Aufrüstung
Präsidentin des Beschaffungsamtes behauptet: Industrie bürokratischer als der Staat
Die Präsidentin des BAAINBw sieht die Rüstungsindustrie stärker gefesselt als die Behörden selbst. In einem Interview erklärt sie, dort herrsche teils mehr Bürokratie als im Staatsapparat.

Laut der Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Annette Lehnigk-Emden, habe die Rüstungsindustrie „teilweise stärkere Fesseln“ als die deutschen Behörden. Sie habe „den Eindruck, da gibt es mehr Bürokratie“ als im Staatsapparat. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sprach die Verwaltungsjuristin über Aufrüstungspläne und die Hürden, die sie bei Politik und Industrie sieht.
Nachdem die Bundeswehr durch das beschlossene Sondervermögen große finanzielle Freiräume hat, könne man vieles „effizient beschaffen“. Welche Anschaffungen sinnvoll seien, „entscheiden andere“, so Lehnigk-Emden.
Das Bild, dass ihre Behörde „die verkopften bürokratischen Beschaffungsverhinderer“ seien, bestreitet sie. Man habe „Jahrzehnte lang im tiefsten Frieden gelebt“, doch jetzt habe „jeder […] im Amt verstanden“, dass es auf die Behörde ankomme, dass „die Truppe schnell verteidigungsfähig wird. Das ist auch das Ergebnis unseres Kulturwandelprojekts“, welches sie „vor zwei Jahren aufgesetzt habe“.
Doch nun müsse man „erst mal abwarten, wie viel Geld jetzt wirklich im Topf ist“, so Lehnigk-Emden. Sie wisse nicht, „welche konkrete Summe hinter ‚Whatever it takes‘“ stehe. Dies müsse „sich erst in der jährlichen Haushaltsplanung abbilden“.
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Zwar habe man unter der „Ampelregierung Aufträge im Wert von knapp 150 Milliarden Euro erteilt“, doch stehe noch „kein Gerät in diesem Wert bei der Bundeswehr“. Grund dafür sei, dass die Industrie nicht bereit wäre, die „Produktion hochzufahren“. Man könne in ihrem Haus so „schnell arbeiten“ wie man wolle, die Ausrüstung fehle aus diesem Grund „letztlich trotzdem“. Natürlich könne die Industrie bereits Vorarbeit leisten, es sei laut Lehnigk-Emden ein „überschaubares Risiko“. Denn dass man früher oder später kaufen werde, sei „im Prinzip jedem klar“. „Die Firmen müssen mehr tun, um von den langen Produktionszeiten wegzukommen. Wir sehen gerade zarte Anfänge, dass die Industrie dem Staat da entgegenkommt. Aber sie wünschen Abnahmegarantien“, argumentiert sie weiter.
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Ob man sich Dinge von Beschaffungsämtern anderer Länder abschauen könne, könne sie „so einfach nicht bewerten“. Zwar würden alle „auf der Grundlage einer europäischen Vergaberichtlinie“ arbeiten, doch jedes Land würde diese „anders“ auslegen. Jedoch könne sie festhalten, dass „Firmen in Deutschland klagefreudiger sind als in anderen Ländern, wenn sie eine Ausschreibung verlieren“.
Wer sich in der Historie des Beschaffungsamtes auskennt, weiß wie aberwitzig diese Aussage ist.
Klingt nach Ausrede.
Es verbleibt die Frage an die „Präsidentin“, weswegen dann ein „Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz (BwBBG)“ vonnöten gewesen ist. Was zwar – meiner Erfahrung zufolge – nichts beschleunigt, vereinfacht usw., aber Unmengen an Steuergeld verschlungen hat.
Jahrzehntelang ist den Belegschaften der Rüstungsbetriebe vorgehalten worden, wie überaus verwerflich ihre dortige Arbeit angeblich ist. Angesichts dessen kommt es nicht von ungefähr, wenn gegenwärtig deren Unternehmensleitungen nicht gut darauf zu sprechen sind. Einfach mal eben schnell vergessen zu machen, was zuvor an dadurch moralisierender Aufladung zu ertragen war, ist schlicht nicht möglich. Mithin geht deshalb auch die Leiterin des Beschaffungsamtes der Bundeswehr fehl, solange sie nicht wahrhaben will, welch enorme Lasten damit den Firmen bereits im tiefsten Frieden aufgebürdet gewesen sind.
Na schauen wir mal was diese Expertin für eine Karriere in der Industrie machte, um dieses „Gefühl“ zu äußern
https://de.wikipedia.org/wiki/Annette_Lehnigk-Emden#:~:text=Am27.,LehnigkEmdenistledig.
Komisch nichts zu finden, dass sie JEMALS in der freien Wirtschaft/Industrie tätig war, da sie nach dem Studium kurz Rechtsanwältin war und dann nur noch in der Bundeswehr auf den verschiedenen (Verwaltungs)Ebenen eingesetzt war.
Sie kennt also NUR wie effizient der Staat arbeitet, wo sie ihren Beitrag in mehr als 30 Jahre beitrug, aber behaupten wie effizient die Industrie sei bzw. wie ineffizient.
Die Industrie benötigt verlässliche Zusagen. Wenn erst eine hohe Zahl bestellt wird und während der Lieferung die Anzahl drastisch gesenkt wird, wird die Industrie eben Misstrauisch.
Besser sind Veränderungen, die während des Baus einfließen sollen.
Und dann soll es eine billige eierlegende Wollmilsau werden.
Welcher Hersteller hat auf so was Lust?
Klar „bürokratisiert“ die Industrie dann, dient der eigenen Absicherung…
Was eine faule Ausrede.
Die Industrie ist garantiert nicht das Problem.
Bestelle ich bei Rheinmetall 100 Leo Panzer dann bauen se die für mich.
30% Anzahlung Rest bei Lieferung.
Der Staat sagt zwischendrin dann aber. Ich will nur 30 Leos haben und die müssen nun auch einen ergonomisch geformten Schwangeren tauglichen sitz haben. Und wir zahlen 10% weniger.
Auf so einen Bockmist würde ich mich auch nicht einlassen.
Und auf Vorrat bauen? Ernsthaft? Man wird es schon irgendwann abnehmen?
Ist klar
Eine Firma, die sich „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ nennt, waere kaum in der freien Widlbahn ueberlebensfaehig.
Sie beklagt sich ueber die Buerokratie in der Industrie, was diesselbe Buerokratie ist, die die Politk der Industrie aufgezwungen hat.
Nicht die Industrie ist buerokratisch, sondern diese Politik.
Aus Schwarz wird Weiß! … Die Umstände sind Schuld! … Die Anderen sind Schuld!
Solche und ähnliche Sprüche im Stundentakt. Ich kann es nicht mehr hören und mit ist speiübel! 🤮
Wenn ich jünger und gesund wäre … NIX WIE WEG!
Aber wohin? Überall sind Entwicklungen im Gang, die darauf hinauslaufen, dass es so wird wie hier. Manche sind schon weiter, viel weiter!
Aufrüstung sollte unbedingt erleichtert werden. Unbedingt! Am Besten mit dem Bargeldkoffer, kurze Wege.
Die hat von Wirtschaft ganz viel Ahnung.
In jeder Firma im Einkauf geht es so: Parameter für den Artikel, Preise und Qualitäten werden festgelegt. Es wird bestellt, die Industrie liefert. Was keiner ab kann ist, wenn dann noch nach verhandelt wird, über Ausstattung, Preise, etc. Und da scheint mir das Problem zu liegen . Also, der Käufer muss schon wissen wieviel er von was haben will. Das bei uns in den Kasernen von den bereits gekauften Rüstungsgütern nichts steht, das glaube ich gerne. Vielleicht sollte mal eine Inventur in der Ukraine gemacht werden. Hier scheint mir sehr viel erzählt zu werden, was keinen Sinn macht.
Aufrüstung? Wohl eher Abwrackung! (des Sozialstaats und des Friedensgebotes).
Nachrichten aus dem Paralleluniversum.
Die Cannabisfreigabe hat massiven Einfluß auf so manchen „Staatsbediensteten“, Hirnschwund inbegriffen.
In der Industrie herrscht mehr Bürokratie als im Staat??!!! Das mag sein, aber die Industrie beherrscht nicht den Staat, es ist der dt. Staat und die EU, die mit ihrer herrschenden Bürokratie uns alle lähmen. Ich würde es lieben, wenn die Verfasserin sich dazu äussert……
Diese Dame hat nun irgendwie so überhaupt keine Ahnung wie ein Unternehmen funktioniert, das nicht aus Steuermitteln alimentiert wird.
Die Forderung nach verbindlichen Bestellungen und Abnahmegarantien findet sie „bürokratisch“?
Armes Hascherl – die ist im öffentlichne Dienst wirklich am allerbesten aufgehoben.
Leider muss ich den Eindruck bestätigen. Je größer die Organisation desto größer die Bürokratie und das teilweise schlimmer, als bei meinen öffentlichen Auftraggebern. Bürokratie wird dort aufgebaut, wo Leute nicht mehr selber entscheiden dürfen sondern nur nach vorgefertigten Schablonen.
Die Effizienz und die schlanke Bürokratie ihrer Behörde im Vergleich mit der Industrie einmal jährlich zu loben, ist sicherlich eine der zwingend vorgeschriebenen Floskeln der Stellenbeschreibung.
Wenn man in seiner Blase lebt, dann ist das wohl gefühlte Wahrheit. Peinlich. Könnte es sein, dass die Unternehmen den Regeln und Gesetzen des Staates folgen müssen, die dieser selbst aufgestellt hat. Wir sind überbürokratisiert in allen Bereichen.
Natürlich ist die Industrie bürokratischer, das liegt aber daran, das der Staat diese Bürokratie vorgibt. Erst diese Woche wieder Sicherheitsunterweisung für 300 Personen jeweils 2 Stunden. Dort muss mittlerweile alles angesprochen werden auch wenn die Leute bei uns nichts damit zu tun haben?
600h unproduktives rumsitzen!
SoSo…eine Abnahmegarantie hätte die Rüstungsindustrie also gerne….etwa so, wie für FFP2 Masken?
Ein Amt mit 10800 Mitarbeitern spricht von Langsam und Bürokratie ???? was ist das den für ein Komiker .
„habe die Rüstungsindustrie „teilweise stärkere Fesseln“ als die deutschen Behörden.“ Na komm, stellt Euch nicht argloser, als Ihr seid. Wie kann der Lieferant bürokratischer sein, als derjenige, der die Lieferverträge abgefasst hat? Der Lieferant will so schnell wie möglich liefern, damit er an sein Geld kommt. Wenn die Äusserung der Präsidentin zutrifft, dann liegt der Fehler in den Kriterien, die in den Anforderungen liegt. Lieferverträge sollen genau das Gegenteil bewirken. Sie enthalten einen Katalog von bereits ausgehandelten Gegenständen, die nur noch abgerufen werden müssen. Wenn die Bundeswehr z.B. einen LKW benötigt, dann muss sie nur auf einen der möglichen LKW zeigen, das Geld bereitstellen, und auf die Lieferung warten. Das Problem ist doch wohl eher, dass der Nachschub, der für die Bundeswehr budgetiert wurde, von der Ukraine abgesaugt wird. Seid so ehrlich und nennt das Kind beim Namen.
Die Industrie darf nicht auf Vorrat bauen (Kriegswaffenkontrolgesetz).
Wenn ich jemanden was vorwerfe, das im verboten ist, puuuh, dann kennt die sich aber gut aus.
Wenn es in der Rüstungsindustrie hohe bürokratische Hürden gibt dann sind diese der deutschen und EU Politik mit ihrer Überregulierung geschuldet. Die Rüstungsindustrie, wie auch der Rest der Wirtschaft würden sich sicherlich über Deregulierung und Abbau von Bürokratie freuen.
Dies jetzt vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung als Ausrede für die eigene Dysfunktionalität zu nutzen und Fingerpointing zu betreiben entlarvt diesen Saustall allerdings genau als das was er ist. Und es zeigt die eigene Inkompetenz und Unwillen auf etwas an der Situation zu ändern.
Und als ehemaliger Soldat kann ich sagen, ich habe nirgends mehr sinnlose Bürokratie erlebt als bei der Bundeswehr. Und das war Anfang der 2000er schon so.