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Peinliche ÖRR-Anbiederung

„Aufgestaut“: Neue ZDF-Serie inszeniert Klimakleber als sympathische Helden

In einer neuen fiktiven Serie widmet sich das ZDF dem Leben und Leiden der Klimakleber. Das sechsteilige Format wimmelt nur vor linken Klischees: Der Porscherfahrer, der alte weiße Mann und die Polizisten sind die Bösen - die Klimakleber und ein schwarzer Kioskbesitzer die Guten.

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Seit Donnerstag ist die fiktionale Mini-Serie „Aufgestaut“ in der ZDF-Mediathek abrufbar. Sie enthält alle Bestandteile einer Drama-Kitsch-Serie, die Protagonisten sind allerdings Klimakleber. Das ZDF stilisiert dabei den radikalen Klimaaktivismus als vorbildliches politisches Engagement und macht die Klima-Protagonisten zu sympathischen Heldenfiguren. Das alles bezahlt von ÖRR-Pflichtbeiträgen.

Klimakleber werden zu Filmhelden

Die Serie ist Teil der neuen „Instant Fiction“-Initiative des ZDF, die mit wenig Aufwand Produktionen zu aktuellen Geschehnissen realisieren soll. Der erste Teil der Initiative: Die Klimakleber-Serie. Die Folgen der sechsteiligen Doku geben Einblick in das Leben der Klimakleber. In der ersten Folge geht es etwa um den jungen Aktivisten Finn. Finn ist total aufgeregt: Zum ersten Mal ist er bei einer Aktion seiner Klimaprotestgruppe dabei. Seine Aufregung will er sich aber nicht anmerken lassen, um seine Mitaktivistin Lena zu beeindrucken und cool zu wirken. Die Folge wirkt wie eine Coming-of-Age-Romanze über Klimakleber.

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Auch die Kameradschaft unter den Aktivisten wird penetrant positiv präsentiert. Lena und Finn werden von drei weiteren Aktivisten begleitet, die älter und erfahrender sind als Finn. Sie wirken cool und abgeklärt: Einer nimmt die Gruppe nochmal zusammen und sagt „Hey, Finn ist das erste Mal dabei – lass uns alle besonders auf ihn aufpassen!“. Alle fragen sich ständig, wie es allen geht und ob alle gut geschlafen haben. „Bienenführerin“ Lena (also Gruppenführerin der Klebeaktion) versichert ihren Klebe-Kollegen: Keiner muss mitmachen. Auf dem Weg zur Straße, wo die Aktion stattfinden soll, versuchen die Mitaktivisten Finn liebevoll zu beruhigen. „Stell dir vor, du bist auf einer Bühne“, heißt es. Lena fordert einen der erfahrenen Aktivisten von seiner coolen „Pipeline-Story“ zu erzählen – allerdings halb ironisch, der Alt-Aktivist scheint öfter damit anzugeben.

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Parallel lernt der Zuschauer die Autofahrer kennen, die schließlich von den Klimaklebern behindert im Stau stehen. Paketzusteller Lew, gerade in der Probezeit, muss schnellstmöglich seine Pakete abliefern und kommt wegen des Protestes nicht pünktlich. Ein Porschefahrer rastet aus und beleidigt die Aktivisten – denn: Er muss seine Tochter abholen. Vor ihnen sitzt Finn, mit beiden Händen angeklebt, auf der Straße. Als ein Auto gefährlich nah an die Aktivisten heranfährt, schreitet einer der noch stehenden Aktivisten ein. Lena schreit: „Du solltest doch warten, bis deine Gerichtsverhandlung durch ist!“

Der böse Porschefahrer, der gute Klimaaktivist

In Folge zwei begegnen wir Cellistin Ava, die auf dem Weg zu ihrem wichtigsten Vorspiel im Stau steht. Die Musikerin gerät in eine Zwickmühle: „Klimaschutz ist ihr wichtig, aber hier geht es auch um ihre persönliche Zukunft“, heißt es in der Folgen-Beschreibung des ZDF. Die Lage an der Kreuzung ist inzwischen noch angespannter, denn der Opa von Finn ist auf einmal da. Der Zuschauer lernte den älteren Herren bereits als jemand kennen, der gern schwarze Kioskbesitzer herablassend behandelt – jetzt erkennt er seinen Enkel auf der Kreuzung. „Dafür hast du dein Studium abgebrochen? Für diesen Blödsinn?“, fragt er besorgt. Finn antwortet, dass die Regierung, weil sie nicht handelt, ihm seine Zukunft kaputt machen würde.

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Der Opa geht den Aktivisten, der alles filmt, an: „Sie stacheln hier alle auf!“. Er antwortet abgehoben ruhig: „Nein, diese Menschen haben nur erkannt, dass ihnen kaum noch Zeit bleibt.“ Dann räumen der Porschefahrer und der Paketbote einen alten Mann von der Straße, der nicht klebt. Als dieser dann wieder zur Straße zurückläuft, flüstert Lena zu Finn: „Der ist so cool“. Später sagt der Porschefahrer dem Paketzusteller, dass er den Aktivisten festhalten solle, damit er durchfahren kann – danach würde er das gleiche für ihn tun. Er fährt dann aber alleine weg. Der Porschefahrer – offensichtlich das absolute Ekel-Feindbild des ZDF.

Als ein Zusehender ausrastet und die Klimakleber beleidigt, wird auch Finn sauer und schimpft, dass er hier klebe, „weil der Tsunami bald kommt und keiner es merkt.“ Lena beruhigt ihn. Dann wird es skurril. Lena versucht den Opa von Finn als Jurist abzuwerben, dieser lehnt ab, denn er „will nichts mit Staatserpressern“ zu tun haben. Lena antwortet: „Wann versteht ihr endlich, dass wir Opfer bringen müssen, um zu überleben?“. Finn wird dann endgültig sauer und sagt zu seinem Opa, dass er nicht so enden wolle wie er. „Warum verwehrst du deinem eigenen Enkel, das einzig Richtige zu tun?“, fragt er sichtlich angespannt.

Die bösen Rechten sind da

Dann trifft die Polizei endlich ein. Zwei alte weiße Männer gehen sofort auf die Polizei los und fragen: „Warum schießt ihr denen nicht ins Knie? Bei den Corona-Demos wart ihr doch auch nicht so zimperlich.“ Beide Männer sind unsympathisch inszeniert.

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Jetzt wird es richtig absurd: Der Opa geht nochmal zum schwarzen Kioskbesitzer und erzählt ihm, dass sein Enkel auf der Straße klebt. Er denkt, er findet beim Kioskbesitzer Anklang. Aber genau das Gegenteil passiert: Der Kioskbesitzer erklärt, dass seine Familie eine Erdnussfarm in Afrika führe und wegen des Klimawandels immer tiefer nach Grundwasser graben müsse. Jetzt aber sei die Pumpe kaputt. Die Aktionen der Klimakleber finde er daher gut, weil ja sonst niemand etwas gegen den Klimawandel unternehme. Gereizt fragt er den Opa: „Was würde passieren, wenn ich auf der Straße kleben würde?“

Der Polizist hat währenddessen Rückenschmerzen und kann niemanden mehr wegräumen, was die Klebenden freut. Die Polizei wird nebenbei auch alles andere als freundlich und kooperativ dargestellt. Andauernd nennt sie die Klimakleber verlogen, agiert gereizt und unkonzentriert. Es bleibt der Eindruck: Alle sind böse, außer die Klimakleber und der schwarze Kioskbesitzer.

Margot, die Anti-Atomkraft-Aktivisten und die schwangere Frau

Und es kommt noch dicker: Der Polizist geht in den Kiosk, um Öl zur Ablösung der Klimakleber zu kaufen. Wieder ist der Opa da, zum dritten Mal schon. Sie kommen ins Gespräch und der Polizist kotzt sich aus, dass die Klimakleber ihn fertig machen würden. Er träume schon von dem Autogehupe und sei mit den Nerven am Ende. Er wirft dem Opa vor, seine Kinder nicht richtig erzogen zu haben, weil sein Enkel jetzt sowas mache. Der Kioskbesitzer, der alles hört, entscheidet dann dem Polizisten das Öl nicht zu verkaufen, weil er gut finde, was die draußen machen. Der Polizist flippt aus und will das Öl beschlagnahmen. Der Kioskbesitzer fordert dann 200 Euro für das Öl.

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In Folge fünf geht es dann um Zeynep, die in den Wehen liegt und Margot, eine ehemalige Anti-Atom-Aktivistin. Der Mann von Zeynep rennt zu den Klebern und bittet Polizei und sie, eine Rettungsgasse zu bilden. Das wollen die kooperativen Kleber natürlich auch tun. Dann aber der Schock: Eine zufällige Passantin, Margot, entschließt sich dazuzukleben. Sie wolle unterstützen. Damit schließt sie die Rettungsgasse. Die Aktivisten bitten sie, die Straße zu verlassen, aber sie klebt schon. Dann unterhalten sie sich über die Anti-Atomkraft-Bewegung und Margot erzählt, wie sie sich früher auf Zugschienen gesetzt habe.

Schließlich wird alles gut – natürlich

In der abschließenden Folge kommt alles zusammen. Margot droht sich selbst anzuzünden, kippt Benzin vor sich und über sich, um zu zeigen, was passiert, wenn die Klimaerwärmung kommt. Lena weint völlig aufgelöst über die Situation. Finn beruhigt sie, mit Tränen in den Augen – es ist wie eine Szene aus einem Romantikfilm. Dann gesteht er ihr seine Gefühle für sie. „Der Kampfmönch“ habe Gefühle für die „Kampfnonne“, sagt er. Lena weint und fragt, ob das wirklich der richtige Moment sei. Margot zündet die Benzinspur vor sich an und schreit.

Doch dann wird alles gut: Zeynep gebärt tatsächlich ihr Kind mit der Hilfe des Paketzustellers, der schon früher einmal Kinder zur Welt gebracht hat. Aus den zuerst komplett aufgelösten Eltern wird eine glückliche, beruhigte Familie, die gar nicht mehr ins Krankenhaus muss. Das Feuer um Margot wird gelöscht und sie wird festgenommen. Schließlich werden die Klimakleber gelöst und abgeführt. Sie müssen dann auf den Streifenwagen warten. Lena und Finn unterhalten sich über die Erlebnisse und kuscheln liebevoll. Und auch der Opa und der Kioskbesitzer vertragen sich. Ende gut, alles gut.

Das, was das ZDF da mit ÖRR-Pflichtbeitragen finanziert produziert hat, ist wohl die irrste Serie des Jahres. Es gleicht einer Ode an den Klimaaktivismus und ist an Gefälligkeit für die Klimakleber kaum zu überbieten. Die klischeehaft-böse Porschefahrer, der diskriminierte schwarze Kiosk-Mitarbeiter, die missverstandenen Klimakleber und die billige Romantik-Geschichte lassen es fast wie eine Satire erscheinen. Aber das scheint die Realität der Fernsehfilme im Jahr 2023 zu sein.

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