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Corona-Protest

1.600 Personen werden wegen „Delegitimierung des Staates“ beobachtet

Im Jahr 2023 wurden rund 1600 Personen unter der Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ beobachtet. 250 dieser Personen wurden als gewaltorientiert eingestuft.

Von

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang (CDU)

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Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat seine Überwachungsaktivitäten gegen vermeintliche Bedrohungen ausgeweitet. Wie aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti (BSW) hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr rund 1.600 Personen unter der umstrittenen Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ beobachtet. 2023 wurden 250 als gewaltorientiert eingestuft, teilt der Verfassungsschutz auf seiner Webseite mit.

Diese „Akteure“ würden „demokratische Entscheidungsprozesse und Institutionen verächtlich“ machen, heißt es in der Antwort des Innenministeriums. Und weiter: „Diese Form der Delegitimierung erfolgt oft nicht über eine offene Ablehnung der Demokratie als solche, sondern über eine ständige Verächtlichmachung von und Agitation gegen demokratisch legitimierte Repräsentantinnen und Repräsentanten sowie Institutionen des Staates.“

Diese Zahl markiert einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. 2022 fielen 1.400 Personen in diese Kategorie. Der Verfassungsschutz hatte diesen neuen Beobachtungsbereich im April 2021 eingeführt – offiziell als Reaktion auf die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Wie viele der Beobachtungsvorgänge im Zusammenhang mit dem Protestgeschehen während der Corona-Pandemie stehen, wollte Faesers Behörde nicht mitteilen. Und das, obwohl auf der Internetseite des BfV ausdrücklich ein Bezug zum „Protestgeschehen gegen Coronaschutzmaßnahmen“ hergestellt wird – für Tatti ein „seltsames“ Vorgehen. Die Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ zielt darauf ab, Bestrebungen zu identifizieren, die „das Vertrauen in das staatliche System insgesamt zu erschüttern“ suchen.

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Jessica Tatti bemängelte den „extrem großen Interpretationsspielraum“, den die Behörden bei der Anwendung dieser Kategorie hätten, was sie als „hochproblematisch“ bezeichnete. Auf ihrer Webseite schreibt die Politikerin: „Dass offenbar auch Journalisten vom Geheimdienst wegen vermeintlicher ‚Delegitimierung des Staates‘ bespitzelt werden, sei ‚kein gutes Omen für die Pressefreiheit in unserem Land‘.“

Die Berliner Journalistin Aya Velázquez berichtete kürzlich, dass sie vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Velázquez hatte zuvor brisante Protokolle des Robert Koch-Instituts aus der Pandemiezeit veröffentlicht.

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