1811 gründete Friedrich Krupp eine Gussstahlfabrik in Essen, die sich auf die Herstellung von Gussstahlprodukten nach englischem Qualitätsmaßstab spezialisierte. Was im Ruhrgebiet zu Beginn des 19. Jahrhunderts klein begann, entwickelte sich rasch zu einem der bedeutendsten Unternehmen der deutschen Territorialstaaten. Alfred Krupp, seit 1850 Alleininhaber der Gussstahlfabrik, transformierte das Unternehmen zu einem bedeutenden Akteur in der Stahlindustrie.
Die Entwicklung der Eisenbahnen eröffnete neue Märkte für den strapazierfähigen Gussstahl, insbesondere durch die von ihm erfundenen nahtlosen und bruchsicheren Eisenbahnradreifen. Diese Innovation führte 1875 zur Etablierung des heute bekannten Firmenzeichens mit drei übereinanderliegenden Radreifen. Der Durchbruch im Geschützbau gelang Krupp 1859 mit einem Großauftrag über 300 Geschützrohrblöcke von den preußischen Militärbehörden. Friedrich Alfred Krupp, der einzige Sohn von Alfred Krupp, setzte den Ausbau des Unternehmens zu einem horizontal und vertikal strukturierten Konzern fort.
Die Angliederung des Grusonwerks in Magdeburg zwischen 1892 und 1893 legte den Grundstein für den Krupp-Anlagenbau. Nach dem Tod von Friedrich Alfred Krupp wurde seine ältere Tochter Bertha Alleinerbin des Unternehmens. 1903 wandelte sie das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Dass „Made in Germany“ zu einem der renommiertesten Herkunftszeichen weltweit wurde, liegt führend auch an der Krupp AG. Mit dem Stahlkonzern Thyssen AG fusionierte man 1999.
Heute ist die Thyssenkrupp AG der mit Abstand bedeutendste Stahlkonzern Deutschlands. Weltweit beschäftigt der Konzern knapp 100.000 Mitarbeiter. Allein in Deutschland sind 56.000 Menschen bei dem Konzern beschäftigt. Die Erfolgsgeschichte von Thyssenkrupp droht nun jedoch ein jähes Ende zu nehmen. Die Konzernführung plant hierzulande massive Einschnitte. Binnen nur fünf Jahren sollen 20 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen.
Betroffen von den Einschnitten ist die Stahlsparte des Konzerns. Bis zum Jahr 2030 sollen die rund 27.000 Stellen auf etwa 16.000 verringert werden, wobei der Standort Kreuztal-Eichen geschlossen wird. Bis Ende des Jahrzehnts sollen insgesamt 5.000 Arbeitsplätze abgebaut und weitere 6.000 durch Auslagerungen an externe Dienstleister oder durch Geschäftsverkäufe ausgegliedert werden. Zusätzlich plant das Management, die Produktionskapazitäten von derzeit 11,5 Millionen Tonnen auf ein Zielniveau zwischen 8,7 und 9 Millionen Tonnen zu senken, was einem Rückgang von bis zu 22 Prozent entspricht. Die Beschäftigungsgarantie gilt lediglich noch bis März 2026.
Dies bedeutet nichts weniger als die rabiate Schrumpfung des Kerngeschäfts von Thyssenkrupp. „Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig“, so Thyssenkrupps Stahlchef Dennis Grimm. Doch die Probleme, mit denen Thyssenkrupp zu kämpfen hat, waren alles andere als unvermeidlich. Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) war bis August Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns. Ihm zufolge steht die gesamte Existenz der Stahlsparte auf dem Spiel.
Vor rund drei Monaten traten er und weitere Mitglieder der Konzernspitze aus Protest gegen den Konzernchef Miguel Ángel López zurück. Er sprach von erheblichen Meinungsverschiedenheiten und beschuldigte López, eine aggressive Kampagne gegen die Führung der Stahlsparte angezettelt zu haben. Diese Vorgehensweise bezeichnete Gabriel als gravierenden Vertrauensbruch, der eine weitere Kooperation ausschließe. Gabriel zufolge habe López die Stahlbranche de facto schon aufgegeben.
Es war insbesondere López, der die „Transformation“ des Konzerns in Richtung Klimaneutralität gegen alle Widerstände durchsetzen wollte. Doch die Produktion von „grünem Stahl“ ist für den Konzern mit de facto nicht zu bewältigenden Kosten verbunden. Bisher war geplant, die Stahlhütten künftig nicht mehr mit Kohle, sondern mit Wasserstoff zu betreiben. Dabei soll der Hochofen durch eine Direktreduktionsanlage (DRI) ersetzt werden, um letztendlich eine klimaneutrale Stahlproduktion zu erreichen.
Doch schon jetzt schreibt die Stahlbranche rote Zahlen. Einerseits sind die Preise für in Deutschland produzierten Stahl kaum wettbewerbsfähig, da die Energiekosten im Vergleich zu anderen Ländern deutlich höher sind. Andererseits stehen auch die traditionellen Hauptabnehmer, wie die deutsche Autoindustrie, vor eigenen Problemen durch die aktuelle Wirtschaftslage. Die Bemühungen um „Grünen Stahl“ führen zu einem weiteren Anstieg der Produktionskosten.
Aber bei López ist die Krise offenbar noch nicht angekommen. Wenige Tage bevor die massiven Stellenstreichungen bei Thyssenkrupp bekannt wurden, erklärte er gegenüber dem Focus: „Das Wort ‚Existenznot‘, das manchmal zu lesen ist, halte ich für übertrieben“. Weiter erklärte er: „Wir haben eine recht gesunde Bilanz.“ Auch die Frage, warum Umsatz und Gewinn in der jüngeren Vergangenheit immer weiter geschrumpft sind, wollte er nicht beantworten. „Dies zu erörtern, sollten wir anderen überlassen, Historikern etwa, die sich mit Wirtschaftsgeschichte befassen“, so der Konzernchef.
Es ist auch die Politik, die Thyssenkrupp immer weiter in die Defensive drängt. Die sogenannte grüne Transformation der Stahlindustrie sollte eines der Vorzeigeprojekte von Habecks Wirtschaftspolitik werden. 2050 werde es „nur noch grünen Stahl geben“, so der amtierende Wirtschaftsminister. „Grüner Stahl“ wollte er deswegen noch während seiner Amtsperiode bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen durch Quotenregelungen zum neuen Standard machen.
Bei Thyssenkrupp sollte die Produktion von grünem Stahl sogar mit 2 Milliarden Euro vom Staat gefördert werden. Die Transformation des Unternehmens ist dennoch mit kaum zu bewältigenden Kosten verbunden. Intern könnte das Projekt des „grünen Stahls“ nun vor dem Aus stehen. Konzernchef López hat eine „grundlegende Prüfung“ des Vorhabens eingeleitet. Die Milliarden, die der Konzern in die Transformationsbemühungen der letzten Jahre gesteckt hatte sowie tausende Arbeitsplätze wären jedoch auch bei einer jetzigen Kehrtwende verloren.
Allgemein haben Konzerne den Kuschelkurs mit der Ampel verfolgt. Die Speichellecker haben auf Vorteile und Subventionen gehofft. Das war kurzsichtig. Denn die Ampel hat den ganzen Industriestandort nachhaltig soweit geschädigt, daß ein paar Mrd. Euro an Subventionen die ganzen Nachteile nicht mehr aufwiegen können. Dumm gelaufen. Aber für jemanden der ein wirtschaftliches Grundwissen hat, war das absehbar! Außer man ist ein Ideologe wie Marcel Fratscher…
Diese ausgelöste Kettenreaktion durch Habeck ,ist nicht mehr aufzuhalten .Die Grünen das sagte schon Schmidt und Strauss ,werden uns ins verderben reiten .Und diese Feststellungen haben beide ,in 1980er Jahren gemacht ….Was für eine Weitsicht .
Mein Mitgefühl hält sich in Grenzen ob der jahrelangen Gesänge im grünen Chor. Und auch die Belegschaft hat allzu gern mit eingestimmt.
Verantwortlich ist niemand anderes als der Wähler.
Die Gefolgschaft bei Krupp ballt eben die Fäuste und demonstriert höchsten für mehr Geld, stoisch wartend, wie Gefolgschaftsführer Lopez, auf die Wunderwaffe Wasserstoff für grünen Stahl, die von Habeck versprochen wurde. Mal sehen, ob auch dieses Märchen am 08. Mai enden wird…
Richard Grenell hat es neulich bei Reichelt erwähnt: er rede jede Woche mit deutschen Firmenchefs, die ihn fragen, wie sie die Produktion in die USA verlegen könnten, und er ermuntere sie sehr gern. Die deutsche Politik glaube, diese Leute beliebig drangsalieren zu können, aber sie könnten eben auch anderswo investieren, wo die Bedingungen bei weitem besser seien.
In Deutschland werden die Subventionen eingestrichen, anderswo gibt es die Produktion und die Gewinne.
Die ganze Idee war undurchdachter Irrsinn. Stahl und Gusseisen enthalten fast so gut wie immer Kohle. Ohne Kohlenstoff ist Eisen ziemlich weich und zu nichts zu gebrauchen. Kohlenstoff senkt zusätzlich den Schmelzpunkt.
OK, man könnte nur den Wasserstoff zum erhitzen des Stahls verwenden oder im Lichtbogen schmelzen. Dafür wiederum fehlt der Strom oder muss in Kohlekraftwerken hergestellt werden. Gleichzeitig brauchst du aber trotzdem Kohle, damit dir das glühende flüssige Eisen nicht gleich oxidiert.
Im Grunde war die Idee Tollwut.