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ÖRR zahlte über 400.000 Euro, um eigene Formate besonders prominent auf Social Media zu platzieren

Apollo News-Recherchen zeigen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender Hunderttausende Euro für Werbung bei Facebook und Instagram ausgaben, um ihre Formate in die Timelines der User zu spülen. Ein fragwürdiger Umgang mit den Gebührengeldern.

Nach Apollo News-Recherchen gaben die öffentlich-rechtlichen Sender über 400.000 Euro für Werbung auf Facebook und Instagram seit 2019 aus. Mit diesem Geld werden Beiträge promotet und in die Timeline der User gespült. Das kann man in Transparenz-Angaben finden, die der Facebook-Konzern Meta macht.

Oft handelt es sich dabei um Formate, die auf sich gestellt offenbar nicht besonders viel Aufmerksamkeit anziehen. Der Kanal „Beyond Gossip“, der auf YouTube gerade einmal auf 154 Abonnenten kommt und auf Instagram 8.345 Follower hat, wird kräftig mit Werbegeld des ÖRR-Jugendangebots Funk gepusht. Eine bezahlte Werbung hat innerhalb einer Woche eine Reichweite von 370.000 Impressionen erreicht.

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Insgesamt belaufen sich die Impressionen, die durch Funk gekaufte Werbung generiert wurden, bei diesem kleinen Kanal auf über eine Million. Während immer mehr Bürger offenbar nicht mehr bei ÖRR-Formaten einschalten, spült man ihnen jetzt entsprechend digitalen Content aggressiv in den eigenen Social-Media-Feed.

Allein das ZDF hat für die Werbung für den eigenen Sender über 100.000 Euro ausgegeben. Damit wurden unter anderem Beiträge in der ZDFMediathek oder die ZDF-heute App beworben. Das ZDFneo gab über 10.000 Euro allein dafür aus, die Sendung „Glow up“ bei der 10 Talente auf ihrem Weg zu Deutschlands nächstem Make-up Star begleitet werden, mit mehreren Clips auf Instagram zu promoten und erreichte dank der Werbung über eine Million User. Der Sender ZDFinfo, der nach Apollo News Recherchen über 70.000 Euro in Werbung beim Facebook Mutterkonzerne investierte, gab dieses Geld unter anderem dafür aus, eine Sendung über Superreiche zu promoten.

Funk besonders werbeaffin

Die Formate von Funk haben nach unseren Recherchen rund 100.000 Euro seit 2019 in Werbung bei Meta gesteckt. Dies ist im Verhältnis zum Gesamtbudget von Funk ein wesentlich höherer Betrag als bei den klassischen öffentlich-rechtlichen Sendern. Das Format „Deutschland3000“ hat beispielsweise vor der Bundestagswahl 2021 Kurzclips auf Instagram beworben, mit denen die User animiert werden sollten, sich deren Beiträge zur anstehenden Bundestagswahl anzugucken. Kostenpunkt allein dafür über 20.000 Euro.

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Funk wurde ursprünglich gegründet, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für jüngere Menschen attraktiver zu machen und sie dort „abzuholen“, wo sie Medien konsumieren, wie es hieß. Dafür wurden teils erfolgreiche Influencer eingekauft, teils neue Kanäle gestartet – mit unterschiedlichem Erfolg. Funk steht seit längerem in der Kritik, weil es politisch linkslastig ist oder manche Formate Videos zu diversen Ekel-Themen machen, deren Mehrwert für den Rundfunkzahler fragwürdig erscheint. Funk bekommt trotz dieser Kritik zukünftig mehr Geld. Bis 2028 soll Funk jährlich 50 Millionen Euro von den Gebührenzahlern erhalten.

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In Anbetracht der aktuellen Debatte um die Erhöhung der Rundfunkgebühren scheint diese Praxis des Umgangs mit den Gebührengeldern mehr als fragwürdig. Die Werbeausgaben wären in jedem Fall ein möglicher Punkt für Kosteneinsparung bei den Öffentlich-Rechtlichen.

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