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„Unbezahlte Care Arbeit“: Die Bundesregierung erklärt das Muttersein zum Problem

Familienministerin Lisa Paus prangert an, dass Kinderbetreuung immer noch mehr von Frauen als von Männern übernommen wird - und will das ändern. Damit mischt sich die Grünen-Politikerin nicht nur in die privatesten Entscheidungen der Bürger ein - sie offenbart auch ihr krudes Familienbild. 

Lisa Paus ist „Mama und Feministin“. Das ist ihr so wichtig, dass sie es in ihre Twitter-Biografie schreibt. Seit 2009 sitzt sie im Bundestag – das ist dasselbe Jahr, in dem auch ihr Sohn geboren wurde. Dieser dürfte sie bis heute nur selten zu Gesicht bekommen haben. Erst im Dezember berichtete Paus der Kinderausgabe vom Spiegel: „Montags bis freitags arbeite ich meist von 8 bis 22 Uhr und auch samstags habe ich noch zu tun. Ich bemühe mich aber, zumindest den Sonntag vollständig freizuhalten, um Zeit für meinen Sohn zu haben.“

Einen Tag in der Woche mit dem Sohnemann verbringen und ihn sonst kaum sehen – das ist der Alltag unserer Familienministerin, die am Donnerstag öffentlich anprangerte, dass Frauen sich immer noch viel mehr um Kinder und Haushalt kümmern würden als Männer. „Frauen leisten fast 44 Prozent mehr unbezahlte Care Arbeit als Männer – das ist deutlich zu viel“, meckerte Paus in einem Post vom offiziellen Twitter-Account des Bundesfamilienministeriums. Ihr sei es wichtig, dass „unbezahlte Sorgearbeit fair ausgeglichen“ werde. Dafür möchte sie Kita-Bedingungen verbessern und die Kindergrundsicherung auf den Weg bringen. 

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Ich gebe zu, ich musste erst einmal googeln, was mit „unbezahlter Care Arbeit“ überhaupt gemeint sein soll. Früher hat man das ja einfach Muttersein genannt – und die „Bezahlung“ bestand darin, irgendwann mal stolz sein Kind anzuschauen und zu denken, „den habe ich aber gut hingekriegt“. Heute rangiert das Kümmern um die eigenen Kinder bei feministischen Bundestagsabgeordneten offenbar ganz knapp vor Sklavenbeschäftigung. 

77 Minuten Unterschied pro Tag

43,8 Prozent mehr Zeit würden Frauen laut einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik des Bundesfamilienministeriums mehr Zeit mit „Sorgearbeit“ verbringen als Männer. Dazu zählt das Ministerium Aufgaben und Beschäftigungen wie Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt. Knapp 30 Stunden würden Frauen wöchentlich für diese Aufgaben aufwenden, während es bei Männern nur etwa 21 Stunden seien. Pro Tag entspreche das 77 Minuten Unterschied, rechnet das Ministerium vor. 

Mich würde sehr interessieren, was herauskommen würde, wenn man Frauen befragen würde, ob sie diese 77 Minuten am Tag lieber auf der Arbeit verbringen würden, als mit ihren Kindern. Ja, Frau Paus würde sich ihrem Lebenslauf zufolge sehr wahrscheinlich für die Arbeit entscheiden. Aber ob es auch der Mehrheit der anderen Frauen so geht, halte ich für höchst fraglich. Eines können sich vermeintliche Frauenkämpferinnen offenbar einfach nicht vorstellen: Dass viele Eltern es nicht als lästige „unbezahlte Arbeit“ empfinden, sich um ihre Kinder zu kümmern, sondern als zwar mitunter anstrengende, aber eben selbst gewählte, erfüllende Lebensaufgabe. 

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Wer ein Kind bekommt, kann und sollte sich in Deutschland durchaus bewusst sein, dass sich das eigene Leben dadurch zwangsläufig verändert wird. Für eine Zeit dreht sich fast der ganze Alltag nur um den Nachwuchs – das ist nervenaufreibend, teuer und bringt nicht wenige Eltern zeitweise ans Ende ihrer Kräfte. Klar ist aber: Niemand muss ein Kind kriegen, jeder kann unkompliziert verhüten. Wer also als erwachsener Mensch nach der Geburt seines Kindes plötzlich herumjammern will, dass Kindererziehung so anstrengend sei und diese als „unbezahlte Sorgearbeit“ anprangert – der hat nicht eine Ungerechtigkeit im Patriarchat aufgedeckt, sondern zeigt vor allem, dass er sich weigert, die Anstrengungen auf sich zu nehmen, die es bedeutet, ein Kind in die Welt zu setzen. 

Familien können sich sehr gut ohne Staatshilfe organisieren

Dass Lisa Paus diese „Care Arbeit“ auf Zwang unbedingt gleichmäßig unter Männern und Frauen aufteilen will, zeigt aber nicht nur, wie wenig sie selbst offenbar fürs Muttersein übrig hat – es offenbart auch, dass sie den Frauen und Männern in Deutschland anscheinend nicht zutraut, ihr Familienleben selbst zu organisieren. Diese Mär der armen unterdrückten Mutter, die von ihrem Mann am Herd gehalten und von ihrer Karriere abgehalten wird – ich kaufe sie den Feministinnen im Jahr 2024 einfach nicht mehr ab. 

Vielmehr kann man heutzutage doch wohl davon ausgehen, dass ein Großteil der Familien selbst untereinander abmacht, wie der Spagat zwischen Kind und Arbeit am besten gemeistert werden kann. Wahrscheinlich gibt es nicht wenige Väter, die sehr gerne mehr Zeit mit ihrem Kleinen verbringen würden – jedoch aus der bloßen Notwendigkeit, dass ja irgendwer das Essen für die kleine Familie bezahlen muss, dennoch zur Arbeit gehen.

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Nun kann man natürlich sagen, dass Vater und Mutter von Anfang an gleich viel arbeiten gehen sollen. Doch wie viele Frauen wollen das, wenn allein ihr Mutterinstinkt ihnen befielt, rund um die Uhr bei ihrem Kind zu sein und dieses unruhig wird, sobald die Mutter sich entfernt? Wie soll das gehen, wenn das Kind mehrmals am Tag nach der Brust der Mutter schreit?

Familien sorgen gerne und freiwillig füreinander

Nein, es ist keine Befreiung der Frau, wenn man ihnen ermöglicht, quasi direkt nach der Geburt, ihr Kind in eine Tagesbetreuung abzuschieben und es dort erst am Ende des Arbeitstages abzuholen. Ich kenne diese Lebenspläne von jungen Frauen aus dem Medizinstudium, die große Karriere im Krankenhaus machen wollen und deswegen heute schon planen, ihr späteres Kind nur wenige Tage nach der Geburt in den Krankenhauskindergarten zu geben. Wer es nur erträgt Mutter zu sein, wenn er seinen Nachwuchs nicht mehr als zwei Stunden am Tag sieht, sollte vielleicht darüber nachdenken, ob es wirklich das richtige für einen ist, ein Kind in die Welt zu setzen. 

Würde sich die Bundesfamilienministerin wirklich dafür einsetzen wollen, dass Mütter und Väter freier in der Aufteilung von Kindererziehung und Arbeit sind, dann müsste es ihr Nummer-Eins-Bestreben sein, die Wirtschaft in Deutschland wieder so auf Vordermann zu bringen, dass wieder mehr Familien genug verdienen, um auch eine Zeit lang nicht arbeiten gehen zu müssen, wenn der Nachwuchs gerade frisch geschlüpft ist. Dann könnten Vater und Mutter mit weniger Arbeit mehr Geld verdienen könnten sich es so leisten, mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. 

Stattdessen fördert unsere Familienministerin ein Familienbild, das sich im Kern genau gegen das richtet, was eine Familie ausmacht: Das freiwillige Sorgen füreinander – ob nun in Form von Geld, das man nach Hause bringt, oder in Form von Aufgaben, die man im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung erledigt. Der Kampf von Frau Paus gegen die Ungleichbehandlung der Geschlechter ist im Kern ein Angriff auf die Familie selbst. „Mama und Feministin“ kann man offensichtlich schwer gleichzeitig sein. 

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