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Kein Unrechtsbewusstsein

SZ-Kommission: Arbeitsweise von Föderl-Schmid sei „verwunderlich“ und gehe „eigentlich nicht“

Die von der Süddeutschen Zeitung eingesetzte Kommission verteidigt Alexandra Föderl-Schmid gegen Plagiatsvorwürfe und erklärt die Anschuldigungen für übertrieben. Trotz einer großen Anzahl an belegten Plagiaten in ihren Arbeiten sieht die Kommission kein vorsätzliches Fehlverhalten.

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Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria - IMG_8094, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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Seit Anfang des Jahres beschäftigte sich eine, von der Süddeutschen Zeitung beauftragte, externe Kommission mit der Plagiatsaffäre rund um die stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Am Donnerstag stellte diese Kommission nun ihre Ergebnisse vor. Das Urteil der Kommission: „Wer Föderl-Schmid vorwirft, sie habe systematisch und in großem Umfang plagiiert, versteht nicht, wie tagesaktueller Journalismus funktioniert.“ So erklärte es zumindest der Vorsitzende der Kommission, der ehemalige Chefredakteur des Spiegels Steffen Klusmann. Brisant ist, dass Föderl-Schmid laut Kommission „kein Unrechtsbewusstsein“ habe.

Die Kontroverse rund um Föderl-Schmid kochte hoch, nachdem der Plagiatsforscher Steffen Weber eine Großzahl an Plagiaten offengelegt hatte. Zuvor zeigte Weber, dass mehrere Stellen aus der Doktorarbeit Föderl-Schmids abgeschrieben waren. Nichtsdestotrotz sieht die Kommission die Vorwürfe als übertrieben an. Medieninsider berichtete, dass sich die Kommission mit über 1000 Artikeln der Journalistin beschäftigte. Die Plagiatssoftware fand laut der Kommission 260 „nennenswerte Übereinstimmungen“. In rund 66 Prozent der untersuchten Beiträge wurden Artikel von Föderl-Schmid allerdings „zitiert oder ausgeschlachtet“, heißt es von den Experten laut Medieninsider.

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Weber zeigte sich mit der Entscheidung der Kommission nicht zufrieden. In mehreren Tweets meldete er sich zu der Entscheidung zu Wort. Die Arbeit der Kommission sei laut Weber keine „Aufarbeitung“. Der Bericht der Kommission verharmlose „das Problem der Copy-Paste-Generation“.

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Neben der Übernahme von Textpassagen steht auch der Vorwurf des Kopierens von Recherchen im Raum. Für die Kommission wirkte Föderl-Schmids Arbeitsweise „schon verwunderlich“. Um zu überprüfen, ob sie bei Recherchen auch betrogen hat, recherchiert die Kommission nicht etwa oder verglich die vorliegenden Texte, sondern befragte im Wesentlichen die Beschuldigte. Auf die Nachfrage der Kommission erklärte Föderl-Schmid, dass sie die angezweifelten Recherchen selber erstellt habe. Diese Aussage hätte der Kommission genügt, sodass man dem nicht weiter nachging.

Dass Föderl-Schmid Informationen aus Lexika und von Wikipedia direkt übernahm, kritisierte die Kommission nicht öffentlich. Laut Klusmann habe Föderl-Schmid es „sich tatsächlich das eine oder andere Mal zu einfach gemacht.“ Noch schlimmer ist der Umstand, dass sich die Journalistin keiner Schuld bewusst wäre. Laut Klusmann hätte Föderl-Schmid in ihren Gesprächen keinerlei Unrechtsbewusstsein gezeigt. „Zahlen und Fakten“ sieht die Journalistin als „frei verwendbares Allgemeingut“, erklärt die Kommission in ihrem Gutachten. Doch als „stellvertretende Chefredakteurin muss [man] sich an anderen Maßstäben messen lassen als eine Nachwuchskraft am Newsdesk. Sie hat eine Vorbildfunktion“, fuhr man im Gutachten fort.

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Auch die Chefredakteure der Süddeutschen äußerten sich zu der Causa Föderl-Schmid. Auf der Pressekonferenz am Donnerstag erklärte man: „Alexandra Föderl-Schmid hat gegen journalistische Standards verstoßen. Und über diese Verstöße können wir nicht hinwegsehen.“ Nichtsdestotrotz sprach auch die SZ-Chefetage nicht von einer Plagiatsaffäre. Der Fall sei etwas Besonderes und sollte „Anlass sein zum Nachdenken und zum Innehalten sein“, so Wolfgang Krach, Chefredakteur der SZ. Doch dies gelte für die gesamte „Branche“, nicht nur für die SZ.

In dieser Woche sorgte nicht nur Föderl-Schmid für Aufruhr in der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Am Montag soll der SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach, laut Bericht des Medieninsiders drei Gründe für den Ansehensverlust identifiziert haben – einer davon war die Berichterstattung in der Causa Aiwanger. Im August 2023, einige Monate vor der Landtagswahl in Bayern, sorgte die SZ für einen Fast-Rücktritt des stellvertretenden Ministerpräsidenten. Am 25. August des vergangenen Jahres veröffentlichte die SZ eine Recherche mit dem Titel „Aiwanger soll als Schüler antisemitisches Flugblatt verfasst haben“. Der Vorwurf: Der Politiker der Freien Wähler soll in seiner Schulzeit ein volksverhetzendes Pamphlet verfasst haben.

Laut Medieninsider soll Wolfgang Krach diese Reportage auf der Redaktionskonferenz am Montag als Fehler eingestuft haben. Demnach habe er den fertigen Text erst am späten Nachmittag vor der Veröffentlichung gelesen. Auch aus Respekt vor den Autoren der Reportage habe er trotz aller Kurzfristigkeit und offener Fragen an der Veröffentlichung festgehalten. Das sei ein Fehler gewesen, weil sich das Medium mit der Berichterstattung angreifbar gemacht habe, so Krach (Apollo News berichtete).

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