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Magdeburg-Attentäter

80 Warnungen vor Taleb al-Abdulmohsen – doch die Behörden reagierten nicht

Am 20. Dezember tötete Taleb al-Abdulmohsen auf einem Magdeburger Weihnachtsmarkt fünf Menschen und verletzte 235. Im Vorfeld sollen die Behörden mehr als 80 Mal vor dem Mann gewarnt worden sein.

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Am 20. Dezember raste Taleb al-Abdulmohsen in einen Magdeburger Weihnachtsmarkt, der saudische Mann tötete dabei fünf Menschen und verletzte 235 weitere teils schwer. Wie konnte dieser Mann trotz wiederholter Drohungen und zahlreicher Hinweise über Jahre hinweg von den deutschen Sicherheitsbehörden unbehelligt bleiben? Denn laut Informationen der Bild erhielten die Behörden in den vergangenen Jahren mehr als 80 Warnungen vor al-Abdulmohsen.

Diese Vorgänge, ergänzt durch sechs Hinweise von ausländischen Sicherheitsdiensten, hätten eigentlich alle Alarmglocken schrillen lassen müssen. Doch stattdessen konnte der 2024 für seine mörderische Tat verantwortliche Mann immer wieder durch das Netz der Sicherheitsmaßnahmen schlüpfen.

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Die ersten Bedrohungen und Warnsignale kamen bereits 2013, als al-Abdulmohsen der Ärztekammer mit einem Terroranschlag drohte. „Ob sie die Bilder aus Boston gesehen habe. So etwas würde dann hier auch passieren“, soll er damals geäußert haben. Ein Satz, der nicht nur eine direkte Bedrohung darstellt, sondern auch ein Anzeichen für die gefährliche Denkweise dieses Mannes war. Ein Gericht in Rostock verurteilte ihn daraufhin zu einer Strafe von 90 Tagessätzen à 10 Euro (Apollo News berichtete).

Die Bedrohungen nahmen im Laufe der Jahre zu, und die Staatsanwaltschaft schien entweder nicht willens oder nicht in der Lage, den Mann weiter zu überwachen. Am 17. Oktober 2014 etwa legte er sich vor dem Landgericht Rostock auf eine Decke – mit einem Koffer, auf dem ein Bild von Adolf Hitler abgebildet war. Die Ermittlungen endeten im Nichts. Die Akten wurden vernichtet.

Zwei Jahre später, am 31. August 2015, drohte al-Abdulmohsen in einem wütenden Schreiben dem Generalstaatsanwalt: „Aus rein postmodernem philosophischem Blickwinkel sind Sie schmutzige Bakterien, die bald vernichtet werden sollen (…) Dafür bin ich bereit, mein ganzes Leben zu bezahlen.“ Doch auch hier endeten die Ermittlungen im Nichts – wieder einmal wegen vernichteter Akten.

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Die Drohungen gingen weiter. 2023 eskalierten die verbalen Attacken von al-Abdulmohsen weiter. Am 10. Mai 2023 setzte er auf seinem Twitter-Account ein Kopfgeld von 10.000 saudischen Riyal (etwa 2.662 Euro) für die Person aus, die ihm zum saudischen Botschafter in Berlin verhelfen würde.

Im September 2023 schlug eine junge Frau aus Saudi-Arabien Alarm, nachdem sie al-Abdulmohsens aggressive Tweets entdeckt hatte. Sie wandte sich sowohl an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge als auch an die Berliner Polizei. Doch der Frau unterlief ein elementarer Fehler: Anstatt die Polizei in der Hauptstadt zu kontaktieren, wandte sie sich an die Polizeidienststelle in einem Ort Berlin in New-Jersey (USA).

Doch al-Abdulmohsen ließ nicht locker. 2024 teilte er über Wochen hinweg aggressive Botschaften auf X, in denen er deutlich machte: „Ich versichere Ihnen: Wenn Deutschland Krieg will, werden wir ihn haben. Wenn Deutschland uns töten will, werden wir sie abschlachten, sterben oder voller Stolz ins Gefängnis gehen.“ Sogar unter einem Beitrag der Innenministerin Nancy Faeser schrieb er seine Anschlagsdrohung unter anderem direkt unter einem X-Post von Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf X. So erklärte er: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich in diesem Jahr sterbe, um Gerechtigkeit zu schaffen“. Dass Politiker wie Nancy Faeser die Kommentare unter ihren Beiträgen lesen oder lesen lassen, um mögliche Beleidigungen oder Drohungen filtern zu lassen, ist bekannt – doch bei al-Abdulmohsen ignorierte man die Terrordrohung (Apollo News berichtete).

Erst als die saudische Botschaft in Berlin zu Beginn des Sommers 2023 erste Warnungen aussprach, begann ein Stück weit Aufmerksamkeit zu entstehen. Es folgten weitere Warnungen, aber auch diese verfehlten ihren Zweck. Der Täter sollte nur einen Tag vor dem tödlichen Anschlag wieder vor Gericht erscheinen. Doch er schwänzte den Termin. Aber, anstatt dass die zuständigen Behörden sofort reagierten, fanden sie nach und nach Ausreden.

Dass man in Deutschland Warnungen erhalten habe, bestätigte das Bundesinnenministerium gegenüber Apollo News. Man habe diese „wie in diesen Fällen üblich – im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten bearbeitet und dann an die zuständigen Landesbehörden weitergeleitet“, heißt es in der Antwort. Warum dennoch nichts gegen den Mann unternommen wurde, ist unklar.

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