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Amerikas Militär plant den radikalsten Umbau seit Jahrzehnten, währenddessen macht Trump den Weg frei für den historisch größten US-Waffenexport an Taiwan – im Pentagon beschleunigt man den Strategiewandel nach Asien. Dort heißt es: „Die Zeit drängt“.

Eine Analyse •

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Seit Jahrzehnten steht CENTCOM exemplarisch für die US-Militärmacht und -präsenz im Nahen Osten: Das „Central Command“ der amerikanischen Streitkräfte war federführend involviert im Irak- und Afghanistankrieg, ebenso wie im Kampf gegen den IS und zuletzt bei den Luftschlägen gegen iranische Nuklearanlagen. Doch CENTCOM dürfte bald Geschichte sein. So jedenfalls lautet ein neuer Plan des Pentagon, über den zuletzt die Washington Post berichtete.

Und nicht nur das: auch das „European Command“, kurz EUCOM, mit Sitz in Stuttgart wäre dann Geschichte. Sie alle sollen in einer der größten Neuorganisationen in der Geschichte der US-Streitkräfte in ein neues „International Command“ zusammengefasst werden – gemeinsam mit AFRICOM, dem Afrika-Regionalkommando. Dabei waren Europa und der Nahe Osten jahrelang unter den wichtigsten militärischen Schauplätze für die USA.

Aber das ändert sich. Das einzige Regionalkommando, das nach den neuen Plänen unangetastet bleibt: INDOPACOM, das US-Kommando für den Indo-Pazifik. Bereits jetzt leben in seiner „Area of Responsibility“ mehr als 65 Prozent der Weltbevölkerung. Es betrifft 36 Länder, 14 Zeitzonen und die wohl meisten verschiedenen US-Bündnisse in einer Gegend. INDOPACOM ist damit auch für die Mehrheit der US-Marinestreitkräfte weltweit zuständig.

Auf dem amerikanischen Kontinent sollen derweil NORTHCOM und SOUTHCOM, die Kommandos für Nord- und Südamerika, in eins verschmelzen. Zuletzt unterstrichen sowohl Pentagon-Strategen als auch das Weiße Haus immer wieder die Bedeutung des „nahen Auslands“ in der westlichen Hemisphäre und ordneten dementsprechend auch Militärschläge gegen Drogenkartelle an.

Aber zurück nach Asien: Dass INDOPACOM nun das einzige Regionalkommando ist, das bleiben soll, zeigt einmal mehr die Bedeutung der Region für das Pentagon und die Trump-Regierung. Damit setzt sich eine historische Verschiebung des Fokus der amerikanischen Außenpolitik fort, die zwar nicht unter Trump begann, aber von seiner Regierung ohne Frage massiv intensiviert wurde. Zuletzt deutlich zu sehen in der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der USA.

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Dort war die Rede davon, dass der Indo-Pazifik als zunehmend wichtigste Wirtschaftsregion „auch im nächsten Jahrhundert zu den wichtigsten wirtschaftlichen und geopolitischen Schlachtfeldern“ gehören werde. Ein kommender Konflikt mit China spielt damit in der Militärplanung des US-Kriegsministeriums eine immer wichtigere Rolle – während Schauplätze anderswo auf der Welt für das US-Militär zunehmend in den Hintergrund treten.

Nur mit maximalem Fokus und Stärke in Asien gelinge es mit Abschreckung, einen solchen „Krieg zu verhindern“, wie es etwa explizit in der Nationalen Sicherheitsstrategie stand. „Zurecht“ liege dabei der Fokus auf Taiwan, aber nicht nur wegen dessen „Dominanz in der Halbleiterproduktion“, sondern vor allem wegen Taiwans geostrategischer Rolle – weil es „direkten Zugang zur zweiten Inselkette bietet“.

Donald Trumps Beziehung zu Taiwan und China ist dabei vielschichtig. Er war etwa der erste gewählte US-Präsident („President-Elect“) seit Ende der offiziellen diplomatischen Beziehungen der beiden Länder, der ein direktes Telefonat mit einem taiwanesischen Präsidenten, damals Tsai Ing-Wen, führte. Das kurze Gespräch nur Wochen vor seinem Amtsantritt 2017 mag auf den ersten Blick unbedeutend klingen, hatte aber massive Symbolwirkung – und brachte Peking zum Toben.

Bei den Beziehungen zu China und dem herrschenden Regime der kommunistischen Partei unter Führung von Xi Jinping war es Trump, der früh in seiner politischen Karriere das Reich der Mitte für seine Handelspraktiken attackierte. Seitdem herrscht eine quasi nie endende Zoll-Spirale – mit immer neuen Einigungen und Zerwürfnissen.

Wer nach den freundlichen Worten für seinen „Freund“ Xi nach dem letzten Handelsdeal dachte, die USA unter Trump würden jetzt geopolitisch einen Appeasement-Kurs führen, dem wurde schnell klar, dass er sich getäuscht hat: Vor wenigen Tagen kündigte Trumps Regierung das bisher größte Waffenpaket für Taiwan an – und brachte Chinas Regime wieder zum Schäumen. Die geplanten US-Exporte im Wert von 11 Milliarden US-Dollar beinhalten HIMARS-Raketenwerfer, Javelin-Raketen sowie moderne, kleine Altius-Drohnen vom US-Start-up Anduril.

Einen besonderen Wert legen die Waffenexporte damit auf kleine, mobile Waffensysteme, die, wie das Pentagon hervorhob, gerade auf „Vorteile der asymmetrischen Kriegsführung“ zurückgreifen sollen. Die Botschaft ist klar: Taiwans Militär stellt sich nicht auf konventionelle Prestigeprojekte ein, die im Massenvergleich zu China schnell zerstört werden könnten, sondern auf eine Verteidigungsstrategie, die mit jenen asymmetrischen Methoden dem Angreifer wenig einfache Ziele bietet, aber dafür empfindlich zurückwerfen kann – solange, bis Verstärkung aus den USA oder Japan eintrifft.

Die erfolgreiche Verteidigung des Inselstaates spielt dabei eine entscheidende Rolle für die Machtbalance in Ostasien. Gelänge China eine Einnahme, wäre das Signal für die USA und vor allem andere US-Verbündete fatal – eine chinesische Hegemonialstellung über den Indo-Pazifik wäre dann wohl nur noch eine Frage der Zeit. Auch deshalb will die US-Regierung ihr Militär so aufstellen, dass man „jeden Versuch vereiteln kann, entweder Taiwan einzunehmen oder die Kräftebalance so zu verschieben, dass für uns die Verteidigung dieser Insel unmöglich wird“.

Bereits übernächstes Jahr, 2027, läuft intern die Frist ab, die sich Chinas Militär für die Bereitschaft zur Invasion gesetzt hat. Das heißt noch nicht, dass eine Invasion zwingend kommt, aber klar ist auch: Lange haben die USA die Gefahr zwar entfernt erkannt, aber sie haben geschlafen und ihre Ressourcen anderswo eingesetzt.

Das will die Trump-Regierung jetzt so schnell es geht korrigieren. „Die Zeit drängt“, sagen Beamte des Kriegsministeriums der Washington Post. Der geplante radikale Umbau der Pentagon-Strukturen soll die Truppe schnell schlagkräftiger machen. Man habe zuvor jahrelang einen „Verfall“ in der Art und Weise beobachtet, wie das US-Militär seine Truppen führt. Das untermauere die Dringlichkeit eines umfassenden Wandels. Es gelte intern die Devise: „Wenn nicht wir, wer dann? Und wenn nicht jetzt, wann dann?“

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13 Kommentare

  • Eine Supermacht denkt nicht moralisch, sie denkt strategisch.
    Europa liefert zunehmend Moral, Bürokratie und innere Zerstrittenheit – aber immer weniger militärische, technologische und geopolitische Substanz.

    Deutschland war jahrzehntelang Brückenkopf, Relais-Station und logistischer Hub der USA. In Zeiten von Satellitenkommunikation, Drohnenkrieg, Cyber- und Weltraumrüstung verliert dieser Standortvorteil rapide an Bedeutung.

    Wenn ein Partner sich nicht mehr selbst schützen kann und gleichzeitig erwartet, dauerhaft geschützt zu werden, wird die Beziehung toxisch. Und toxische Beziehungen hält auch eine Supermacht nicht aufrecht – sie reduziert sie, entkoppelt sich schrittweise und verlagert ihre Interessen dorthin, wo strategischer Nutzen entsteht.

    Der US-Schwerpunkt liegt längst im Pazifik. Europa ist dabei nicht mehr Zentrum, sondern Randnotiz. Wer das ignoriert, verwechselt Vergangenheit mit Zukunft.

    • Trump denkt mit seinem Portemonnaie und seinem Pilzkopf.

  • Ich tippe mal, „Schnappatmung“ wird das Wort des Jahres 2026 in der EU 😆

  • Es ist halt so, daß sich die Chinesen immer mehr von den Philippinen krallen dort widerrechtlich Militärbasen bauen und gern Taiwan als Tor zum Pazifik hätten.
    Das passt weder den Philippinen noch den anderen Anrainern oder Taiwan und erst recht nicht den USA. Die lassen sich halt ebenso ungern auf die Pelle rücken wie Russland oder China.
    Dabei sind die Chinesen schon recht übergriffig und mit Diplomatie ist es da auch nicht leichter als mit Russland. Man kann nur hoffen, daß die drei Weltmächte es weiterhin auch mit Diplomatie zumindest versuchen.
    Mir scheint bis jetzt Trump tatsächlich noch der friedlichste von den drei zu sein.

  • Man kann nur hoffen, dass die Chinesen zur Vernunft kommen und mit ihren ständigen Drohungen und Expansionskurs aufhören, bevor sie die Welt ins Unglück stürzen.

    • Die Chinesen sind was Taiwan angeht leider sehr fanatisch.

  • Es ist hervorragend, Pete Hegseth und seiner Mannschaft aus der Ferne bei der Arbeit zuzuschauen. Ein Praktiker, der weis was Active Duty bedeutet. Außer Loyd Austin gab es vorher jede Menge Theoretiker als Verteidigungsminister. Der Umbau ist daher die logische Antwort auf die derzeitigen globalen Herausforderungen. Die Ansagen sind knackig (u.a. keine fetten Generäle) aber folgerichtig, wenn auch auf Vorbildfunktion gesetzt wird. Europa hat sich viel zu lange ausgeruht, daher wäre bei uns auch ein Pete Hegseth angesagt, wenn wir es ernst meinen wollten. Momentan haben wir viele Häuptlinge und wenige Indianer bei unseren Militärdarstellern, großenteils ausgerüstet mit extrem teurem Spielzeug von gestern für die Herausforderungen von übermorgen. Aussage führender Generäle : Max. 5 Tage verteidigungsfähig ( für zig.Milliarden von Euros !!! ) Dazu in Koblenz eine Superbehörde…. ach lassen wir das !

  • Ich verstehe China nicht … Willi Brandt hat es doch vor gemacht , wie man Ostdeutschland wieder vereinigen konnte !! Ich denke, das chinesische Säbelrasseln ist kontraproduktiv !! Annäherung und Ausgleich mit Taiwan ist viel erfolgreicher und viel , viel kostengünstiger und es gibt keine Toten oder Verwüstungen durch Bomben und Raketen !! Insofern verstehe ich die chinesische Regierung nicht … denn bisher hat China relativ nüchtern und mit Verstand reagiert !!!

  • Xi, Trump und Putin (bzw ihre Nachfolger) sind die Zukunft der Welt.

  • Das mit dem Friedenspräsident war alles Murks. lol

    • Der ist nur bißchen sauer, weil das mit dem Frieensnobelpreis nicht geklappt hat 😆

  • Was das hier für ein komischer Adam der meinr Beiträge sofort löscht?

    • Ein deutscher Satz funktioniert so:
      Subjekt – Prädikat – Objekt.

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