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Chemiekonzern

Starkes Quartal, schwache Perspektive: Glyphosat-Drama lastet weiterhin auf Bayer

Bayer verzeichnete im dritten Quartal eine deutliche Gewinnsteigerung. Kostensenkungen sowie Zuwächse im Agrar- und Pharmageschäft machten sich klar bemerkbar. Dennoch sieht sich der Konzern weiterhin mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.

Bayer befindet sich nach wie vor im Krisenmodus (IMAGO/NurPhoto)

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Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat im dritten Quartal deutlich bessere Ergebnisse vorgelegt, als von Branchenexperten erwartet. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) stieg um 21 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro. Analysten waren im Schnitt lediglich von 1,28 Milliarden Euro ausgegangen.

Vor allem das Segment Crop Science – also Saatgut und Pflanzenschutz – entwickelte sich stärker als prognostiziert und lieferte einen wesentlichen Beitrag zu den positiven Resultaten. Auch in der Pharmasparte sorgten neue Arzneimittel für deutliche Umsatzsteigerungen.

Die umfangreichen Kostensenkungen, die der Konzern umgesetzt hat, trugen ebenfalls zur Gewinnsteigerung bei. Besonders die Managementebene wurde zuletzt kräftigen Sparmaßnahmen unterzogen: Von ursprünglich rund 15.000 Management-Stellen sind nur noch etwa 5.000 übrig. Zudem wurden die Hierarchieebenen von elf auf sechs bis sieben reduziert, was zu schnelleren Entscheidungsprozessen und einer insgesamt effizienteren Geschäftstätigkeit geführt hat.

Der Kapitalmarkt reagierte deutlich auf die positiven Zahlen: Die Aktie legte im Frankfurter Handel bis Donnerstagmittag spürbar zu und notierte bei knapp 30 Euro. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit bereits einen Zuwachs von rund 40 Prozent verzeichnet.

Längerfristig betrachtet befindet sich der Kurs jedoch weiterhin in einem Abwärtstrend. Seit den Höchstständen im April 2015, als ein Unternehmensanteil noch knapp 140 Euro wert war, liegt Bayer – selbst nach der Rallye, die die Aktie seit Jahresbeginn hingelegt hat – immer noch rund 80 Prozent im Minus.

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Auch Umsatz und Gewinn sind zuletzt kontinuierlich zurückgegangen. Das dritte Quartal markiert das erste Vierteljahr seit längerem, in dem die Zahlen positiv ausfielen. Im zweiten Quartal dieses Jahres sank das EBITDA um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, im ersten Quartal war es sogar um 7 Prozent gefallen. Auch im gesamten Jahr 2024 war in jedem einzelnen Quartal das EBITDA gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum rückläufig gewesen. Verschiedene Börsenberichte belegen dies. 

Es wird deutlich, dass sich der Konzern trotz des Wachstums im dritten Quartal dieses Jahres langfristig weiterhin mit erheblichen Herausforderungen und Verwerfungen konfrontiert sieht. Neben den unvorteilhaften Rahmenbedingungen des deutschen Standorts, von hohen Energiekosten hin zu überbordender Bürokratielast, die den Konzern in seiner Wettbewerbsfähigkeit einschränken, ist es vor allem der gigantische Glyphosat-Rechtsstreit, der das Unternehmen in den vergangenen Jahren stark belastet hat – und auch weiter stark belastet.

Die Probleme begannen für Bayer 2018 mit der Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto, der das Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat produziert. Bereits vor der Übernahme gab es zahlreiche Kläger in den USA, die Monsanto vorwarfen, Glyphosat habe bei ihnen Krebs ausgelöst bzw. anderweitige gesundheitliche Probleme verursacht. Letztlich entstand über die Jahre eine Klagewelle mit über 60.000 Fällen. Bislang musste Bayer vor diesem Hintergrund rund 10 Milliarden US-Dollar (ca. 9,2 Mrd. Euro) für Schadensersatzzahlungen und Rückstellungen im Zusammenhang mit diesen Glyphosat-Klagen ausgeben. 

Besonders belastend ist, dass die finanziellen Einschnitte für Bayer kein Ende nehmen. Die Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten mussten im dritten Quartal erneut erhöht werden. Für aktuelle und noch laufende Fälle hat Bayer inzwischen rund 5,9 Milliarden US-Dollar (5,4 Mrd. Euro) zurückgestellt. Diese Belastungen könnten die künftige finanzielle Entwicklung des Konzerns erheblich beeinträchtigen. 

Das positive dritte Quartal könnte daher schon bald wieder von negativer Stimmung an der Börse sowie von erneuten Umsatz- und Gewinneinbrüchen überschattet werden – insbesondere dann, wenn sich der Rechtsstreit weiter ausweitet und zusätzliche Klagen hinzukommen. Abschließend lässt sich festhalten: Die Monsanto-Übernahme war ein erheblicher Fehlgriff für das Unternehmen. 

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7 Kommentare

  • Wie konnte man nur Monsanto aufkaufen, wenn man doch wusste, was für Verfahren wegen dieser hochgiftigen Schlatze anhängig waren?

    Zeugt wieder von Top-Eliten-Produktion.
    Jeder Taxifahrer hätte es besser gemanagt.

    • Fachkräfte bei der Arbeit.
      Der Kaufpreis wurde zu einem hohen Anteil auch noch kreditfinanziert!

    • Steht doch im Artikel:
      „Vor allem das Segment Crop Science – also Saatgut und Pflanzenschutz – entwickelte sich stärker als prognostiziert und lieferte einen wesentlichen Beitrag zu den positiven Resultaten. “

      Monsanto ist nicht (nur) Glyphosat, die sind ganz fett im Saatgeschäft, mit üblen Methoden, aber das bringt Geld, auch wenn sich in Indien die Bauern aufhängen.
      Moral war gestern, heute ist „Big Money“ angesagt.

  • Macht dem Aktienkurs nix. Auf 12 Monatssicht plus 38 Prozent.

  • Man fasst sich bis heute an den Kopf, wie ein Konzern diese Dummheit begehen konnte, Monsanto für ca. 66 Milliarden (!) US-Dollar zu kaufen und dann auch noch einzugliedern. Dann noch über Jahre an dem Vorstandsvorsitzenden festhält, der dieses Geschäft maßgeblich zu verantworten hat.

  • Für den Monsanto-Kauf hätte BASF den Darwin-Award verdient. Man mag es gar nicht glauben, was für krasse Fehlentscheidungen von deutschen Managern getroffen werden. (Man könnte glatt glauben, es hier mit deutschen Politikern zu tun zu haben.)

  • Wie kann ein Konzern so blöd sein und solchen Dreck kaufen?
    Gier frisst Gehirn.

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