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Party im Parlament

„Symbol für Vielfalt“: Im Niedersächsischen Landtag wird mit Kopfhörern getanzt

Der Niedersächsische Landtag feierte eine „Silent Party“. Dass jeder Gast seinen eigenen Musikstil über Kopfhörer hören konnte, sei Sinnbild für eine „vielfältige Demokratie“, erklärte die Landtagspräsidentin.

Das Portal des Niedersächsischen Landtags (IMAGO/Kickner)

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Der Niedersächsische Landtag hat sein Parlamentsgebäude am Wochenende für eine „Silent Party“ geöffnet. Sechs Stunden lang wurde im ehrwürdigen Leineschloss getanzt, wo sonst über Haushaltspläne und Gesetzesentwürfe gestritten wird. Nach Angaben des Landtags nahmen mehrere Hundert Menschen an der Veranstaltung teil. Der Eintritt war frei. Gezahlt hat am Ende wohl der Steuerzahler.

Bei einer Silent Party ist keine Musik im Raum zu hören. Stattdessen trägt jeder Feiernde einen Funkkopfhörer, auf dem er aus verschiedenen Kanälen wählen kann – im konkreten Fall Charts, 80er/90er oder Techno. Durch farbliche Signale am Kopfhörer kann jeder identifizieren, wer gerade die gleiche Musik hört und wer nicht.

Gibt es eine Wechseldynamik hin zu einer Farbe beziehungsweise Musikrichtung kann man selbst die Entscheidung treffen, ob man sich der Masse anschließen oder seine eigene Musik beibehalten möchte – dann aber vielleicht in einem anderen Takt tanzt als Freunde und Bekannte. Damit sollte ein „Symbol für Vielfalt“ geschaffen werden, schreibt dpa.

Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) nannte die Aktion ein „Sinnbild für eine offene und vielfältige Demokratie“. Demokratie sei „das Beste, was wir haben.“ Das dürfe ausgelassen gefeiert werden. Auch die philosophische Dimension der Aktion machte sie deutlich: „Verschiedenste Perspektiven bestehen nebeneinander und bilden letztlich ein größeres gemeinsames Ganzes.“

Was in der Theorie nach Demokratie zum Anfassen klingt, wirkt in der Praxis jedoch wie ein teurer PR-Gag. Die Kosten für die Aktion trägt wohl der Landtag und damit der Steuerzahler. Ganz günstig dürfte das angesichts von drei Live-DJs nicht gewesen sein. Inhalte politischer Bildung wurden in der Nacht der Zeitumstellung keine vermittelt. Stattdessen gab es Werbung für die Initiative Silent Party, die die Party mitveranstaltete.

Der Landtag als Club – ein Bild, das hängenbleibt. Aber lässt sich Vielfalt wirklich durch eine Party beweisen, statt durch politische Toleranz und die Fähigkeit zum sachlichen Streit? Man fragt sich unweigerlich, ob Demokratie wirklich glaubwürdiger wird, wenn man ihre Orte zur bloßen Unterhaltung umfunktioniert – oder ob demokratische Institutionen so weiter banalisiert werden.

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77 Kommentare

  • Die Krankheit an der Deutschland leidet wird an diesem Beispiel anschaulich gezeigt.

    • Ich finde die meisten Politiker in der heutigen Zeit nur noch vielfältig bekloppt.
      In vernünftigen Zeiten würde man eine solche Personen wie die Landtagspräsidentin zum psychologischen Test schicken. Das ist alles nur inhaltsleeres Gequatsche, was zum Popanz der Vielfalt aufgeblasen wird. Das ist alles nur inszenierte Einfalt.

      Und man zeigt, dass man weiter nicht gewillt ist, Steuergeld zu sparen und nur noch den vernünftigen Dingen zuzuführen. Das sind keine Volksvertreter, sondern Steuergeldvernichter. Von den anderen 551 Themen hat man dann noch gar nicht gesprochen.

    • Drei Diskjockeys! Schon einer genügt, dass ich den Ort meide.

  • „Landtagspräsidentin Hanna Naber (SPD) nannte die Aktion ein „Sinnbild für eine offene und vielfältige Demokratie“. “

    Ich nenne das ein Sinnbild für Verfall und Untergang einer Gesellschaft.

    • Swingerclub wäre auch nicht schlecht gewesen. Mit eigener Musik aus dem Kopfhörer und verbundenen Augen bestimmt mindestens teilweise lustig.

      • Und Übertragung dann im ÖRR Propaganda Fernsehen ,

        3
      • Bring die in Berlin nicht auf neue Ideen.

        0
      • Kommt noch.
        Man muss die Kommunisten nur machen lassen.
        Ich bin von Orgien bis zu schwarzen Messen auf alles gefasst.

        0
    • Verfall und Untergang einer Gesellschaft ist gut formuliert. Es kommen einem auch Zweifel am Geisteszustand der handelnden Personen. Der Verfall der Infrastruktur und die Sprengung von funktionsfähigen Kraftwerken sind weitere Beispiele.

    • Wahrscheinlich haben die Meisten den Arsch offen!

  • (Silent) Party. Im Palamentsgebäude.
    Naja, hier in Niederschlagsen wundert mich langsam nichts mehr.

  • Passt doch genau zur Zustandsbeschreibung dieses Regimes durch Fuest. Tanzen der Verantwortlichen für den Untergang in den Untergang.

  • Länderfinanzausgleich für die laufenden Kosten, und das Spielgeld kommt von VW. Kein Grund, auf’s Tanzen zu verzichten. Beispiel Niedersachsen.

  • Find ich gut, aber da geht bestimmt noch mehr, nicht wahr?
    🙈🙉🙊
    🤣

    • ich schlage vor:
      digitale Brillen, wo Stadtbildansichten der abgef…esten und bunten Stadtteile in Dauerschleife laufen.
      statt zappelmusik gibts katzengejaule a la Orient, alles mit schischaqualm und dönerfett beduften und natürlich KEINE Armlänge Abstand.

  • Aha🫨

  • Wie kann man auf eine Party wollen wo jeder nach einer anderen Musik tanzt?
    Das ist doch keine Party sondern eher das Gegenteil.
    Ich glaube ich bin zu alt um „diese Vielfalt“ zu verstehen.
    Ich war auf etlichen Open Air Festivals-oft 2-3Tage lang. Habe auf Raves getanzt und in Goa gefeiert. Bin in vielen Clubs gewesen und hab sogar Gesellschaftstanz in der Tanzschule gelernt, aber sowas kann ich nicht verstehen. Wenn das Vielfalt ist will ich lieber drauf verzichten.

    • Hab mir gerade eine Doku über das „wundervolle“ 300 verschiedene Ethnien beherbergende Indonesien angeschaut.
      Die letzten sonor gehauchten Worte waren „Einheit in Vielfalt“.
      Noch offensichtlicher kann man Erziehungsfernsehen nicht praktizieren.

  • ….ja und????

    Wieviel hat das Bier gekostet? 😂😂😂😂

    • Vermutlich nichts, wenn es denn welches gab. Zahlen tut aber meistens der Steuerzahler.

    • @Wieviel hat das Bier gekostet? 😂😂😂😂

      Das bringt mich jetzt auf eine Idee…;)

  • Das scheint mir eher ein Symbol für den Postmodernismus zu sein: Etwas allen Gemeinsames, Verbindendes gibt es nicht mehr, wie es sonst die Musik in einem Club wäre, zu der jeder nach seiner Façon tanzen kann. Vielmehr hört jeder nur noch sein eigenes Lieblingsnarrativ. Den Veranstaltern ist offenbar nicht bewusst, wie treffend das Event ihren epistemischen Wahn kenntlich macht.

  • Muss ja ein Bild für Götter gewesen sein 😂

  • Es gibt ein ganz gutes Bild für die Gesellschaft ab: keiner hört dem anderen zu, alle wurschteln für sich alleine, und man kann nur wählen, ob man sich nach oberflächlichen Signalen nach dem Strom richtet.

  • Was kommt morgen? Polonaise um den Landtag? Man kann es sich nicht mehr ausdenken?

    • Wahrscheinlich eher „Ringelpiez mit Anfassen“! Jurassica Parka kommt sehr gern!

    • „Polonaise um den Landtag? “ Aber mit einem Gottlieb Wendehals Imitator

  • Jetzt wo das Berghain u.a. Clubs in Berlin schliessen braucht man andere Locations. Vielleicht könnte man mit den Einnahmen die Steuerkasse oder Rentenversicherung oder Krankenversicherung bezuschussen.
    Wie auf der Titanic: feiernd in den Untergang.

  • Nicht mehr lange, dann gibt’s wieder Hofnarren in den Palästen.

    • Ja, schon. Aber die Palastbewohner werden kaum jemanden beschäftigen, der hörbar intelligenter und gebildeter und witziger ist als sie. Und die Hofnarren werden es schnell langweilig und uninspirierend finden. Ein Bunter Abend für grünlinke biologisch Weibliche: nach 1/2 Stunde gucken die alle in ihr Händy.

    • „Nicht mehr lange, dann gibt’s wieder Hofnarren in den Palästen.“ Die haben sich doch bereites alle im Buntestag Gebäude versammelt.

  • Wie heißt es so schön (bei den Grünen?): Wer Vielfalt nicht begreift, der begreift Deutschland nicht.

    • Pardon, da bin ich raus

  • An unseren Kriegsminister, ernsthaft, mit solchen Leuten wollt ihr in den Krieg ziehen?

    • Warum nicht … so voller Wermut, gerührt, nicht geschüttelt.

    • Toi, Toi, Toi!
      Jeder darf sich dann aussuchen wo der Feind steht.

    • „mit solchen Leuten wollt ihr in den Krieg ziehen?“ Natürlich ,das ist die neue Taktik ,die Russen lachen sich tot und alles wird gut . Dann muss der Fritz gar nicht erst so viel nicht vorhandenes „Sondervermögen „das er gar nicht hat ,für Panzer ausgeben.
      Und ich kaufe mir einen Sack voll Shortis auf Rheinstahl …

  • Wenn man schon das Gefühl hat, daß man nicht mehr alles sagen darf was man meint, kann man wenigstens hören was man will. Ist das Demokratie leben? Warum erinnert mich das an die Titanic?

    • „daß man nicht mehr alles sagen darf was man meint,“ Ganz einfach vor dem etwas sagen einen Hausjuristen befragen..

  • Spätrömische Dekadenz lässt grüßen.

  • Dass jeder Mensch die Messe in h-Moll anders hört, ist von Natur aus gegeben. Die Vielfalt existiert insofern von Anfang an. Den Anspruch zu erheben, erst noch herstellen zu müssen, was dadurch längst von Bestand ist, zeugt bloß davon, der objektiven Welt äußerst entfremdet zu sein. Pointiert formuliert, müsste sich angesichts dessen zumindest die Präsidentin des Landtags von Niedersachsen deshalb den Vorwurf gefallen lassen, selbst beim besten Willen nicht mehr ernst zu nehmen zu sein. Dass solch ein offenkundiger Eskapismus dann auch noch mit Steuergeld finanziert ist, eröffnet dabei einen tiefen Einblick darin, wie völlig beliebig vor allem die Sperrminorität nach dem VW-Gesetz in Europas größtem Industriebetrieb gehandhabt wird, dort derzeit keine Werke schließen zu dürfen.

    • Mehr Frauen in die Politik!

      • Sigmund Freud kritisierte bereits im Wintersemester 1916/1917 in seiner Vorlesung, dass die Lebensnot sich nur lindern lässt, wenn die Energien weg von der Sexualbetätigung auf die Arbeit gelenkt sind. Das heißt: Eine sadistische Projektion Dritter führt im Besonderen zu einem eskalierenden Leiden beim Einzelnen. Angesichts eines ohnehin quälbaren Leibs, den wenig später Bertolt Brecht im Jahr 1949 erkannte, bleibt zuvörderst der besten Fabrik beschieden, dem Betrieb sogleich ein Ende zu setzen, falls die heutige Rede vom ehrbaren Kaufmann noch einen Deut wert sein soll. Anstatt den Weg ins Freie zu versperren, hätte der Ministerpräsident somit getreu dem VW-Gesetz in Niedersachsen sein Einverständnis zu erklären gehabt, als der in Wolfsburg ansässige Konzernvorstand vor rund zwölf Monaten etliche Werksschließungen als das dadurch einzig sinnvolle Mittel der Wahl erachtete.

        3
  • Wenn mutmaßliche Erwachsene schön brav Kindergarten im Landtag spielen, wissen wir, dass etwas ganz Besonderes geschehen sein muss.

  • Und diese Leute wagen es, anderen mit der „Würde“ des „Hohen Hauses“ zu kommen…

  • Seit den alten Griechen kennen wir ein kurzes Wort für ‚Vielfalt‘. Es lautet ‚Chaos‘. Schon früher nannte man die linke Szene die ‚Chaoten‘. Auch der Gott des Chaos hat einen Namen. Er ist allseits bekannt.

  • Vielleicht wäre es für die Bürger wichtiger,wenn die Regierenden gute Arbeit leisten würden anstatt anscheinend Ansporn für dekadentes Schlaraffen-Lotterleben, das der schuftende Steuerbezahler finanzieren muss, zu sein.
    Sollten damit neue Wähler eingefangen werden— ?

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