Vietnam, Taiwan, Israel, jetzt auch Brüssel? Plötzlich setzen alle auf Verhandlungen im Zollstreit
Immer mehr Staaten, selbst die EU, setzen auf Verhandlungen mit US-Präsident Donald Trump. Eine tiefere Krise könnte so doch noch verhindert werden.

US-Präsident Donald Trump hat die Börsen der Welt mit seinen Zöllen in eine Talfahrt gebracht. Doch nun zeichnen sich Besserungen in der Sache ab. Immer mehr Verbündete der USA reagieren mit Verhandlungsvorschlägen, mittlerweile sogar die Europäische Union, die von ihrem Kurs der maximalen Eskalation abgekehrt ist. Der US-Präsident zeigt sich unterdessen offen für Verhandlungen: So kann eine tiefgreifende Krise doch noch abgewendet werden.
Die EU unter der Führung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte infolge der US-Zölle am Mittwoch anfangs eine harte Gegenreaktion und damit wohl auch hohe neue Zölle auf US-Waren an. Mittlerweile ist man von diesem Kurs abgerückt, jetzt bietet man Trump, zumindest im Industriesektor, begrenzten Freihandel an.
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Aus Asien hört man, mit Ausnahme der Volksrepublik, die bereits Gegenzölle angekündigt hat, auch deeskalierende Töne. So kündigten Taiwan und Indien an, keine Gegenzölle auf Trumps Rundumschlag erheben zu wollen. Der taiwanesische Präsident Lai Ching-te betonte, dass man nicht nur keine Vergeltungsschläge, sondern sogar auf einen Abbau der Handelsbeschränkungen setzen wolle. So zieht man sogar in Betracht, die Zölle auf US-Güter auf null zu senken.
Aus Südostasien hört man Ähnliches. So hat die Handelsministerin von Kambodscha, Cham Nimul, am Freitag vorgeschlagen, die Importzölle von US-Gütern um gut 85 Prozent auf 5 Prozent zu reduzieren. Die kambodschanische Regierung kündigte an, frühestmöglich mit Trump über die Zölle verhandeln zu wollen. Kambodscha ist dabei ein wichtiger Produktionsstandort von Textilien.
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Auch aus dem Nachbarland Vietnam gibt es für Trump durchaus positive Signale. So hat der vietnamesische Regierungschef, To Lam, in einem Telefonat mit dem US-Präsidenten angeboten, die Zölle auf Importe aus den USA auf null zu senken. Aktuell betragen in den USA die Zölle auf Waren aus Kambodscha 49 Prozent und auf Waren aus Vietnam 46 Prozent.
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Erste große Verhandlungen über die Zölle werden bereits am Montag durchgeführt werden: Trump empfängt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus zu einem, offenbar relativ spontanen Besuch. Noch vergangene Woche sagte Trump, dass ein solcher Besuch „in nicht allzu naher Zukunft“ erwartet werden würde.
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Dass während des Treffens über die amerikanische Zollpolitik beraten wird, scheint relativ sicher: Kurz vor Trumps „Befreiungstags“-Ankündigung am Mittwoch hatte Israel einseitig angekündigt, die Zölle auf Importe aus Amerika auf null zu senken – dennoch trafen Trumps Zölle auch den US-Verbündeten: Insgesamt 17 Prozent müssen die Amerikaner auf israelische Güter draufzahlen.
Es zeigt sich: Plötzlich scheinen sich nahezu überall, nach einigem Zögern sogar bei der EU, eine neue Strategie durchzusetzen. Statt auf weitere Eskalation setzt man auf einen Abbau der Handelsbeschränkungen. Wenn die US-Regierung nun ebenso auf Verhandlungen setzen sollte – wozu sie bislang allem Anschein nach bereit ist. Eine Wirtschaftskrise, die von vielen befürchtet wird, könnte zumindest in den USA und anderen Teilen der Welt abgewendet werden: Die Märkte könnten plötzlich wieder zum Freihandel zurückkehren.