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Linke verspotten Chrupalla: Diese Häme ist menschenverachtend!

Nachdem AfD-Vorsitzender Tino Chrupalla ins Krankenhaus eingeliefert wurde, überschlagen sich auf Twitter die hämischen Kommentare. Auch Kachelmann, Ramelow und eine ÖRR-Journalistin sind unter den Kritikern. Diejenigen, die sonst der AfD eine Verrohung der Sprache vorwerfen, lachen nun über einen mutmaßlich Verletzten.

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„Der bekloppte AfD-Nazi hat’s verdient!“ – So in etwa lesen sich viele Kommentare, die seit der Krankenhauseinlieferung von AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla am Mittwoch auch von namhaften Politikern und Prominenten im Internet kursieren. Chrupalla hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung plötzlich über Schmerzen am Arm sowie Schwindel und Unwohlsein geklagt. Die AfD sprach von einem „tätlichen Angriff“ auf ihren Vorsitzenden. Ein am Freitagmorgen in Teilen von der JF veröffentlichter Arztbrief bestätigt zumindest eine „intramuskuläre Injektion“ mit einer „unklare[n] Substanz“. Auch eine Erregungsleitungsstörung des Herzens wurde laut JF von den Ärzten festgestellt (Apollo News berichtete). 

Ob der Herzbefund auf den muskulären Einstich zurückzuführen ist, ist unklar. Dennoch zeichnet sich nach den aktuellen Erkenntnissen ab, dass der Gesundheitszustand des AfD-Vorsitzenden durchaus ernstzunehmend eingeschränkt war. Eine Herzstörung oder eine muskuläre Injektion diagnostizieren Ärzte schließlich nicht einfach so, man kann wohl davon ausgehen, dass entsprechende Untersuchungen diese Diagnosen nahegelegt haben. Andernfalls würde in den Befund üblicherweise bei der Diagnose die Formulierung „Verdacht auf…“ hinzugefügt werden. 

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Vor diesem Hintergrund macht es besonders fassungslos, was sich in den letzten zwei Tagen auf Twitter und anderen Plattformen abgespielt hat. Ex-Wetterfrosch Jörg Kachelmann schrieb am Donnerstagabend: „Die Forderungen nach einer Anteilnahme am Schicksal von Herrn Chrupalla sind abseitig“. Er sei bereit, „Straftaten generell zu verurteilen“, darüber hinaus müsse er jedoch festhalten, dass „das Land ethisch und gesellschaftlich gewonnen hätte, wäre er nicht geboren worden“. 

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Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte bereits am Vormittag ein Bild von einer Biskuitrolle mit dem AfD-Logo verbreitet, unter der die Bezeichnung „Opferrolle!“ zu lesen war. Dazu schrieb er hämisch „Warum nur, warum fällt mir das heute ein? Ich weiß es gar nicht, aber es kam mir heute Morgen so in den Sinn!“

Ramelow war nicht der einzige, der insinuierte, Chrupalla habe den Vorfall inszeniert. Auch die FAZ-Autorin Marie von den Benken veröffentlichte am Mittwoch einen Tweet, in dem sie andeutete, dass Chrupalla den Angriff nur erfunden hätte, um Urlaub machen zu können. Am Donnerstag legte die Influencerin nach: „Bin gerade in meinem Safe-House auf Mallorca beim Rezitieren meines Lieblingsgedichts über einen Eimer Lack gestolpert und habe mir unglücklich eine Pinnwandnadel in den Oberarm gerammt. Muss nun alle Termine absagen, weil ich in Sicherheits-Quarantäne an einem geheimen Ort bin.“ Ein ironischer Kommentar, der offensichtlich sowohl Co-Vorsitzende der AfD Alice Weidel als auch Tino Chrupalla lächerlich machen sollte. 

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Einige wohl witzig gemeinte Kommentare zu Chrupalla waren auch von der ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann zu lesen. Sie schrieb am Donnerstag auf Twitter: „Herrgott, sind hier wieder alle aufgeregt. Ruhig, Braune, ganz ruhig!“ – und bezeichnete damit nicht nur AfD-Anhänger pauschal als Nazis (was ja inzwischen in den Öffentlich-Rechtlichen etabliert zu sein scheint), sondern machte sich zusätzlich darüber lustig, dass man angesichts des Verdachts auf einen Nadelstichangriff auf den Vorsitzenden aufbracht oder besorgt sei. 

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Um es klar zu sagen: Zweifel an der Berichterstattung der AfD über den angeblichen Angriff auf Chrupalla zu haben, ist ja durchaus verständlich und berechtigt. Bevor am Freitag der Arztbrief veröffentlicht wurde, der eine muskuläre Injektion bestätigte, war absolut unklar, was von dem von der AfD verbreiteten Vorwurf, Chrupalla sei vermutlich mit einer Spritze angegriffen und vergiftet worden, zu halten ist. Die AfD trug im großen Stil selbst zu den Zweifeln bei, indem sie sich in ihren Statements unklar oder widersprüchlich ausdrückte. Lag Chrupalla nun auf der Intensivstation oder nur auf einer Überwachungsstation, gab es einen Hinweis auf einen Nadelstich oder nur einen „Stich“, der theoretisch genauso von einer Biene stammen könnte, war Chrupalla nicht ansprechbar oder nur telefonisch nicht zu erreichen – all das war lange unklar und wurde von der AfD nur uneindeutig oder widersprüchlich kommuniziert. 

Die Kommentare von Ramelow und Co. gehen jedoch weit über Skepsis hinaus. Gerade Kachelmann insinuiert mit seiner Aussage, dass die Forderung nach Anteilnahme am Gesundheitszustand von Chrupalla „abseitig“ sei, weil Deutschland ohne den AfD-Politiker eh ein besserer Ort wäre, dass es von der politischen Gesinnung einer Person abhänge, ob sie Mitgefühl verdiene. Der Einschub – „Ich bin bereit, Straftaten generell zu verurteilen“ – macht seine Aussage nicht besser. Im Gegenteil: Er bringt die Frage auf, ob Kachelmann denn im konkreten Fall Chrupallas anders urteilt. 

Wie war das nochmal mit der Verrohung der Sprache?

Man kann ja von der AfD halten, was man will. Es ist jedoch erschreckend, mit welch vernichtender Häme Kachelmann, Ramelow und Co. über einen Mann richten, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde und bei dem nach wie vor der Verdacht im Raum steht, dass er mit einem Nadelstich in den Oberarm verletzt wurde. Nichts deutet darauf hin, dass Chrupallas Schwächeanfall, der zur Krankenhauseinlieferung geführt hat, von ihm vorgetäuscht wurde. Er hat keine Falschaussagen oder ähnliches getätigt, hat sich überhaupt bisher nicht zu dem Fall geäußert. Man kann sich vorstellen, dass er sehr verängstigt ist – wer wäre das nicht, wenn einem vom Arzt bestätigt wurde, dass einem eine unklare Substanz in den Arm gejagt wurde. 

Dennoch hauen diese Menschen auf Chrupalla ein. Lachen dabei. Würden Ärzte so arbeiten wie diese Prominenten und einen Patienten, je nach Sympathie für ihn, besser oder schlechter behandeln, würde man ihnen zu Recht vorwerfen, dass sie den Beruf verfehlt haben. Ich habe im Krankenhaus schon aufwendigen Operationen von Schwerverbrechern beigewohnt, die von der Polizei begleitet ins Krankenhaus gebracht wurden. Sie haben die gleiche Behandlung bekommen wie alle anderen gesetzlich Versicherten. Das kann man gut finden oder nicht, aber es entspricht dem moralischen Ansatz, auf den wir uns in dieser Gesellschaft geeinigt haben.

Man muss nicht Arzt sein, um den Anstand zu haben, sich über einen vermutlich kranken Mann nicht zu belustigen. Egal, was seine Vorgeschichte ist oder welche politische Gesinnung er hat. Es ist ein Zeichen für die Verrohung des Umgangstons in Deutschland, dass Kachelmann und Kollegen sich dermaßen hämisch über eine Krankenhauseinlieferung eines AfD-Mannes auslassen. Die Ironie bei der Geschichte ist, dass dieselben Personen sonst diejenigen sind, die der AfD und anderen „Rechten“ eine Verrohung der Sprache vorwerfen. 

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