Werbung

...
...

Olympia-Athlet hingerichtet

„Papa, sie haben mich zum Tode verurteilt, aber bitte sag Mama nichts“

Weil er gegen das Iranische Regime demonstrierte, wurde der Karate-Star Mohammad Mehdi Karami zum Tode verurteilt. Sein größter Traum ist es gewesen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

Werbung

„Papa, sie haben mich zum Tode verurteilt, aber bitte sag Mama nichts.“ – Das sind die letzten Worte des kurdischen Iraners Mohammed Mehdi Karami zu seinem Vater. Am 7. Januar 2023 wurde er vom Regime hingerichtet. Er wurde nur 22 Jahre alt. 

Dabei führte Karami einst ein unbeschwertes Leben – jedenfalls so unbeschwert, wie man unter einer brutalen islamistischen Diktatur eben leben kann. Er war erfolgreicher Karateka gewesen, hatte bereits viele Medaillen und Wettkämpfe gewonnen. Sein größter Traum war es, bei den Olympischen Spielen anzutreten. Deshalb hatte er sich die olympischen Ringe auf seinen Oberarm tätowieren lassen. 

Click here to display content from Twitter.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Twitter.

Nun ist es sein Vater, der ein Tattoo auf seinem Arm trägt – die letzten Worte, die sein Sohn am Telefon zu ihm sagte, bevor man ihn erhängte. Denn ein Traum war Karami noch wichtiger gewesen, als die Olympia-Teilnahme – ein freiheitlicher und demokratischer Iran. 

Nach der Ermordung der kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei am 16. September 2022 wurde im Iran unter der Parole „Jin Jiyan Azadi“ (zu deutsch: „Frauen, Leben, Freiheit“) die größte Protestwelle gegen das Regime ausgelöst – der sich auch Mohammad Mehdi Karami anschloss. Eine Entscheidung, die er mit seinem Leben bezahlen musste. 

Hunderte Demonstranten wurden durch die Iranische Revolutionsgarde bereits auf der Straße erschossen oder erschlagen. Zehntausende wurden inhaftiert, so auch Karami. Bei seiner Festnahme schlugen Sicherheitskräfte so lange auf ihn, bis er bewusstlos zusammenbrach. Sie hielten ihn zunächst für tot und wollten sich seiner vermeintlichen Leiche entledigen. Als sie aber feststellten, dass er doch noch lebte, setzten sie ihn fest und folterten ihn weiter, fügten ihm mehrere Verletzungen und Knochenbrüche zu. Medizinische Versorgung wurde ihm verweigert. 

Es wurde außerdem berichtet, dass Karami von den Wärtern zusätzlich zu der körperlichen Folter sexuell belästigt wurde. „Sie drohen mir jeden Tag mich zu vergewaltigen“, zitiert ihn das Medium Iran Human Rights Monitor. Am 30. November 2022 begann der Gerichtsprozess gegen Karami und weitere Männer. Mit angeklagt war etwa der 40-jährige Seyed Mohammad Hosseini, der zuvor als Kampfsportlehrer sozial benachteiligte Kinder trainiert hatte. 

Das Islamische Revolutionsgericht warf den Männern in einem Scheinprozess neben „Kriegführung gegen Gott und den Propheten“ und „Korruption auf Erden durch Verbrechen gegen die innere Sicherheit“, auch den Mord an einem Sicherheitsmann vor. Es ist bereits geläufig, dass diese Mord-Anschuldigung – neben dem Vorwurf Mossad-Agent zu sein – eine gängige Methode des Regimes ist, um Todesstrafen gegen Regierungsgegner zu rechtfertigen. 

Mashallah Karami, der Vater von Mohammad Mehdi Karami, erzählte einer Nachrichtenagentur in Teheran, dass der „Pflichtverteidiger“, den das Regime seinem Sohn für den Prozess gestellt hatte, auf keinen seiner Anrufe antwortete, nicht einmal eine Kanzleiadresse hätte. Zwar wurde Karami formal gewährleistet, sich einen eigenen Anwalt zu suchen. Nachdem er aber den bekannten iranischen Anwalt Mohammad Hossein Aghasi engagierte, wurde dem der Zugang zu seinem Mandanten durch die Justizbehörden verweigert. 

Lesen Sie auch:

Die Männer gestanden ihre Taten, beschrieben vor Gericht, den Sicherheitsmann mit Steinen erschlagen zu haben. Die Videos der Geständnisse wurden von Regierungsmedien veröffentlicht und verbreitet. Hosseini beschrieb aber in einem Brief, der später an die Öffentlichkeit gelangte, dass die Gefangenen zuvor schwer misshandelt worden waren: „Nach Tagen und Nächten des Widerstands unter schwerer Folter zwangen sie mich, ein Verbrechen zu gestehen, das ich nicht begangen habe.“

Er schrieb in seinem Brief außerdem: „Ich werde für die Freiheit der Frauen meines Landes mein Leben geben.“ Das tat er auch. Die Angeklagten wurden zum Tode am Galgen verurteilt. Die Eltern Karamis wandten sich nach diesem Urteil an die Öffentlichkeit und flehten das Regime in einer Videobotschaft an, ihren Sohn zu verschonen. Ausländische Regierungen wurden gebeten, die Hinrichtungen diplomatisch zu verhindern, weltweit gingen Menschen auf die Straße. Vergebens. 

Click here to display content from Twitter.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Twitter.

„Seine Hinrichtung wird als Menschenrechtsverletzung angesehen und führte zu allgemeiner Empörung“, heißt es in dem kurzen Wikipedia-Artikel zur Hinrichtung von Karami – zusammen mit dem Hinweis, dass Außenministerin Annalena Baerbock sich über die erneuten Hinrichtungen im Iran „bestürzt“ gezeigt hätte. 

Von der Bestürzung aus dem Außenministerium und den Ankündigungen härterer Maßnahmen gegen den Iran durch verschiedene Regierungspolitiker, ist heute nichts mehr übrig. Der Tod Mohammed Mehdi Karamis ist so vergessen, wie die guten Vorsätze und Versprechen. In einer gerechteren Welt wäre Karami jetzt nicht unter Blumen begraben, sondern in Paris im olympischen Dorf. Währenddessen ist das einzige demokratische Land im Nahen Osten, Israel, der „umstrittenste“ Teilnehmer der Olympischen Spiele. 

Werbung