Werbung

Zu „national“

Wegen Verwendung der Deutschland-Flagge: SPD-Mitglieder wollen Wahlkampf boykottieren

Zwei Instagram-Beiträge der SPD sorgen für Aufsehen: Weil Boris Pistorius und Olaf Scholz jeweils mit einer Deutschland-Flagge im Hintergrund gezeigt werden, drohen SPD-Anhänger und -Mitglieder jetzt mit dem Boykott. Ihnen ist die SPD damit zu „national“.

Von

Zwei Beiträge der SPD sorgen auf Instagram für Aufregung (Quelle: Instagram, eigene Collage).

Werbung

Die SPD hat offenbar eine neue Wahlkampfstrategie: Auf den ersten auf Instagram veröffentlichten Wahlkampfbildern sind die Farben Schwarz, Rot und Gold deutlich zu sehen. Nach dem ersten Beitrag vom 6. November gab es in den Kommentaren noch Lob für das Zugeständnis der Genossen. Am 15. November folgte ein neues Bild mit den Worten: „Für uns geht es nicht um Schwarz oder Rot, sondern um Schwarz-Rot-Gold“ – ein patriotisches Bekenntnis.

Weil die Partei diesen Stil jetzt offenbar beibehalten möchte, zeigen sich SPD-Anhänger und Jugendorganisationen entrüstet über die „nationalstaatliche Tümmelei“ der Genossen. So zumindest formulierte es das Instagram-Konto des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der Jusos in den Kommentaren eines neuen Beitrags mit Deutschland-Optik.

...
...

Auf dem am 26. November veröffentlichten Bild ist Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in Flecktarn zu sehen. Im Hintergrund weht ebenjene Deutschland-Flagge, wie in den anderen Beiträgen auch. „Wir kämpfen für deine Sicherheit“, prangt vor Pistorius. „Wir sind nur noch schockiert“, kommentierte der nordrhein-westfälische Jusoverband. „Beim Bundeskongress wurde uns noch breit von der Partei versprochen, man würde die Kritik nun endlich annehmen.“

Auf der SPD-Veranstaltung vom 22. bis zum 24. November hagelte es mächtig Kritik von den Jusos an dem Umgang der SPD mit der Kanzlerfrage. Offenbar wurde auch die Ausrichtung der Partei breit diskutiert – jetzt zeigen sich die Jusos dennoch unzufrieden: „Und ihr erwartet, dass wir dafür im Wahlkampf rennen????“, endet der Kommentar.

Der Instagram-Beitrag mit Boris Pistorius sorgte für Aufsehen (Quelle: Instagram).

Es bleibt bei weitem nicht die einzige Stimme, die andeutet, diesen Wahlkampf zu boykottieren, indem beispielsweise keine Plakate aufgehängt werden. Diese Warnung hatten Teile der SPD bereits vor der Ernennung von Scholz zum Kanzlerkandidaten laut werden lassen, weil Pistorius mitunter als geeignetere Wahl gesehen wird.

Lesen Sie auch:

Die Kommentare unter dem Instagram-Beitrag der SPD bestehen überwiegend aus Kritik und Abschätzung – auch bei einem am 25. November geteilten Bild von Bundeskanzler Scholz mit ähnlicher Optik wurde bereits Kritik laut. Dort kommentierte etwa der Berliner Abgeordnete Orkan Özdemir: „Machen wir jetzt auf national mit ‚kämpfen‘ und so? Kommt mal bitte wieder runter.“

Der Instagram-Beitrag mit Olaf Scholz sorgte für Aufsehen (Quelle: Instagram).

„So kämpfe ich nicht mit euch!“, meinte zudem die Co-Vorsitzende der Jusos in Saarbrücken, „wenn das die Kampagne wird, hänge ich kein einziges Plakat auf“, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos in Rheinland-Pfalz – die Liste geht weiter. Unter beiden personalisierten SPD-Beiträgen – zuvor waren nur zwei Beiträge veröffentlicht worden, auf denen lediglich die Deutschland-Flagge zu sehen war – finden sich mehrheitlich derartig kritische Stimmen. Nur selten gibt es Zuspruch, und auch der bezieht sich nicht auf die Optik der Wahlkampfbilder.

Nicht nur Funktionäre, auch normale Anhänger zeigen sich verwundert, entrüstet und schockiert über die Farbgebung: „Wenn die Kampagne so weitergeht, weiß ich nicht, ob die SPD noch meine Partei ist“, kommentiert beispielsweise ein Nutzer unter dem Pistorius-Beitrag. Interessant ist, dass sich der verbale Schock nicht in den Like-Zahlen wiederfindet: Mit über 4.000 Daumen-nach-oben liegen alle vier Beiträge über den normalen Zahlen des SPD-Instagram-Kontos.

Werbung