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Gegen „Fake News“

Mit Laserwaffen auf Klimaleugner schießen: ARD produziert bizarres Videospiel für Jugendliche

Um spielerisch gegen „Fake News“ und „Desinformationskampagnen“ vorzugehen, hat der SWR das Videospiel „GreenGuardiansVR“ zum Klimawandel entwickelt. Deutschland wird hier zur verwahrlosten Wüste und die Mission ist es, klimakritische Gruppen mit Laser-Waffen anzugreifen.

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Immer wieder beteiligen sich öffentlich-rechtliche Sender mit eigenen Formaten am medialen Kampf gegen den Klimawandel. Der SWR hat diese Kampagne jetzt auf die Spitze getrieben: In einem vom Sender herausgegebenen Videospiel sollen Jugendliche ab 14 Jahren gegen den Klimawandel leugnende Gruppen antreten und dabei Laserwaffen einsetzen. 

Konkret geht es um das Virtual-Reality-Spiel „GreenGuardiansVR“, das als Experiment des SWR im Herbst erscheinen soll. Im Rahmen der Videospielmesse „Gamescom“ soll das Spiel vom 21. bis zum 25. August auf der Kölner Messe erstmals präsentiert werden. Ein 93-sekündiger Trailer ermöglicht schon jetzt erste Einblicke: Die „Environment Venture Income League“ (zu Deutsch etwa: Umweltunternehmungs-Einkommensliga), die zufällig das Akronym „Evil“ (zu Deutsch: böse) trägt, möchte das Narrativ verbreiten, dass trotz Klimawandels „alles ganz wunderbar wird“, wie der Anführer von „E.v.i.l.“ mitteilt.

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„Doch Rebellen hacken das System und enthüllen die Wahrheit: Die heile Welt ist eine Illusion, geschaffen durch Fake News eines Mega-Konzerns“, heißt es in der Spielbeschreibung. Die Aufgabe der bis zu vier Spieler ist der Kampf gegen ebenjene „Desinformationskampagnen“, wie einer Pressemitteilung der ARD zu entnehmen ist. Weil die Berichte über den Klimawandel „vielen Menschen Angst und schlechte Laune“ machen würden, sollen die Menschen jetzt spielerisch mit der Klimaveränderung in Kontakt gebracht werden.

Der Trailer zeigt, wie das aussehen könnte: Die Spieler sollen in virtuelle „Roboter-Anzüge“ schlüpfen und in die Zukunft reisen, um sich von „E.v.i.l.“ vorgaukeln zu lassen, „dass alles ganz wunderbar wird, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen“. Eine „Rundfahrt am idyllischen Bodensee“ soll das beweisen – aber es kommt zu Komplikationen. Der Spieler befindet sich in einer Art Waggon, ausgestattet mit Beschäftigungen wie dem Minispiel „Melke die Erde“. Hier muss möglichst viel Öl aus einer holografischen Darstellung der Erde mit Eutern gemolken werden.

Die Einrichtung des Waggons. Statt Fenstern ist er mit Bildschirmen ausgestattet, die eine heile Welt simulieren. Quelle: SWR.

In dem Waggon befinden sich neben einem weiteren Minispiel auch Plakate mit Aufschriften wie „Der neue Hightech-Güterzug für alle“ – der offenbar dieselbetrieben ist – oder „Sie! Für E.V.I.L. Für ein sorgenfreies ‚Weiter-so‘“. Auch eine Schrifttafel mit der Aufschrift „Wir setzen alles daran, die Menschheit weiterhin von fossilen Brennstoffen abhängig zu halten. Um den Planeten für kommende Generationen warm, komfortabel und profitabel zu halten.“ Unterzeichnet ist die Tafel von der „E.v.i.l. Corp.“ – „Wo die Zukunft brennt“.

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Außerdem ist in dem Waggon ein Hologramm des Bodensees zu sehen. Hier finden sich die Orte „Neu-Neu-Neu Lindau“, „Kakteeninsel Mainau“ und die „Zentrale der fossilen Energie“. Die ersten beiden Orte sind angelehnt an real existierende Stätten am Bodensee: Lindau ist für seine Altstadtinsel bekannt und Mainau trägt den Beinamen „Blumeninsel“. Statt Fenstern ist der Waggon mit Bildschirmen ausgestattet, die eine heile Welt simulieren.

Unterbrochen wird die idyllische Rundfahrt von dem plötzlichen Aufruf einer eingeblendeten Rebellin, die den Spieler dazu auffordert, sich nicht „einwickeln“ zu lassen und stattdessen an der Seite der „Green Guardians“ (zu Deutsch: Grüne Wächter) zu kämpfen, um „die Zukunft zu retten“. Die Charaktere zerbrechen daraufhin Vitrinen, in denen Laserwaffen aufbewahrt werden, und zerstören den Waggon – statt der Bodenseelandschaft sind sie umgeben von karger Wüstenlandschaft. Anschließend müssen herbeieilende Drohnen bekämpft werden. 

Im Kampf gegen „Fake News“ und „Desinformationskampagnen“ werden auch Laserwaffen eingesetzt. Quelle: SWR.

Der Trailer endet mit dem Kampf gegen das Fluggefährt des Anführers von „E.v.i.l.“ Zwar bleibt das Ende offen, die letzte Szene spielt aber in einer dunklen, wüstenartigen Umgebung. Der Anführer ist hier ein letztes Mal auf dem Monitor des Fluggefährts zu sehen. „Vertrauen Sie uns. Dann wird die Zukunft genau das, was wir uns wünschen: warm, sonnig und voller Möglichkeiten“, verspricht er – obwohl die Landschaft längst schon eingegangen ist.

Die gewollte Schlussfolgerung: Klimawandel-Kritiker werden auch infolge einer vermeintlichen Klimakatastrophe nicht von ihrem Narrativ abrücken. „Das VR-Experiment zum KlimaZeit-Themenschwerpunkt ‚klimawirksame Lügen‘“, wird passend dazu in den letzten Trailer-Sekunden eingeblendet. KlimaZeit ist ein Format der ARD, das sich mit angeblichen Lösungen gegen den Klimawandel auseinandersetzt.

Am Ende bleibt nur eine karge Mondlandschaft. Quelle: SWR.

Beworben wird das Videospielprojekt unter anderem mit dem Satz: „Erlebe Klimajournalismus wie nie zuvor: mit Teamwork, Action und Humor!“ Die Gesichter der Kampagne sind keine Unbekannten: Die Rebellin wird gespielt von der Streamerin Itzjanina, als Anführer fungiert die bekannte Internetpersönlichkeit LeFloid, der als eines der Urgesteine der deutschen YouTube-Szene gilt. Ob beide für ihr Mitwirken an „GreenGuardiansVR“ ein Honorar erhielten, konnte der SWR bis zum Verstreichen einer Frist nicht mitteilen.

Auch wie hoch das für die Entwicklung veranschlagte Budget des Senders war und aus welchen Mitteln das Projekt finanziert wurde, blieb zunächst unbeantwortet. Auf der zu dem Spiel gehörenden Website sind darauf keine Verweise zu finden. Hier findet sich neben dem Trailer und einigen Bildern nur der Aufruf, „Rette die Zukunft“ und weiter: „Lerne spielerisch, wie wir gemeinsam den Klimanotstand bewältigen können und rette zusammen mit deinen Freunden die Welt.“

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