Werbung

Vergemeinschaftung

„Sexistisch“ und „heteronormativ“: Architekt fordert in der SZ das Ende des Eigenheims

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung spricht sich ein Architekt gegen Eigenheime aus. Sie seien „sexistisch“ und „heteronormativ“. Zudem würden sie viel Wohnraum wegnehmen, weshalb er ihre Vergemeinschaftung fordert.

Von

Die Süddeutsche Zeitung

Werbung

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) ist bekannt dafür, Kritikern des Einfamilienhauses eine breite Plattform zu bieten. So sorgte im Februar der Artikel „Oma soll umziehen“, in dem ältere Menschen dazu aufgerufen wurden, ihre großen und aus Sicht des Autors für sie unnützen Häuser zu verlassen, um Platz für neue Generationen zu schaffen, für Aufmerksamkeit.

Nun veröffentlichte die SZ am Montag ein Interview mit dem Architekten und radikalen Gegner von Eigenheimen, Jan Engelke. Dieser ist Forscher und Dozent an der TU München und beschäftigt sich dabei vor allem mit Eigenheimen. Von diesen hält der Experte jedoch relativ wenig.

...
...

Direkt zu Anfang des Gesprächs stellt er klar, was er über das Eigenheim denkt. Der Boom der 50er Jahre soll, laut Engelke, vor allem ein „politisches Projekt“ gewesen sein: „Man wollte [mit dem Wohnbaugesetz] breite Kreise der Bevölkerung mit dem Grund und Boden verbinden. Das Gesetz erinnert in seiner Formulierung ein bisschen an die ‚Blut-und-Boden‘-Ideologie der Nationalsozialisten.“

Engelke geht sogar so weit, von einer „Eigenheim-Propaganda“ in Westdeutschland zu sprechen. Dabei sei das auch auf die Konkurrenz zur DDR zurückzuführen, denn, so Engelke, sollten die Leute so „gegen kommunistische Ideen imprägniert werden.“

Seine Verachtung für das Eigenheim hat viele Gründe. So sei das Wohnkonzept des Eigenheims sexistisch, bis heute. Bereits in den 50er und 60er Jahren konnte man das, laut Engelke, beobachten. Während der Mann ein zentral gelegenes Herrenzimmer im Haus gehabt hätte, blieb der Frau ein eigenes Zimmer im Eigenheim vorenthalten.

Lesen Sie auch:

Engelke sieht das Eigenheim außerdem als Wohnraumverschwendung an. Deshalb möchte er nicht nur im Allgemeinen keine Häuser bauen, sondern das Konzept des Eigenheims vollkommen beenden. So leben aus seiner Sicht zu wenig Menschen in ihren Häusern, durchschnittlich nur 1,8 pro Eigenheim. Dazu sagte er: „Viele Menschen spüren, dass ein Leben zu zweit oder allein auf 130 Quadratmetern eigentlich nicht richtig ist.“

Die Lösung des Architekten besteht deshalb darin, vor allem die Eigenheime älterer Menschen umzubauen, sodass mehr Menschen dort leben könnten; ältere Menschen, die Häuser in einer Nachbarschaft haben, würden dann in die Gemeinschaftshäuser einziehen, sodass mehr Freiraum geschaffen werden könne.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung