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Gnadenloses Nachtflugverbot

Ryanair-Chef bezeichnet BER-Regeln als „Bullshit“ und kündigt Kürzungen an

Eddie Wilson ist mit der deutschen Politik unzufrieden. Die pedantische Durchsetzung des Nachtflugverbots auch bei Sekunden Verspätung bezeichnet er als „Bullshit“ und kündigt an, zahlreiche Verbindungen zu streichen.

Eddie Wilson kündigte wegen zu hoher Gebühren an, die Verbindungen nach Deutschland stark zu kürzen

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Am Samstag durfte der Ryanair-Flug FR2501 von Gran Canaria nach Berlin nicht auf dem BER landen – stattdessen musste er kurz vor der Landung durchstarten und wurde nach Hannover umgeleitet. Der Flug sollte eigentlich um 19:40 Uhr Ortszeit starten und um 22:50 Uhr in Berlin landen. Doch dann verspätete sich der Abflug um eine Stunde und 20 Minuten. 

Um 23:59 Uhr war der Flieger nur noch 3,7 Kilometer vor der Landebahn, aber das war schon zu spät. Denn in Berlin gilt ein striktes Nachtflugverbot. Ab Mitternacht dürfen Linienflüge nicht mehr landen. Der Flieger landete in Hannover um 00:36 Uhr. In Berlin wäre er laut einem Sprecher der Airline 90 Sekunden nach Mitternacht gelandet. Nach Berliner Regeln ist das trotzdem zu spät.

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Im Juli vergangenen Jahres kam es zu einem ähnlichen, aber noch knapperen Fall: Hier wurde ein Eurowings-Flug aus Alicante nach Hannover umgeleitet, der um Mitternacht nur noch 90 Meter über dem Landeplatz war. Eine Passagierin erklärte gegenüber der Presse, der Pilot hätte von einer 10-sekündigen Verspätung gesprochen. 

Diese gnadenlose Durchsetzung der Regeln sorgt bei solchen Fällen immer wieder für Diskussionen. Jetzt hat sich der Ryanair-CEO Eddie Wilson persönlich eingeschaltet. Auf einer Pressekonferenz am Donnerstag erzählte er den Fall des Ryanair-Fluges, sprach dabei sogar nur von 30 Sekunden Verspätung nach Mitternacht. „Die Passagiere interessieren sie einen Scheiß“, kommentierte er das. 

„Hier ist etwas, worin Deutsche mal gut waren: Gesunder Menschenverstand“, erklärt Wilson und ruft „Stupid! Stupid!“. Dann führt er aus: „Es ist total verständlich, dass ein Nachtflugverbot besteht, wenn es dafür gute Gründe gibt. Aber wenn ein Flugzeug kurz vor der Landung durchstarten muss, weil es um Sekunden zu spät ist, und dann in Hannover statt Berlin landen muss, ist das völliger Bullshit!“ 

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Meistens seien Wetterbedingungen oder technische Störungen schuld an der Verspätung, nicht die Airlines. „Die Passagiere sind die ganze Nacht unterwegs, müssen mit Bussen nach Berlin gebracht werden. Die Maschine fliegt am nächsten Morgen leer zurück, und auch die Crew muss nach Berlin nachreisen – das sorgt für doppelt so viele Emissionen und enorme Kosten.“ 

Außerdem fügt er hinzu, dass ein durchstartendes Flugzeug noch lauter ist als eine Landung – die starre Durchsetzung des Nachtlandeverbots nutzt also niemandem. „Niemand sagt, dass die Sperre aufgehoben werden soll. Aber es braucht gesunden Menschenverstand und Kompromisse. Diese starre Regelung ist einfach sinnlos.“

Neben dieser Ansage hat Wilson noch etwas mitgebracht, ein Plakat mit der Aufschrift: „Dringendes Handeln nötig – Die Deutsche Regierung muss die Landegebühren senken“. Denn nicht nur mit Berlin ist Wilson unzufrieden. „Der deutsche Luftverkehrsmarkt ist dysfunktional“, erklärt er. Die größte Airline in Europa will die Flotte in diesem Jahr fast überall aufstocken – außer in Deutschland. Hier, so kündigt Wilson an, werde Ryanair das Angebot kürzen. 

Das betrifft besonders die mittelgroßen Flughäfen Dortmund, Leipzig/Halle und Dresden, hier werden alle Verbindungen gestrichen. Die Verbindungen aus Berlin, Hamburg und Nürnberg sollen deutlich eingeschränkt werden. Die Flughäfen seien einfach zu teuer, für die Airline lohnt sich das nicht mehr. Doch die kleinen deutschen Regionalflughäfen könnten von diesem Umbau profitieren: Nach Lübeck, Karlsruhe/Baden-Baden und Niederrhein will Ryanair das Angebot ausbauen, da sich diese Flughäfen „weitaus mehr anstrengen, Landegebühren und andere Kosten niedrig zu halten.“

Angesichts der harten Kritik und angekündigten Streichungen zeigt man sich beim BER unbeeindruckt. BER-Chefin Aletta von Massenbach erklärte dazu lediglich: „Die Ankündigung von Ryanair zeigt, dass die irische Fluggesellschaft ein sehr hohes Interesse am deutschen Markt und am Standort Berlin hat.“

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