„Absparung“ des ambulanten Sektors
Praxen am Limit: Die Gründe für die Streiks der Ärzte – die Lauterbach nicht versteht
Weil Ärzte unter der Inflation, Bürokratie und Abwanderung Fachangestellter stark leiden, bleiben tausende Praxen bis Silvester geschlossen. Obwohl die Finanzierung des ambulanten Sektors offensichtliche Probleme aufweist, kann Gesundheitsminister Lauterbach die Proteste „nicht verstehen“.
Nach der Bahn und den Bauern nun also auch die Ärzte: Weil das Geld knapp wird und die Bürokratie immer mehr Personal fordert und überlastet, streiken tausende Arztpraxen in Deutschland zwischen dem 27. und 29. Dezember im Rahmen der „Praxis in Not“-Kampagne, die von 23 Verbänden unterstützt wird. Zahlreiche Praxen haben sowieso zwischen Heiligabend und Neujahr geschlossen, viele weitere sind dem Protest dennoch beigetreten.
Doch die Forderung nach mehr Geld und weniger Bürokratie trifft bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf Unverständnis. Der SPD-Politiker sagte dem ZDF, er „verstehe nicht, warum gestreikt wird.“ Die Forderung nach mehr Geld sei unbegründet, denn europaweit würden, mit Ausnahme der Schweiz, die deutschen Praxen am besten bezahlt. „Die Spielräume für Honorarzuwächse“ seien deshalb kaum vorhanden, in Anbetracht der aktuellen Krankheitswelle könne er die Aufregung nicht verstehen, so Lauterbach.
Dabei ist die Finanzierung deutscher Arztpraxen teilweise fragwürdig und während die leitenden Allgemeinärzte einer Praxis mit 5.000 Euro Nettoverdienst im Monat sicherlich noch zu Deutschlands Topverdienern gehören – obwohl auch ihre Reallöhne 2022 rückläufig waren –, so sieht das bei medizinischen Fachangestellten, die ebenso wie ihre Vorgesetzten bis zu 60 Stunden pro Woche arbeiten, schnell ganz anders aus.
Eine Arzthelferin erhält mit einem durchschnittlichen Bruttoeinkommen von 2.200 bis 2.700 Euro nicht einmal die Hälfte ihres Chefs pro Monat und verdient nur selten mehr als 3.000 Euro – arbeitet oft aber genau so lange. Viele Angestellte bemängeln das Einkommen, noch dazu fühlen sich Fachangestellte in über 50 Prozent der Fälle gesellschaftlich nicht wertgeschätzt.
Es ist also wenig verwunderlich, dass 45 Prozent der rund 400.000 Angestellten 2022 Kündigungen von Kollegen oder deren Wechsel in besser bezahlte Krankenhaus-Jobs erlebten. Andere 45 Prozent gaben an, mit ihrem Job unzufrieden zu sein. Hinzukam der zusätzliche Stress durch die Pandemie und die Impfpflicht gegen Covid-19.
Pauschale Vergütung: Arztpraxen können Behandlungen nicht mehr bezahlen
Durchschnittlich erwirtschaften Praxen in Deutschland einen Reinertrag von 300.000 Euro pro Jahr, wovon alle Gehälter bezahlt und anschließend noch einmal je nach Gehalt versteuert werden. Dieser Reinertrag ergibt sich zu 71 Prozent aus den Zahlungen der gesetzlichen Krankenkassen, die ein in jedem Bundesland von der kassenärztlichen Vereinigung bestimmtes Honorar überweisen.
Hinzukommt eine Besuchspauschale, die ebenfalls von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen wird. Und hier liegt oftmals das Problem: Eine solche Besuchspauschale wird für jeden Patienten einmalig pro Quartal ausgezahlt, ob ein Patient sich also einmal oder fünfzehnmal behandeln lässt, ist für diesen Bezahlvorgang unerheblich. Mehr Patienten, wie gerade der Fall, bedeuten also eher mehr Ausgaben als Einnahmen für die Ärzte. Neben der Besuchspauschale gibt es auch andere Zahlungen, die bei besonderen Leistungen, wie Gesprächen im Zusammenhang mit lebensverändernden Umständen, Ultraschall-Untersuchungen oder auch Impfungen, vergütet werden.
Weil mit dieser Vergütungsart nicht nur ein hoher bürokratischer Aufwand verbunden ist, sondern auch der Kostendruck für die Praxen steigt, kommt es nun zum Streik. Der Virchowbund, der die Interessen der niedergelassenen Ärzte vertritt, rechnet mit zehntausenden geschlossenen Praxen bis Silvester. Der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, verteidigte im ZDF die Forderungen der Ärzte: Zuletzt hätte es in vielen Praxen einen Aufnahmestopp gegeben: Das Geld für Behandlungen fehlte, weil das von den Krankenkassen gezahlte Honorar eine vom Bund festgelegte Obergrenze aufweist.
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Drohende Beitragsschocks: Pflegeversicherung in akuter Finanznot
Die finanzielle Lage der gesetzlichen Pflegeversicherung ist schlimmer als angenommen. Laut aktuellen Einschätzungen wird die geplante Beitragserhöhung nicht ausreichen, um langfristige Stabilität zu gewährleisten.Die Kampagne „Praxis in Not“ moniert deshalb, „rund 20 Prozent der ärztlichen Leistungen werden nicht bezahlt, weil das Budget schon ausgeschöpft ist.“ Zudem seien in den vergangenen 30 Jahren rund 100 Milliarden Euro im ambulanten Sektor „abgespart“ worden. Außerdem kritisierte Heinrich die vorherrschende Bürokratie und die Vergütungskürzung von Neupatienten. Ab 2019 sollten Ärzte besondere finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie neue Patienten aufnehmen und kurzfristig Termine anbieten. Weil die Regelung aber 2023 abgeschafft wurde, würden Praxen für dieses Angebot nur noch rund 70 Cent pro Besuch erhalten, so Heinrich.
Keine Einigung in Sicht – trotz Erhöhung des Honorars
Obwohl bei genauerer Betrachtung also tatsächlich einige Schwachstellen aufgezeigt werden, die vor allem das angestellte Personal belasten, erscheinen die Forderungen der niedergelassenen Ärzte auf den ersten Blick widersprüchlich, sollen doch die von den Krankenkassen ausgezahlten Honorare im nächsten Jahr um bis zu 1,8 Milliarden Euro, für jede Praxis also um rund vier Prozent steigen, was im Durchschnitt ein Plus von rund 28.000 Euro im Jahr bedeutet.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen findet diesen Schritt als Inflationsausgleich und Antwort auf den Fachkräftemangel durchaus logisch. Trotzdem verlieren die Praxen Geld, meint „Praxis in Not“, denn die Inflation würde teilweise immer noch bis zu 10 Prozent betragen und damit weit über der Honorarerhöhung von 4 Prozent liegen. Weil diese Missstände weiterhin existieren und das Praxensterben vor allem in ländlichen Regionen stark voranschreitet, fordern zahlreiche Verbände und Ärzte deshalb mehr Geld.
Ausgetragen wird dieser Kleinkrieg zwischen Ärzten und Karl Lauterbach also auf dem Rücken der Patienten, deren Krankenkassenbeiträge in vielen Fällen ab 2024 sogar steigen und die momentan mit einer großen Krankheitswelle zu kämpfen haben. Deswegen soll es im Januar ein Treffen zwischen Vertretern der Arztpraxen und dem Gesundheitsminister geben. Obwohl Lauterbach einräumt, Praxen bräuchten bessere Arbeitsbedingungen und weniger Bürokratie, ist in Anbetracht der erfolglosen Gespräche zwischen Lauterbach und Vertretern der Krankenhäusern im November (Apollo News berichtete) aber zweifelhaft, ob der SPD-Politiker von seiner Linie abweichen wird. Letztlich werden es wohl wieder die Patienten sein, die unter diesem Konflikt am meisten leiden müssen.
wie lange müssen wir diesen Minister noch ertragen? Ein Vermögen wurde mit unnützen Impfungen verschwendet. Millionen Impfstoffe kostenpflichtig vernichtet, Impfschäden abgestritten, Geimpfte wurden in ungeimpft umgewandelt,
eine Hexenjagd auf Nichtgeimpfte veranstaltet, Ausgehbeschränkungen erlassen, Impfstoffe die nicht ausreichend getestet wurden zugelassen, die Hersteller haftungs- und straffrei gestellt. Ausreichend Gründe gegen diesen Herrn
vorzugehen, aber die Impflobby hat sich selber ja Straffreiheit verordnet. Man hätte besser seine EX zur Gesundheitsministerin gemacht.
Interessant, dass Herr Lauterbach seine Arztkollegen nicht mehr versteht. Das zeigt anschaulich, wie sehr sich auch der Bundesgesundheitsminister von der Wirklichkeit abgekoppelt hat.
Regieren gegen die Industrie, gegen die Ärzte, gegen die Bauern…wer kommt als Nächstes dran?
Der Verteilungskampf hat begonnen.
Klar will jeder mehr zum Inflationsausgleich und am Ende werden trotzdem alle weniger haben, weil das gesamte Land im raschen Niedergang ist.
Die Ärzte vermeiden natürlich die Tatsache zu benennen, dass immer mehr Menschen ohne Krankenkassenbeitrag ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen, weil das politisch inkorrekt wäre und versuchen dafür die Beitragszahler weiter zur Kasse zu bitten.
Das ist verlogen und können andere Berufsgruppen nicht. Insofern ist mein Mitleid beschränkt, wenn man noch mehr für Ärzte zahlen soll während andere Dienstleister halt pleite gehen, weil die Menschen sich Dinge nicht mehr leisten können.
Die Ärzte können immerhin ins Ausland abhauen, andere nicht. Solche Berichte werden sich bald häufen…
Lauterbach beabsichtigt die Verstaatlichung der Medizin. Fachärzte sollen in staatlich kontrollierten ambulanten Behandlungszentren gebündelt werden.
Krankenhäuser sollen weniger Patienten stationär aufnehmen, weil man keine zusätzlichen Stellen für Pflegekräfte schaffen will. Es geht nur um staatliche Kontrolle. Corona hat Lauterbach wohl auf den Geschmack gebracht.
Patienten bekommen weder schneller Termine, noch wird die Behandlung qualitativ besser.
Als niedergelassene Fachärztin (seit 1999) kann ich bestätigen, dass sich die Arbeitsbedingungen stetig verschlechtern. Also werde ich mit Erreichen des 60. Lebensjahres (frühestmöglicher Renteneintritt) meinem Beruf den Rücken kehren und vermutlich keinen Nachfolger finden, bis dahin Dienst nach Vorschrift. Mein Mitleid mit den Patienten hält sich in Grenzen, denn sie haben diese Regierung gewählt. Lauterbachs Wahlkreis (in dem er direkt gewählt wurde) befindet sich in unserer Nachbarschaft und ich erinnere mich noch sehr gut an die hohen Zustimmungswerte während der Corona-Schikanen. Nun mögen seine Fans bitte auch mit den Konsequenzen leben.
Im Vergleich mit den vielen Bügergeldfamilien, die von den Ärzten behandelt werden, ist der Abstand von Nettoeinkommen zu Bürgergeld + Kindergeld + Miete + Heizung uvam. nicht sehr groß. Da ist Studium und Praxisstress noch nicht eingepreist. Demgegenüber lebt Toskana-Lauterbach als Minister und bald wieder einfacher Abgeordneter wie die Made im Speck.
Das man sowas wie Lauterbach überhaupt noch als Minister beschäftigt ist schon sehr merkwürdig. Der Bundeskanzler hat ihn bestimmt total vergessen.
Natürlich nagen Ärzte nicht am Hungertuch, aber Patienten nicht mehr bezahlt zu bekommen ist doch keine Lösung. Sonst macht der Arzt den letzten Monat im Quartal zu, weil er dafür von der Krankenkasse nicht mehr bezahlt wird. Ärzte sind auch Selbständige und das macht kein Selbständiger mit. Wo geht das ganze Geld hin? Zu den kostenlos mitversicherten Familienangehörigen in der Türkei? Zu unseren Wirtschafts Flüchtlingen? Privatversicherte müssen in diesen Topf nicht mit einzahlen. Geringverdiener dürfen aber gar nicht in die private KV.
Deutsche Sprache: ausgetragen wird der Konflikt nicht „auf den Schultern“, sondern „auf dem Rücken“ der Patienten. Nur eine Kleinigkeit, inhaltlich ein sehr informativer Beitrag.
Die Sache ist einfach zu beantworten: Arztsitze finden keine Nachfolger. Insofern scheint die Attraktivität einer Praxis im kassenärztlichen Bereich nicht so toll zu sein! Honorarerhöhung von 4 % bei Kostensteigerung von mindestens 10 %, zusätzlich Fachkräftemangel und zusätzliche Mehrversorgung von Patienten, die „notfallversorgt“ werden müssen. Da benötige ich als niedergelassener Facharzt kein McKinsey, um zu sehen, dass das noch einigen Jahren in die Pleite führt! Von der Politik gewünscht!?!
Jahrzehnte nach auch vom damaligen Staatssekretär Lauterbach initiierten Fallpauschalen gehen jetzt reihenweise Kliniken in die Knie. Und in die Insolvenz. Arztpraxen machen nicht mehr auf, wenn der alteingesessene Arzt in den Ruhestand geht. Dieser Lobbyist hat alle seine Ziele erreicht! Jetzt kommen Konzerne aus dem Ausland und übernehmen!
Wir haben genug medizinisches Personal und einen Überhang an Medizin die Leute am Leben hält die eigentlich Organversagen haben damit Pflegeheime und Krankenhäuser weiter Rechnungen ausstellen können. Der Großteil der „modernen Medizin“ tut überhaupt nichts um das Leben zu verbessern sondern bürdet den Jungen nur immer neue Pflegefälle auf. Also bitte noch mehr von denen abwandern und ein anderes Land beglücken mit Elendsverschleppung.
„Nach der Bahn und den Bauern nun also auch die Ärzte: Weil das Geld knapp wird und die Bürokratie immer mehr Personal fordert … “
Dass den Ärzten das Geld knapp wird, halte ich für ein schlechtes Märchen.
Und das Personal besteht doch eher aus Niedriglohnempfänger.