Zwei Journalisten, die seit Jahren für das ZDF arbeiten, haben massive Kritik gegenüber der Sendung „Frontal21“ geäußert. Andreas Halbach sprach Ende September im Kultur- und Medienausschuss des Landtags Nordrhein-Westfalens davon, dass im Sender die interne Pressefreiheit fehle. Er berichtete, dass es eine Strafversetzung eines unliebsamen Mitarbeiters bei der Sendung gab. Das ZDF bestritt dies. Gegenüber dem Focus sagte der Journalist Joe Sperling, dass er selbst derjenige sei, der strafversetzt wurde. Er bestätigte die Darstellung seines Kollegen Halbach. 

Sperling berichtet gegenüber Focus online am 22. Oktober, wie er von der Sendung „Frontal21“ nach Mainz versetzt wurde, um sich um die Sendung „Hallo Deutschland“ zu kümmern. Er spricht von einer Strafversetzung, denn er habe am 14. Juli 2024 ein Schreiben erhalten, das ihm seine Versetzung mitteilte, allerdings ohne Gründe anzugeben. Seine damalige Chefin sagte ihm, „es seien Dinge vorgefallen, die eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich machten“. 

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Er geht davon aus, dass interne Kritik ausschlaggebend für diese Entscheidung war. So hatte sich herausgestellt, dass ein ehemaliger Kollege als Quelle für zwei Geheimdienste tätig gewesen war. Sperling wollte daraufhin wissen, ob das die Redaktionstätigkeit beeinflusst habe. Außerdem äußerte er sich zur Überprüfbarkeit von Bildern aus dem Ukraine-Krieg. 

Der Sender forderte anschließend von ihm, eine Schweige- und Loyalitätserklärung zu unterzeichnen. Er weigerte sich, dies zu tun. Kurz darauf erfolgte die Versetzung. Das ZDF streitet den Vorwurf gegenüber Focus online ab. „Herr Sperling wurde nicht ‚strafversetzt‘, mit ihm war eine befristete Zuordnung zur Redaktion ‚Frontal21‘ vereinbart, die nicht verlängert wurde. Zudem ist Herr Sperling nicht der Redaktion von ‚Hallo Deutschland‘ zugeordnet, sondern allgemein dem Bereich der Chefredaktion.“ Er hatte vor einem Arbeitsgericht geklagt, jedoch wurde die Klage abgewiesen, wie das ZDF mitteilte. 

Der freie Journalist Andreas Halbach, der seit 2003 für den öffentlich-rechtlichen Sender arbeitet, hatte den Fall im Düsseldorfer Landtag angesprochen. Er sollte die Politiker zu einer geplanten Reform des Medienstaatsvertrags beraten. Halbach mahnte die fehlende interne Pressefreiheit im Unternehmen an. Daraufhin distanzierten sich 26 ZDF-Journalisten von ihm – größtenteils freie oder befristete Mitarbeiter – und sagten, sie würden die Situation anders wahrnehmen. 

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Im Interview mit der Berliner Zeitung am 16. Oktober hatte Halbach dargelegt, dass das ZDF neben dem BR kein Redaktionsstatut hat. Dieses beschreibt die Rechte der Redaktion gegenüber dem Zeitungsverlag. „Das ist eine demokratiegefährdende Situation, wenn Europas größter Fernsehsender nicht über ein Redaktionsstatut verfügt“, sagt er. Er berichtet, wie Recherchen von ihm zu „Frontal21“ unterdrückt wurden. 

So berichtete er, wie er dazu recherchierte, dass eine Familie mit drei Kindern, die seit Jahren auf eine Sozialwohnung wartete, einer Flüchtlingsfamilie weichen musste, die vermeintlich Vorrang für die Wohnung hatte. Der kritische O-Ton des betroffenen Familienvaters wurde letztlich aus dem Sendungsmanuskript herausgestrichen. Eine eidesstattliche Erklärung der Familie, dass in die Wohnung tatsächlich eine Flüchtlingsfamilie gezogen war, wurde von der Redaktionsleitung nicht akzeptiert. Auch Nachbarn hatten bestätigt, dass eine Flüchtlingsfamilie eingezogen war. 

Außerdem hatte er 2022 vom RBB exklusives Material wegen des Skandals der ehemaligen Intendantin Patricia Schlesinger zugespielt bekommen. Das ZDF soll nach seiner Darstellung die Recherche jedoch unterdrückt haben. Der RBB gehört zur ARD. Schlesinger hatte ihren Posten als Intendantin aufgeben müssen, als durch Medienberichte bekannt geworden war, dass sie Gelder veruntreut haben soll. So war ihr Büro mit Couchgarnituren für 20.000 Euro eingerichtet und ihr Dienstwagen mit Massagesitzen ausgestattet. Nach ihrer außerordentlichen Kündigung erhielt sie kein Ruhegeld. Schlesinger klagte deshalb gegen den RBB.

Der Journalist Halbach kritisierte gegenüber der Berliner Zeitung, dass ein solches Verhalten des ZDF zu einem Vertrauensverlust führen könne. Man müsse aufpassen, dass nicht zu einseitig berichtet werde. Er verwies auf eine repräsentative Civey-Umfrage, laut der 54 Prozent der Befragten die Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien als einseitig empfinden. 40 Prozent empfinden sie als „sehr einseitig“.

mra

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