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CSRD

Mit diesem Bürokratie-Monster macht Brüssel Druck für die „grüne Transformation“

Vergangenes Jahr verabschiedete die Europäische Union den CSRD und schaffte damit ein „bürokratisches Monster“. Tausende deutsche Unternehmen trifft nun eine Nachhaltigkeitsberichtspflicht. Unternehmer müssen unter anderem angeben, ob ihre Investitionen „grünen“ oder „nicht-grünen“ Geschäftsfeldern zuzuordnen sind.

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Am 5. Januar trat der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft, eine EU-Verordnung mit weitreichenden Folgen. Allein in Deutschland müssen künftig statt 500 rund 15.000 Unternehmen nach streng geregelten Kriterien Bericht über ihre Nachhaltigkeit erstatten.

Ziel der Berichtspflicht sei es insbesondere die Öffentlichkeit über die ökologische Lage der Unternehmen zu informieren. Arbeitnehmer, Kunden, Lieferanten, Geldgeber und zivilgesellschaftlichen Organisationen sollen so Daten an die Hand gegeben werden, mit welchen sie das Unternehmen unter Druck setzen können. Das Sammeln und Aufbereiten dieser Informationen soll die Unternehmen zunehmend gläsern machen. Und auch Druck ausüben, selbst „grüner“ zu werden.

Ein „bürokratisches Monster“

Durch den CSRD soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung „auf eine Stufe“ mit der Finanzberichterstattung gestellt werden, erklärte die EU-Kommission. Die neuen Berichtspflichten verlangen von Unternehmen umfassende Offenlegungen zu ihren Plänen und Maßnahmen für einen nachhaltigen Wirtschaftsumbau. Sie müssen darlegen, wie sie ihr Geschäftsmodell und ihre Strategien an die Erfordernisse einer klimaneutralen Wirtschaft anpassen wollen. Detaillierte Angaben sind zu den Schritten für eine ökologische Transformation gefordert.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf sozialen Aspekten wie den Arbeitsbedingungen der eigenen Mitarbeiter, aber auch der Beschäftigten entlang der Lieferketten sowie der Auswirkungen auf angrenzende Gemeinden. Unternehmen sind angehalten, ihre Bemühungen zur Korruptionsprävention und für eine integre Unternehmensführung offenzulegen. Darüber hinaus müssen Erlöse, Ausgaben und Investitionen danach aufgeschlüsselt werden, ob sie der nachhaltigen „grünen“ Wirtschaft zuzurechnen sind oder konventionellen „nicht-grünen“ Geschäftsfeldern entstammen. Diese Aufteilung soll Investoren eine fundiertere Bewertung der Nachhaltigkeitsausrichtung ermöglichen.

Das eigentlich vorgegebene Ziel, Transparenz zu schaffen, dürfte mit dem CSRD dennoch nicht erreicht werden. Wegen eines nicht mehr zumutbaren Aufwand müssen viele Daten zwangsläufig geschätzt werden. Den meisten Unternehmen dürfte es nicht möglich sein, zu erheben, welche Mengen an Abwasser, Abfall und Abgasen sie produzieren. Die Höhe des CO₂-Ausstoßes bei Lieferanten kann noch weniger festgestellt. Selbst die größeren 500 Unternehmen, die schon aktuell einer Nachhaltigkeitsberichtspflicht nachkommen müssen, können diese Daten regelmäßig nur schätzen. Der CSRD ist also nicht einmal geeignet, um seinen Zweck zu erfüllen.

Die Stiftung Familienunternehmen hält den CSRD deswegen schlicht für ein „bürokratisches Monster“. Abgesehen von dem (erhofften) öffentlichen Druck und dem Bürokratieaufwand wird die Umsetzung der Richtlinie mit erheblichen Kosten einhergehen. Die Umsetzung in nationales Recht trifft deswegen auf erheblichen Widerstand von zahlreichen Wirtschaftsverbänden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält den von der Bundesregierung kalkulierten einmaligen Erfüllungsaufwand in Höhe von 748 Millionen Euro für deutlich zu niedrig angesetzt.

Kosten in Milliardenhöhe

Zur jährlichen Aktualisierung der Berichte würden jährliche Kosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro hinzukommen, so der BDI. Pro Firma bedeutet dies einen Kostenaufwand von im Schnitt 100.000 Euro. Nach Einschätzung des Maschinenbauverbands VDMA reichen die vom BDI geschätzten 100.000 Euro für mittelständische Unternehmen bei weitem nicht aus. Diese Summe decke allenfalls die Mehrausgaben für zusätzliches Personal ab. Hinzu kämen jedoch erhebliche Kosten für externe Beratung, spezielle Software-Tools sowie die verpflichtende Prüfung der Berichte.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) beziffert die einmaligen Ausgaben für die Einführung der CSRD-Berichterstattung auf rund 7,5 Milliarden Euro für die gesamte Branche. Die laufenden jährlichen Kosten für die Unternehmen der Chemieindustrie werden vom VCI auf etwa 3 Milliarden Euro geschätzt. Demnach stellen die erweiterten Nachhaltigkeitsberichtspflichten der CSRD, insbesondere für mittelständische Firmen eine enorme finanzielle Belastung dar. Neben den direkten Kosten für Personal, Beratung und Technik befürchten Verbände auch indirekte Mehraufwände durch zusätzliche Bürokratie.

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