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Chaos

Sitzung im Thüringer Landtag zum vierten Mal unterbrochen – CDU wirft AfD „Machtergreifung“ vor

Die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags ist ein Chaos: Schon während der Ansprache des AfD-Alterspräsidenten forderte die CDU mehrfach die Feststellung der Beschlussfähigkeit ein und wirft der AfD eine „Machtergreifung“ vor. Die Sitzung wurde nun schon vier Mal unterbrochen.

Alterspräsident Jürgen Treutler (Screenshot Livestream des Thüringer Landtags)

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In Thüringen konstituiert sich der Landtag. Wie in der Thüringer Geschäftsordnung vorgesehen, hat die Sitzungsleitung der älteste Abgeordnete inne – das ist Jürgen Treutler von der AfD. Aufgabe des Alterspräsidenten ist grundsätzlich die Ernennung von zwei vorläufigen Schriftführern sowie die Leitung der Wahl des Parlamentspräsidenten. Zudem ist es parlamentarischer Brauch, dass der Alterspräsident eine Ansprache hält.

Sowohl vor als auch während der Ansprache meldete sich der parlamentarische Geschäftsführer der CDU Andreas Bühl zu Wort. Er forderte Treutler auf, die Sitzung für beschlussfähig zu erklären, um so die Geschäftsordnung ändern zu können und für alle Fraktionen das Vorschlagsrecht für den Parlamentspräsidenten durchzusetzen. Der AfD-Alterspräsident unterbrach an diesen Stellen stets die Sitzung – Bühl warf ihm nach der zweiten Unterbrechung, die fast eine Stunde dauerte, deshalb eine „Machtergreifung“ vor.

Vertreter von BSW, CDU, SPD und Linke versammelten sich in der zweiten Unterbrechung dabei rund um das Präsidium und redeten auf Treutler und insbesondere einen Beamten der Parlamentsverwaltung ein. Anschließend fuhr der Alterspräsident fort, ohne die Sitzung für beschlussfähig zu erklären. Treutler verwies darauf, sich noch in der Ansprache zu befinden und seinen Antrag erst nach der Ansprache zu behandeln. Auch im weiteren Verlauf unterbrachen die Geschäftsführer von CDU und anderen Fraktionen die Rede Treutlers. Der Alterspräsident ordnete dabei mehrmals die Abschaltung der jeweiligen Mikrofone an, der Anordnung wurde durch die Mitarbeiter des Landtags aber anscheinend nicht Folge geleistet.

Nach Auffassung von Andreas Bühl befand sich Treutler jedoch bereits in der Aufstellung der Tagesordnung. Er erklärte: „Es gab eine Verständigung zwischen den parlamentarischen Geschäftsführern, dass der Punkt vorgezogen wird, die Namen aufzurufen und die Schriftführer zu bestellen, um die Beschlussfähigkeit festzustellen.“ An diese von der Mehrheit des Parlaments getroffene Entscheidung fühle er sich jedoch nicht gebunden.

Weshalb Bühl hier so interagiert, ist unklar. Laut Tagesordnung ist sowohl die Benennung der Schriftführer als auch die Feststellung der Beschlussfähigkeit vor dem Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung vorgesehen. Treutler hat nach der Rede Bühls die Sitzung zum dritten Mal unterbrochen. Die konstituierende Sitzung droht im Chaos unterzugehen.

Im Rahmen der Ansprache, zumindest so weit Treutler sie bisher halten konnte, ging er auch auf den Elefanten im Raum, die Wahl des Landtagspräsidenten, ein. „Seit jeher stellt die stärkste Fraktion den Parlamentspräsidenten“, so Treutler. Seit der Wiedergründung Thüringens sei dies eine „nie in Frage gestellte Gepflogenheit“. In Richtung aller Abgeordneten erklärte er, dass der Wähler nun erwarte, dass man dies auch umsetze und einen Vertreter der stärksten Fraktion in das Amt des Landtagspräsidenten wählt. Tue man dies nicht, untergrabe man „den Geist der parlamentarischen Demokratie“.

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