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Handelskonflikt

Trumps Zölle: EZB-Ratsmitglied warnt vor „negativem Nachfrageschock“ im Euro-Raum

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Sonderzölle auf EU-Importe könnten nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) eine schwere Rezession in der Eurozone auslösen. EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras warnt vor einem „negativen Nachfrageschock“.

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Yannis Stournaras ist einer der erfahrensten Mitglieder im EZB-Rat. Er warnt vor einem „großen negativen Nachfrageschock“.

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Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Sonderzölle auf EU-Importe könnten nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) eine schwere Rezession in der Eurozone auslösen. Das sagte der griechische Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras im Gespräch mit der Financial Times. Die drohende Eskalation des Handelskonflikts belaste die europäische Konjunktur zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Er warnt vor einem „großen negativen Nachfrageschock“ – also einem plötzlichen Rückgang der Gesamtnachfrage in der Wirtschaftszone.

„Ein erheblicher negativer Effekt auf das Wachstum könnte dazu führen, dass die Wirtschaftsleistung deutlich schwächer ausfällt als erwartet – und die Inflation unter unsere Zielmarke drückt“, so Stournaras. Die Eurozone steht vor einem „negativen Nachfrageschock“, obwohl das Wachstum bereits nur noch „moderat“ ist und die Teuerungsrate sich eigentlich der EZB-Zielmarke von zwei Prozent nähert. Die US-Schritte seien „schlimmer als erwartet“ und schüfen eine „beispiellose globale Unsicherheit“.

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US-Präsident Donald Trump hatte letzte Woche angekündigt, Zölle in Höhe von 20 Prozent auf die meisten Importe aus der EU zu erheben. 2024 entfallen rund 21 Prozent der gesamten Exporte der EU auf den US-Markt. Die Zollmaßnahmen könnten das Wirtschaftswachstum in der Eurozone um 0,5 bis 1 Prozentpunkte verlangsamen, so Stournaras. Die EZB hatte die Eurozonen-Prognose für 2025 bereits im März auf nur 0,9 Prozent korrigiert.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in der Eurozone deutlich nach oben korrigiert. Grund sind die „aggressiver als erwarteten“ US-Zölle, die einen Handelskrieg auslösen könnten. Die Ökonomen prognostizieren nun drei Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr – statt wie bisher angenommen zwei. Am 17. April soll über die weitere Zinspolitik entschieden werden. Der Hauptzins liegt aktuell bei 2,5 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich mit einem Dilemma konfrontiert: Soll sie angesichts drohender Wachstumseinbrüche die Zinsen senken – oder die gerade eingeleitete Inflationsstabilisierung nicht gefährden? Während EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch im März davon ausging, dass ein Handelskrieg durch „EU-Vergeltungsmaßnahmen und einen schwächeren Euro“ die Inflation sogar um 0,5 Prozentpunkte anheizen könnte, widerspricht Stournaras dieser Einschätzung: „Zölle sind definitiv ein deflationärer Faktor für die Eurozone.“ 

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