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NABJ

Schwarze Journalisten: Trump stellt sich kritischen Fragen, Harris taucht gar nicht erst auf

Nachdem Trump die halb-indische, halb-schwarze Harris dafür attackierte, sich erst seit kurzem als schwarz zu präsentieren, treffen ihn Rassismus-Vorwürfe. Was bei seinem Auftritt vor dem schwarzen US-Journalistenverband aber zugleich deutlich wird: Er stellt sich dort auch kritischen Fragen, während Harris all das aktuell meidet.

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„Kamala Harris bringt Donald Trumps dunkelste Seite zum Vorschein“ oder auch „Rassistischer Angriff auf Kamala Harris“ – das waren die Schlagzeilen von einem neuesten Auftritt von Donald Trump. Er wurde bei einer Diskussionsrunde der „National Association of Black Journalists“ (zu Deutsch: „Nationaler Verband schwarzer Journalisten“ – kurz: NABJ) interviewt, und eine Aussage über seine Rivalin Harris sorgte für besondere Aufregung.

Gefragt wurde er nämlich an einer Stelle, ob er ebenso wie manche andere Republikaner der Meinung sei, dass sie ein „DEI hire“ sei, also aus Diversity-Gründen ausgewählt wurde. „Nun, ich kann nicht nein sagen, vielleicht ist es ein bisschen anders“, erwiderte Trump. „Also, ich kenne sie schon lange indirekt, nicht direkt. Sie war immer indischer Abstammung und hat nur ihre indische Herkunft dargestellt. Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren zufällig schwarz wurde, und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein. Also, ich weiß nicht, ist sie Inderin oder ist sie schwarz?“

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Was er suggeriert: Aus identitätspolitischen Gründen habe Harris, die sich sonst eher als indisch bezeichnete, angefangen, sich als Afroamerikanerin zu präsentieren. Er respektiere beide Ethnien, so Trump, der weiter meinte: „Ich respektiere beide, aber sie tut das offensichtlich nicht, denn sie war durch und durch Inderin, und dann, ganz plötzlich, machte sie eine Kehrtwende und wurde eine Schwarze.“

Tatsächlich trat Harris in der Vergangenheit oft auch als Amerikanerin indischer Abstammung auf, so etwa in einem offiziellen Video ihrer gescheiterten Kampagne als Präsidentschaftskandidatin 2020, wo sie indisches Essen kochte und die Frage, ob sie Inderin ist, enthusiastisch bejahte. Die Verwirrung und Debatte um ihre Herkunft stammen vor allem daher, dass sie einerseits einen jamaikanischen Vater und andererseits eine indische Mutter hat.

Wegen der Rassismus-Vorwürfe gegen Trump wird sein Auftreten bei dem Interview jetzt schon im Netz von vielen US-Linken als schwerer Fehler seiner Kampagne und Geschenk für ihre Seite gesehen. Bemerkenswert ist jedoch auch der Kontrast zu Harris – denn Trump stellte sich mit seinem Erscheinen bei NABJ vielen, oft harten Fragen.

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Harris dagegen gibt aktuell praktisch keine Interviews – erst recht keine kritischen. Auch sie war zur NABJ-Convention in Chicago eingeladen, um dort Fragen der Journalisten zu beantworten, aber kam nicht: aus terminlichen Gründen. Trump selbst erwähnte das bei dem Auftritt: Er sei dort erschienen in dem Glauben, auch Harris würde kommen, aber das passierte nicht. Er fühlte sich getäuscht.

Trump hätte natürlich genauso gut ebenfalls den Auftritt in Chicago überspringen können – Termine hat er schließlich genug. Nur Stunden später war er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, dem Ort des Attentats auf ihn. Dort erinnerte er an den getöteten Trump-Unterstützer Corey Comperatore und bedankte sich bei der Technikerin, die damals auf einem Bildschirm Migrationsstatistiken einblendete, zu denen Trump im entscheidenden Moment hinüberblickte – so verpasste der Schuss um Haaresbreite sein Gehirn.

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