Werbung

Hennigsdorf

Stahlwerk stellt Produktion vorerst ein – 600 Jobs in Gefahr

Das Stahlwerk in Henningsdorf muss seine Produktion aufgrund der schlechten Wirtschaftslage für mindestens drei Monate einstellen. Ob es danach weiter geht, ist ungewiss. 600 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

Von

Ein Blick in das Stahlwerk des italienischen Konzerns Riva in Brandenburg an der Havel.

Werbung

Im brandenburgischen Hennigsdorf wird das Stahlwerk der H.E.S. Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH vom RIVA-Konzern ab Januar die Produktion für mindestens drei Monate einstellen. Nach Unternehmensangaben wird fast die gesamte Belegschaft, am Standort arbeiten rund 600 Mitarbeiter, in Kurzarbeit geschickt. Ob es nach den drei Monaten wieder zu einem Anfahren der Stahlproduktion kommt, ist ungewiss – einen solch drastischen Schritt gab es in der Geschichte des Stahlwerks noch nie.

Nötig wurde diese radikale Maßnahme aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Stahlindustrie in Deutschland. Die Nachfrage nach Stahl aus dem Werk ist eingebrochen, weil die deutsche Wirtschaft aufgrund der Rezession aktuell weniger Stahl braucht. Gleichzeitig sind die Energiepreise in Asien deutlich niedriger als in Deutschland. Der Stahl aus Deutschland, so auch der aus Hennigsdorf, ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Als die Strompreise am 12. Dezember in die Höhe schossen, musste das Stahlwerk die Produktion schon einmal aussetzen.

...
...

Das Stahlwerk, das dem italienischen Konzern Riva gehört, blickt auf über 100 Jahre Geschichte zurück. Der Bau begann am 18. April 1917, rund ein Jahr später, am 20. Juli 1920, wurde der erste Stahl hergestellt. Bis heute wurden jährlich über eine Million Tonnen Stahl in dem Werk hergestellt.

Aufgrund der Krise in Hennigsdorf hat sich nach Informationen der dpa nun der frisch gekürte brandenburgische Wirtschaftsminister eingeschaltet – sein Ministerium ist in Gesprächen mit Werksleitung und Betriebsrat. Auch das brandenburgische BSW beschäftigt sich mit dem Standort. Mehrere Landtagsabgeordnete der Partei haben den Standort aufgrund der aktuellen Situation um den Produktionsstopp besucht und dabei der Ampelregierung die Schuld für den Niedergang gegeben.

In Hennigsdorf, einer Stadt mit 26.600 Einwohnern, wäre ein Abbau der Stellen ein schwerer Schlag. Neben den Arbeitsplätzen im Stahlwerk sind in der Stadt auch die 2.000 Arbeitsplätze im Eisenbahnwerk des französischen Herstellers Alstom in Gefahr. Der Konzern entschied sich dazu, in Hennigsdorf statt Zügen herzustellen, zukünftig nur noch Reparaturen durchzuführen. Wie viele Arbeitsplätze deswegen abgebaut werden, ist noch unklar.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung