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Lange selbst als Isolationist dargestellt, positioniert sich Trump jetzt in der Iran-Frage klar gegen das Mullah-Regime und an der Seite Israels. Gegen Tucker Carlson, der versucht, das als Abkehr von „America First“ darzustellen, teilt er jetzt aus.

Eine Analyse •

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Wer dachte, die US-Regierung von Donald Trump würde ihren Verbündeten Israel im Regen stehen lassen, der hat sich getäuscht. Viel wurde in den letzten Monaten über einen Streit zwischen Trump und Netanyahu spekuliert, aber in der Iran-Sache demonstrierten die beiden jetzt Geschlossenheit. Auch wenn die USA an den Luftschlägen gegen den Iran nicht direkt beteiligt waren, kam aus Washington ganz klar das grüne Licht, enge Nachrichtendienst-Zusammenarbeit und auch Beteiligung beim Abfangen iranischer Gegenangriffe.

Bis zuletzt tobte dabei im (ideologischen) Umfeld des Präsidenten ein Kampf darüber, wie Amerikas Rolle im Nahen Osten – und in der ganzen Welt überhaupt – aussehen soll. Seine erste Amtszeit war dabei stark von klassisch-republikanischer Außenpolitik einerseits und Trumps Impulsen andererseits geprägt, was zu jenem Mix führte, der vier Jahre lang Stärke demonstrierte, Abschreckung garantierte und so Kriege verhinderte.

In seiner zweiten Amtszeit sieht es jetzt anders aus: Raus sind so manche etablierte konservative Berater, rein neue Stimmen und mitunter auch ideologische Querflieger wie Tulsi Gabbard, die bis vor kurzem noch Demokratin war – und eine viel zentralere Rolle nimmt jetzt Trumps Instinkt selbst ein.

Und der ist auf Isolationismus gepolt, hieß es gerne. Er würde die USA komplett aus der Welt zurückziehen wollen, US-Verbündete im Stich lassen und das gern von anderen in seiner Regierung aufgeführte Mantra „Amerika zuerst bedeutet nicht Amerika alleine“ sei am Ende hohl – und bedeute tatsächlich einen Rückzug hinter zwei Ozeane. So sah zuletzt oft das mediale Narrativ aus.

Kein Wunder: Anlass dafür gab der US-Präsident durchaus. In der Ukraine-Frage setzte er lange Zeit nur Selenskyi unter Druck, eskalierte Drohungen zum Ende der US-Hilfen. Aber auch im Nahen Osten gab es gemischte Signale: Der Geiseldeal aus dem Frühjahr 2025 sei auch unter massivem Druck auf Israel entstanden, hieß es oft.

Zuletzt dann Trumps Wunsch, einen neuen Iran-Deal zu verhandeln, nachdem er doch aus Obamas Deal ausgestiegen war, als dieser versagte, Irans Atomprogramm dauerhaft klein zu halten und dem Mullah-Regime weiter eine Destabilisierung der Region erlaubte. Nun eine Neu-Auflage? Da dachte wohl auch Teheran, man könnte nun Trump auf der Nase herumtanzen und einen härteren Deal schlicht aufs Ewige herauszögern.

Nun kam alles anders. Trump bewies: Die Annahme, dass er kein ernstzunehmender Gegenspieler sei und sein Ultimatum ohne Wirkung bleibt, war ein Trugschluss. Freilich hat das nicht allen in seinen Zirkeln gefallen. Allen voran US-Moderator Tucker Carlson, die wohl prominenteste, isolationistische Stimme der US-Rechten und im Wahlkampf noch enger Verbündeter Trumps. Dass Trump seinen eigenen Weg geht, der die USA im Nahen Osten weder als Weltpolizei noch als völlig unbeteiligter Beobachter sieht – das ist nicht Carlsons Kurs, der jeden Hauch von US-Präsenz dort ablehnt und schnell jeden, der das anders sieht, als „Kriegstreiber“ labelt.

„Washington wusste, dass diese Angriffe stattfinden würden“, so Carlson nun zu Israels Militärschlägen gegen Irans Atomprogramm. „Sie unterstützten Israel dabei. Politiker, die vorgeben, ‚America First‘ zu sein, können sich jetzt nicht glaubhaft umdrehen und behaupten, sie hätten nichts damit zu tun.“ Eine implizite Unterstellung, dass Trump aus seinen Augen jetzt selbst Teil des „Kriegstreiber“-Lagers wird – und vermeintlich seine Politik verraten würde.

Im Interview mit dem US-Magazin The Atlantic schießt der US-Präsident jetzt zurück. Gefragt zu Carlsons Attacken, der Trump unterstellt keine „America First“-Politik zu machen, meint der US-Präsident nun trocken: „Wenn man bedenkt, dass ich derjenige bin, der ‚America First‘ entwickelt hat, und dass der Begriff durch mich geprägt wurde, denke ich, dass ich derjenige bin, der entscheidet [was das bedeutet]“, so Trump.

Und weiter: „An alle, die Frieden wollen: Es gibt keinen Frieden, solange der Iran Atomwaffen besitzt. Und an alle wunderbaren Menschen, die nichts gegen den Besitz von Atomwaffen im Iran unternehmen wollen: Das ist kein Frieden.“

Deutlicher kann Trump kaum gegen einen sonst so engen politischen Verbündeten austeilen. Er macht klar: In der Iran-Frage will er nicht bloß zuschauen, wie es sich so manche Isolationisten wünschen. „Der Iran kann keine Atombombe besitzen, ganz einfach. Egal ob es Israel betrifft oder nicht: Der Iran darf keine Atombombe besitzen“, so der Präsident.

Der US-Präsident positioniert sich damit in der Iran-Frage so klar gegenüber dem islamischen Regime wie kaum eine andere westliche Regierung außer Israel. In EU-Regierungen herrschen dagegen verschiedene Schattierungen eben jener „Deeskalations“-Rhetorik vor, die Israel Schuld am Konflikt gibt und die Gefahr durch das iranische Atomprogramm herunterspielt.

Neu ist das nicht: Schließlich hielt die EU schon in Trumps erster Amtszeit an freundschaftlichen Beziehungen mit dem Regime fest, als Trump für die USA bereits den Stecker gezogen und Sanktionen wieder eingeführt hatte. Extra Sonderbanken zur Umgehung amerikanischer Sanktionen gründete die EU damals – alles, um weiter Geschäfte mit den Mullahs zu machen. Inzwischen sind die Beziehungen zu Teheran auch hier abgekühlt, aber man hält dennoch größtenteils an einer relativierenden „Beide Seiten sind schuld“-Haltung fest.

Die Situation führt paradoxerweise dazu, dass EU-Länder nun offenbar unter Verweis auf Teherans Russland-Connection versuchen, den Präsidenten von einem schärferen Kurs gegenüber Moskau zu überzeugen. Ob das klappt, dürfte fraglich sein, aber es unterstreicht: In der Iran-Frage tritt Trump härter gegenüber den Mullahs auf, als in der Ukraine-Frage gegenüber Putin.

Es zeigt: Trump mag die US-Präsenz in manchen Teilen der Welt reduzieren – gerade außerhalb Asiens – aber ein Isolationist ist er deshalb nicht. Gerade ein Muster-Verbündeter wie Israel, der sich selbst verteidigt und eben nicht wie viele Europäer dies als Aufgabe der Amerikaner sieht, der kann dann umso mehr auf US-Unterstützung hoffen.

Was eine „America First“-Außenpolitik ist, das mag nicht immer sofort offensichtlich sein – und sich manchmal auch verändern. Die Trump-Doktrin in seiner zweiten Amtszeit setzt auf weniger Einsatz in Europa, (Handels-)Konfrontation mit China – und stellt sich im Nahen Osten zwar klar gegen interventionistisches „Nation Building“, aber eben genauso gegen einen nuklear bewaffneten Iran. Den Isolationisten in seinem Lager hat er so den Kampf angesagt.

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72 Kommentare

  • Guter Artikel. So muss Zeitung! Sehr jös.

    12
  • Ich habe Trump nie als Isolationisten verstanden. Er sprach sich nur vehement dagegen aus, dass Andere sich einen faulen Lenz machen und sich von den USA verteidigen lassen. Denen machte er Feuer unterm Hintern und drohte auch damit, sie fallen zu lassen. Unsere deutschen Polit-Trottel hat er damit so erschreckt, dass die jetzt von 5% für Verteidigung faseln.

    Dass die USA Israel unterstützt, hat mit Werten zu tun und aus dem Grund unterstützen ja auch wir Israel. Ich glaube nicht, dass ohne den Einfluss von Israel Staaten wie Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und die UAEs letztendlich ihren Weg auf den Westen zu eingeschlagen hätten.

    15
  • Das zeigt einmal mehr Trump der ist, der Verstand und Charakter verbindet, und nicht die Moralisten sämtlicher Spielarten.

    12
  • Man kann Netanjahu und Trump nur danken, denn sie sind die einzigen die den Terror nicht nur mit Worten, sondern mit Taten bekämpfen und dem Nahen Osten neu ordnen werden.

  • Toller Artikel Herr Thormann!!

    1. Trump setzt America First Politik astrein und grossartig um!!
    2. Die meisten veralteten Systeme gehören umgestellt bzw. abgeschafft- daran wird mit Priorität gearbeitet.
    3. Dass die Einheitsbreimedien immer neue Begriffe erfinden um Trump zu diffamieren, erkennt jeder.
    4.Das vorzeitige Verlassen des obsoleten G7 Gipfels im woken Kanada samt seiner Figuren wie die EU, Macron, Starmer&Co war super!
    5. Ach, die EU hat extra neue Banken gegründet, um weiter Islamisten zu unterstützen und mit dem Mullah Iran Geschäfte zu machen?!
    6.Was die verlogene EU entgegen der vollmundigen Wertephrasen und mit Milliarden Steuergeldern ihrer Bürger sonst noch so treibt, kommt zum Glück fast täglich mehr ans Tageslicht!
    7.Hört auf diese verfaulte EU Europa zu nennen!!!!
    8. 100% und nicht zu diskutierende vollste Unterstützung für ISRAEL✨️🇮🇱🇺🇸

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  • Eine beeindruckende Politik von Präs. Trump. Klar und gegen die totalitären Regimes wie im Iran oder China gerichtet!!

  • In dem Zusammenhang sollte man auch bedenken, dass das iranische Regime Israel als den „kleinen Satan und die USA als den „großen Satan“ bezeichnet. Der Iran strebt danach, beide anzugreifen. Deshalb dient eine Unterstützung Israels auch der USA.

  • Aha, wieder was gelernt. Natürlich sind die USA nicht am Krieg gegen den Iran beteiligt. Sie stellen nur die Kampfjets, Bomben und Raketen, sowie die Lufttanker, Satellitendaten und Feuerleittechnik zur Verfügung. Den Rest machen die Israelis, unter Aufsicht der USA. Genauso wie in der Ukraine, wo die Ukrainer nur die Bodentruppen für die Schützengräben bereitstellen. Klar, die USA hat damit nichts zu tun und schaut nur zu.

  • Tucker Carlson ist ein Depp. Das wurde mir klar als der sich von Putin derbe Lügen auftischen ließ und nur bewundernd lächelte, statt ein einziges Mal kritisch nachzufragen.

    Donald Trump hat eine Großmacht zu führen und geopolitische Entscheidungen zu treffen. Es ist eine Unart unserer Zeit, daß jeder Hansel meint dies öffentlich kommentieren zu müssen.

  • Solange die Engel an den vier Enden der Erde da nicht eingreifen müssen es eben andere tun. Die Vorstellung daß der Iran mit seinem aggressiven Mullah-System Atombomben hätte ist schon schrecklich genug aber es ist leider eine wirklichkeitsnahe Vorstellung daß dieser Iran die Atombomben auch einsetzen würde. Natürlich nur im Namen des Friedensfürsten A. Abgesehen davon gibt es viele über die Zeiten gültige Weisheiten. Eine davon lautet: Frieden nährt, Krieg zerstört! Manches könnte so einfach sein.

    -8
  • De-eskalation ist eigentlich meist nur ein anderes Wort für Feigheit.

    -1
  • Trump ist eine Wundertüte. Gut, dass er an der Seite Israels steht.

  • Deutschland hat mit dieser Situation in Nahen Osten und der Ukraine nichts zu tun. Null Unterstützung für die Kriegsparteien. Dafür endlich Definition der eigenen Interessen an Rohstoffen und dem Wohlergehen des Landes und seiner Bevölkerung. Also das komplette Gegenteil der identischen Politik der letzten Jahre bis heute.

    -8
  • Guter interessanter Artikel, der jedoch wichtige Aspekte unberücksichtigt läßt:
    1. Die militärischen Möglichkeiten der USA.
    2. Die Integrität von Trump. Er hat permanent von einem Deal mit dem Iran gesprochen und beteiligt sich an einem Enthauptungsschlag bei dem die Verhandlungspartner getötet werden. Das tut nur ein Lügner dem glaubt man nicht mehr.
    3. Vor der Wahl hat er versprochen durch Deals die USA aus Kriegen herauszuhalten. Jetzt wird offensichtlich, dass er in der Politik kein Dealmaker ist.

    Ich habe 30 Jahre für US Unternehmen gearbeitet, Scheitern und Kurskorrektur wurde immer schnell akzeptiert. Wenn jedoch offensichtlich wurde, das Nichtkönnen vorherrscht, wurden die Pesonen sehr schnell ersetzt.

    -9
  • Trump würde eher Europa als Israel fallenlassen – insofern sind die Europäer auch vom Neid angefressen. Sie müssen sich bemühen und Israel lebt von seinem Daseinsrecht. Das scheint den Europäern ungerecht. Dabei ist es mehr als logisch, dass ein „America-first“ Präsident mehr Gleichklang mit dem „pösen“ Nationalisten Netanjahu empfindet, als mit den Antinationalisten Europas. Während Trump im größten Misch- und Einwanderungsland der Welt ein wenig Ordnung schaffen will, übertreffen sich die Europäer im Gegenteil. Trumps kalte Schulter ist garantiert.

    -3
  • Ist schon bezeichnend, dass Apollo es feiert, wenn er seine Wahlversprechen bricht.
    Schäbig, aber nicht überraschend.

    -9
  • Erst bewirbt man hier Trump, wie toll seine America First Politik wäre, und dann bricht er Wahlversprechen, eines nach dem anderen, aber bei dem Thema, was so viele Amerikaner stark emotional, oft auch persönlich, berührt, nämlich keine neuen Kriege im nahen Osten, macht er eine 180° Wende, und ausgerechnet das muss man hier abfeiern.

    Das ist ein noch tiefere Tiefpunkt als euer Artikel zur Ukraine. Da wolltet ihr auch so tun, als wärt ihr nicht Zuträger zur Entstehung des Problems gewesen.

    -5
  • Überzeugungen sind an die Bezugsgruppe gebunden – auch bei einem vermeintlichen Erlöser.

    Nach der Pubertät folgt die Konformität. In ihr bestimmt das Gefühl Zugehörigkeit den Selbstwert. Dazu wird kontinuierlich die in- und out-group als ‚wir‘ und ‚die Anderen‘ definiert.
    Quelle: Ich-Entwicklung

    Die Epoche Aufklärung kann die Sehnsucht nach einem unparteiischen Weihnachtsmann (Erlöser) nicht abbauen, denn der Verstand führt nicht zur Vernunft, um die Eigenverantwortung zu übernehmen – Myside Bias.

    -14
  • Genauso wie Deutschland mit Selenski, ist Amerika mit Netanjahu in schlechter Gesellschaft.

  • „Der US-Präsident positioniert sich damit in der Iran-Frage so klar gegenüber dem islamischen Regime wie kaum eine andere westliche Regierung“

    Da sollte man sich mal fragen ob man die Position genau dieses einen westlichen Staatschefs teilen soll der permanent Gesetze bricht und gegen den dauernd demonstriert wird.

    -9
  • Wieder so ein tendenziöser Artikel.
    Aus jeder Zeile trieft die NATO-Propaganda.
    Krieg! Jaaa! Andere Staaten plattmachen! Jaaa! Die denken ja selbständig und auch noch anders als wir! Plattmachen! Jaaa!
    Und dazu noch geschichtsvergessen.
    Wer hat denn quasi das Mullah-Regime installiert? Wer hat den Irak bewaffnet und Saddam gesagt, er solle den Schah entfernen? Wer wurde dann nicht entlohnt und hat sich seine Belohnung in Kuwait geholt und wurde dann wiederum plattgemacht?
    Mann, Leute… armselig.

    -6
  • Der Rechtspopulismus ist eben immer Betrug am Wähler.

    -22

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