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Arbeitsmarkt

„Viele sind integriert“: Verdi-Vorsitzender warnt vor groß angelegten Rückführungen nach Syrien

Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke warnt vor großangelegten Rückführungen nach Assads Sturz: Syrer seien in Deutschland integriert und unverzichtbar, besonders in der Pflege und im Versandhandel.

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Der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke.

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Groß angelegte Rückführungen von syrischen Flüchtlingen könnten sowohl den betroffenen Menschen als auch Teilen der deutschen Arbeitswelt schaden. Das erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke, nach dem Sturz des langjährigen syrischen Diktators Baschar al-Assad gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

„Viele sind hier auf dem Arbeitsmarkt integriert und etabliert und auch wichtig für uns“, so Werneke. Besonders in Bereichen wie dem Versandhandel, der Pflege oder der Zustellung seien Syrer unverzichtbar geworden. Eine große Zahl von ihnen habe sich Verdi angeschlossen und sei aktiv in Gewerkschaftsstrukturen eingebunden.

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Derzeit leben fast eine Million Syrer in Deutschland – 700.000 gelten als Schutzsuchende. Einer geregelten Arbeit gingen im Mai 2024 laut der Bundesagentur für Arbeit 270.000 Syrer nach, die Hälfte von ihnen als Fachkräfte. 140.000 gelten als erwerbsfähige Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote unter Syrern liegt dementsprechend mit 37 Prozent über dem Durchschnitt von 30 Prozent bei erwerbsfähigen Personen aus Asylherkunftsländern, vor allem Sprachbarrieren gelten oft als Problem.

Der Verdi-Vorsitzende riet jetzt, die internationale Politik müsse „mit einem kühlen Kopf an die Situation herangehen“. Werneke forderte die Bundesregierung und die Europäische Union auf, die Lage in Syrien weiterhin aufmerksam zu verfolgen. Es sei unerlässlich, die Instabilität und die Herausforderungen des politischen Übergangs im Auge zu behalten.

Für viele Syrerinnen und Syrer in Deutschland sei die Entwicklung in ihrer Heimat entscheidend für ihre Zukunftsperspektive. Die meisten seien erleichtert über Assads Sturz, aber auch vorsichtig abwartend. „Viele überlegen auch, ob und wann sie nach Syrien zurückgehen“, berichtete er. Doch die zentrale Frage bleibe, wie sich die politische und gesellschaftliche Situation im Land entwickeln werde.

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Eine Schlüsselrolle im Wiederaufbau Syriens misst Werneke den Gewerkschaften zu. „Es gibt seit vielen, vielen Jahrzehnten keine freien Gewerkschaften mehr in Syrien“, erklärte er. Diese seien jedoch essenziell für einen demokratischen Staat. Verdi sehe es als ihre Aufgabe, zusammen mit internationalen Gewerkschaftsverbänden die Grundlage für freie Gewerkschaften in Syrien zu schaffen. Dies könne helfen, langfristig demokratische Strukturen und Mitbestimmung zu etablieren.

Werneke verwies auf die verfassungsmäßig garantierte Koalitionsfreiheit in Deutschland, die ein Vorbild für Syrien sein könne. Demokratische Gewerkschaften könnten laut ihm nicht nur den Wiederaufbau des Landes unterstützen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt stärken.

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