„Der weltweit führende Verband von Genozidforschern hat erklärt, dass Israel in Gaza Völkermord begehe“, so schrieb es die BBC vor zwei Tagen. Laut der Internationalen Gesellschaft für Genozidforscher (IAGS) würde Israels Vorgehen im Gazastreifen der UN-Definition eines Völkermordes entsprechen. So verkündete die Gesellschaft in einer Resolution am 31. August.

Doch es gibt zwei Probleme: Zum einen hat nur eine Minderheit der rund 600 Mitglieder für diese Resolution gestimmt. Zum anderen kam jetzt heraus: Es gibt kaum eine Eingangshürde, um Mitglied des IAGS zu werden, und schon jetzt existieren daher zahlreiche offensichtliche Fake-Mitglieder, etwa fanden sich bis vor kurzem auch ein „Adolf Hitler“ aus Gaza-Stadt, „Sheev Palpatine“ aus Syrien oder ein Hund namens „Tango Gardel“ als Mitglieder im Online-Verzeichnis.

Zudem kann mit wenigen Klicks ohne Nachweis bestimmter Qualifikationen gegen eine kleine Gebühr praktisch jeder online Mitglied werden, mitunter nur nach der Zahlung weniger Dollar. So richtet sich der jährliche Mitgliedsbeitrag nach dem Einkommen. Wer weniger als 4.999 US-Dollar verdient, muss nur 30 Dollar im Jahr zahlen. Wer hingegen mehr als 50.000 Dollar verdient, soll 125 Dollar im Jahr zahlen. Außerdem kann man die IAGS kontaktieren, wenn man nicht einmal die 30 Dollar aufbringen kann. 

Laut BBC haben von 500 Mitgliedern nur 28 Prozent über die Resolution abgestimmt. 86 Prozent derer, die abstimmten, stimmten dafür, dass Israel einen Genozid begehe. Von 500 Mitgliedern haben also lediglich 120, also weniger als 25 Prozent, dafür gestimmt. Auch in anderer Weise zeigen sich Verzerrungen in der Mitgliedschaft, so sollen von den 500 Mitgliedern der Gesellschaft dabei 80 im Irak ansässig sein, wie die Free Press berichtet.

In der Genozid-Resolution wird kritisiert, dass Israel im Krieg gegen die Hamas auch Gebäude wie Krankenhäuser oder Schulen angreife. Erwähnt wird allerdings nicht, dass die Hamas Waffenlager unter solchen Gebäuden anlegt. Das israelische Außenministerium bezeichnete die Resolution als „Blamage der Rechtswissenschaft“. Während die IAGS sich bei ihrem Vorwurf auf die UN-Definition bezieht, werden als Quellen auch Organisationen wie Amnesty International angeführt, die sagen, dass die Rechtsprechung zur UN-Definition zu eng sei.

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Die Organisation selbst schreibt, dass sie sich interdisziplinär zusammensetzt: So können nicht nur Geschichts- oder Politikprofessoren Mitglieder werden, sondern auch Menschenrechtsaktivisten, Studenten oder Literaturwissenschaftler. Wer die 120 Mitglieder sind, die für die Genozidresolution gestimmt haben, ist unklar. Dr. Sara E. Brown, nach eigenen Angaben seit über zehn Jahren Mitglied bei der IAGS, schrieb am Montag auf X, dass die Organisation nicht sagen wollte, wer die Resolution verfasst habe. Außerdem habe es im Vorfeld keine Diskussion über die Resolution gegeben, obwohl dies eigentlich von den Vorsitzenden angekündigt worden war. 

Zahlreiche X-Nutzer bestätigten, dass sie nur die 30 Dollar zahlen mussten und keine weiteren Nachweise über einen akademischen Abschluss einreichen mussten, um Mitglied zu werden. Die IAGS hat vorläufig ihren Facebook-Account gesperrt, der Bluesky-Account ist noch aktiv. Aktuell können sich keine neuen Mitglieder anmelden. Die öffentliche Mitgliederliste ist auch nicht mehr einsehbar.

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