zum britischen Konzern Serco gehört, betreibt nach eigenen Angaben etwa 20 Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. Sie stand bereits in der Schweiz in der Kritik. Konkret ging es um den Todesfall eines 41-jährigen türkischen Asylbewerbers, der in einer von ORS betriebenen Unterkunft im Kanton Bern untergebracht war. Ein Bombensplitter zwischen Herz und Lunge sowie ein vorheriger Herzinfarkt machten ihn zu einem Hochrisikopatienten.

Im November 2020 habe er über akute Brustschmerzen geklagt – trotz akuter Beschwerden sei keine Ambulanz, sondern ein Taxi gerufen worden, berichtete der Blick im März. Der Mann verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. „Bei der Unterbringung von Geflüchteten geht es um viel Geld“, merkte die Zeitung an.

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