Schwarz-Weiß-Filter stehen uns zu gut
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

Sie kennen das Medium Magazin vielleicht noch aus dem letzten Jahr, als die Fachjury der Branchenzeitschrift das Correctiv-Team, bestehend aus Marcus Bensmann, Justus von Daniels, Anette Dowideit, Gabriela Keller und Jean Peters, für ihre Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“ zu den „Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024“ ernannt hat, wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als ein Großteil des Kernvorwurfs bereits gerichtlich kassiert wurde. Das Magazin musste danach wohl einen ziemlichen Shitstorm durchmachen.
So schreibt es Chefredakteur Frederik von Castell jedenfalls im Editorial des neuesten Heftes. Es könne sich mit diesem Heft direkt der nächste Shitstorm anbahnen, damit würde man in der Redaktion rechnen – es aber auch wacker in Kauf nehmen. Und in der Tat, es ist ein heikles Thema, dem man sich da angenommen hat: ein gewisses Magazin, das sich Apollo News nennt – „Raketenstart in die rechte Umlaufbahn“ steht auf der Titelseite.
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Ob dieser erwartete Shitstorm nun von den eigenen, eher linken Lesern erwartet wird oder doch von unseren, lässt von Castell offen. Von uns muss er jedenfalls nichts befürchten. Klar, wir selbst finden unsere Mission jetzt nicht unbedingt „fragwürdig“. Dass die hinzugezogene Journalismus-Dozentin Gabriele Hooffacker uns nun unbedingt als „rechtslibertär“ einordnen muss, weil unser Tenor sei, „dass die Institutionen, die Regierung, das Parlament und die gewählten Politiker angegriffen werden“, ist für uns auch etwas unverständlich.
Wir dachten, die Arbeit der Institutionen, des Parlaments und die gewählten Politiker zu kritisieren, sei einfach die Aufgabe von Journalismus. Aber so unterschiedlich können die Begriffsdefinitionen sein. Dann folgt da eine Auflistung von einer Handvoll Artikeln, in denen man Unklarheiten und Fehler von unserer Seite gefunden haben will.
Unserer Kramer-Komplex-Recherche stellt man eine Aussage von Stephan Kramer höchst selbst entgegen – sieh an, er kann ja doch auf Presseanfragen antworten – der erklärt: „Es gibt im Zusammenhang mit der Einstufung des Landesverbandes der AfD Thüringen als ‚gesichert rechtsextrem‘ kein im Thüringer Amt für Verfassungsschutz bekanntes ‚30-seitiges‘ Zusatzgutachten, das mit dem Prüfergebnis im Widerspruch steht.“
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Im Weiteren wird mit Kritik an uns natürlich nicht gespart, man attestiert uns noch „konservative bis zu reaktionäre Ordnungsvorstellungen“, wobei niemand von uns versteht, was das sein soll – bestimmt, weil wir zu jung sind, um das zu verstehen. Aber auch das ist Nichts, wofür wir jetzt unsere unzähligen treuen Schattenagenten-Trollaccounts heraufbeschwören müssten, um einen Shitstorm zu starten. Offenbar könnten wir da auf Ressourcen zugreifen, die uns selbst gar nicht bekannt waren.
Denn wie Medium herausgefunden hat, sind wir im „Telegram-Höhenflug“ – laut einem Datensatz des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) werden Links von Apollo News „in deutschsprachigen verschwörungsideologischen und rechtsextremen Telegram-Kanälen und -Gruppen inzwischen häufiger verbreitet als jene von ‚Nius‘, ‚Junge Freiheit‘ und ‚Tichys Einblick'“, wir würden unserer Konkurrenz hier regelrecht enteilen. Auf einem eigens dafür liebevoll erstellten Liniendiagramm schlägt die Kurve Mitte Juli 2024 voll aus, wie eine Zugspitze. Der Kaffee, auf den wir damals umgestiegen sind, war wohl eine super Investition.
Immer wieder wird betont, dass wir rasant wachsen würden, vom Schülerblog zum konkurrenzfähigen Alternativmedium. Dass uns „auch große Medienmarken“ wie Welt, Bild, Berliner Zeitung und Cicero, vereinzelt die NZZ aufgreifen, weil es uns so gut gelinge, Themen zu setzen. Wir werden gut verbreitet, wir werden gut geklickt, das Geschäft rechnet sich. Da kann man ja schon rote Wängchen bekommen. Gemeint ist das so natürlich nicht. Die Autoren gefällt das gar nicht. Das Wort „bemerkenswert“, habe ich durch diese Recherche gelernt, ist offenbar ein Wort, das man als souveräner Journalist benutzt, wenn man etwas total krass findet, aber seine Meinung nicht direkt äußern will. Genauso das Wort „fragwürdig“.
Der Artikel will wohl zum Ausdruck bringen, dass wir sehr erfolgreich sind und dass das eine beunruhigende Bewegung ist, weil wir doch gar nicht Journalismus studiert haben und doch soooo rechts sind. Aber ich lese da nur, dass wir sehr erfolgreich sind. Sogar noch erfolgreicher, als wir uns erträumt hatten. Immerhin werden wir von hochseriösen Branchenmagazinen auf die Titelseite gepackt. Wer liest das nicht gerne über sich? Da haben unsere Mütter und Großmütter auch gleich noch etwas, das sie neben die Muttertagsgedichte und Kinderzeichnungen an den Kühlschrank hängen können. Da wird es mit dem Zeit-Dossier-Artikel über uns aus dem Februar langsam eng. Aber für ein „Die Nasenspitze meines Enkels war letztens in der Zeitung!“ nimmt man das doch gerne in Kauf.
Sehr aufmerksam von den Kollegen finde ich auch, dass sie in ihrem Artikel nochmal szenisch beschrieben haben, wie spärlich unser Büro eingerichtet ist, in Max Büro hallt es demnach sogar. Schon die Zeit-Journalistin Kerstin Kohlenberg hatte in ihrem Artikel beschrieben: „Das Büro-Loft von Apollo News ist groß und leer“. So haben wir nun aus doppelter seriöser Quelle für unsere Unterstützer schwarz auf weiß belegt, dass wir unser Geld nicht sinnlos verpulvern. Das wird natürlich alles in das Wachstum auf Aluhut-Telegram-Kanälen gesteckt!
Also, wenn Sie mich fragen, sieht das aus wie der Beginn einer (einseitig unfreiwilligen) Freundschaft. Und hey, vielleicht stellt sich am Ende ja noch heraus, dass das Zusatzgutachten tatsächlich 31 Seiten hatte und unsere Recherche wird halbseiden genug, um zu den „Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2025“ ernannt zu werden! Vielleicht kriegen wir dann auch ein etwas freundlicheres Titelbild. In dieser Recherche sind alle Bilder von uns mit einem düsteren Schwarz-Weiß-Filter belegt, bei dem der Schwarzpunkt fast den Tisch durchbrennt.
Fast eine ganze Doppelseite nimmt ein Gruppenfoto aus unserem nun schon berüchtigten Newsroom ein. Alle fleißig und hochkonzentriert an den Laptops – Ihre Zahlungen bei der Arbeit! – Max sitzt am Kopfende mit dem Rücken zur Kamera. Auf einem halb runtergezogenen Rollo am anderen Ende des Raumes zeichnet sich dunkel und über allem schwebend sein Schatten ab. Man bekommt den Eindruck, er würde sich gleich im James-Bond-Bösewicht-Style mit einer weißen Katze im Schoß zu einem umdrehen. Sieht schon cool aus. Da kann man doch nicht meckern.
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Alle was nicht in ein Links-Grünes Meinungsschema passt, ist „rechts“ Apollo mit dem Titel „Raketenstart in die rechte Umlaufbahn“ diskreditieren zu wollen, zeigt die Linke Schlagseite ihres „Medium“.
Apollo News hätte für die Kramer-Recherche einen Journalisten-Preis verdient.
Ein Verfassungsschutz-Chef der im Alleingang eine Partei als „gesichert rechtsextrem“ bezeichnet, während dieser Kramer weitestgehend ohne parlamentarische Kontrolle in seinem Amt einer Partei und deren Wähler den Kampf ansagen kann.
Der Umgang mit seinen Mitarbeitern noch dazu.
Das Linke „Medium“ hingegen, bekommt hingegen für eine erfundene Geschichte „Geheimtreffen“, Preise verliehen.
Da bin ich dann sehr gerne Leser in der „rechten Umlaufbahn“.
Danke Apollo News. Allen anderen Lesern einen schönen Sonntag..
Super Artikel, wie immer sehr witzig und süffisant geschrieben.
Ich hoffe, im „Medium“-Artikel werden auch die Kommentare erwähnt? Ich will auch unbedingt „umstritten“ und „fragwürdig“ sein! 🙂
Ein Orden für Apollo news. Bravo und weiter so. Auf das es noch viele, viele neue Leser gibt. Vielleicht fallen dann nicht mehr so viele auf die AP rein.
Die „anderen“ Medien trauen sich nicht einmal, Euch korrekt als Originalquelle (man erinnert sich an Eure Arbeit zur Berlin-Wahl) zu zitieren.
Ihr wirkt.
Und das muessen sie anerkennen, wenn auch eher mit Geschmiertem.
Und Lob vom Feind heisst:
Eigenlob stinkt.
Freundeslob hinkt.
Feindeslob klingt.
Nur zur Info: Für mich seid Ihr die Mitte und der Rest ist linksradikal bis linksextrem. Wir benötigen tatsächlich mal etwas auf der rechten Seite, um ein vollständiges Bild und einen echten Diskurs zu bekommen.
All das zeigt, dass Sie auf einem guten Weg sind. Der Stachel im Fleisch, nicht das Hautöl für diejenigen, um die es hier geht, ihnen auf den Fersen sein, nicht ihnen den Hof machen.
Der Kaffee, welche Sorte auch immer, scheint zu wirken.
Früher, vor inzwischen langen Jahren hatte ich für samstags und sonntags öfters eine FAZ gekauft. Längst vorbei. Jetzt ist es die Druckausgabe von Tichy. Und Apollo.
Weiter so.
Freut Euch einfach drüber und macht unbeeindruckt genauso weiter!
Wenn man erfolgreich ist, macht man sich in linken Kreisen immer verdächtig.
Wie kann denn jemand erfolgreich sein außerhalb der eigenen Ideologie? Das muss dann sofort diskreditiert werden, da man wie immer keine Argumente hat, die etwas mit der Realität zu tun haben.
Dieses linke Denken ist einfach nur eindimensional einfältig.
Die Kritik an Ihrer journalistischen Tätigkeit von einem Medium, das seine Arbeit darin sieht, die Regierung vor Kritik zu schützen zeigt, dass Sie alles richtig machen. Arbeiten Sie bitte weiter so. Dass Kritik an der Politik der Regierung als rechts oder wahlweise
auch als Hetze bezeichnet wird, kenne ich noch aus der DDR.
Apollo News gehört mittlerweile zu meiner täglichen Pflichtlektüre (neben einigen anderen als „rechts“ geframten Alternativmedien). Mein größtes Problem mit Apollo News: Ihr bringt jeden Tag Artikel, die mir garantiert schlechte Laune bereiten. Deswegen stehe ich gelegentlich vor der Frage: Kann ich die Artikel bei Apollo News heute aushalten oder sollte ich meine Nerven lieber mal schonen? Meine Nerven sind halt auch nicht mehr die jüngsten und besten. 😉
Mit anderen Worten: Weiter so! Ihr macht alles richtig.