Werbung

Medizinforschungsgesetz

Lauterbach unter Druck: Gesetzesänderung wohl auf Drängen von US-Pharma-Konzern durchgesetzt

Der Gesundheitsausschuss des Bundestags untersucht den Einfluss des US-Pharma-Konzerns Eli Lilly auf die Einführung vertraulicher Arzneimittelpreise. Dokumente enthüllten, dass das Unternehmen eine Milliardeninvestition an eine Gesetzesänderung geknüpft haben soll, die Gesundheitsminister Lauterbach durchsetzte.

Karl Lauterbach soll auf Drängen von Eli Lilly eine Gesetzesänderung durchgesetzt haben.

Werbung

Der Gesundheitsausschuss des Bundestags untersucht am Mittwoch erneut den möglichen Einfluss des US-Pharmaunternehmens Eli Lilly auf die Einführung von vertraulichen Arzneimittelpreisen. Diese Woche erhielten die Ausschussmitglieder vom Bundesgesundheitsministerium vertrauliche Dokumente, die bereits im Oktober Gegenstand von Medienberichten waren und über die WDR, NDR, SZ und das Rechercheteam Investigate Europe berichtet hatten. Den Dokumenten zufolge knüpfte Eli Lilly eine Milliardeninvestition in Alzey, Rheinland-Pfalz, an eine Gesetzesänderung:

Das US-Pharmaunternehmen bestand auf der Möglichkeit, Arzneimittelpreise für Krankenkassen geheim zu halten. Diese Änderung wurde mit dem Medizinforschungsgesetz von der Ampel-Koalition umgesetzt. Die Hersteller sind verpflichtet, einen Rabatt zu gewähren, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss feststellt, dass ein neues Medikament keinen nachweisbaren Zusatznutzen im Vergleich zu bereits existierenden Präparaten bietet. Bisher war dieser Rabattpreis öffentlich zugänglich. Nun entfiel die Veröffentlichungspflicht für Rabattpreise.

...
...

Dies könnte Eli Lilly besonders zugutekommen, da das Unternehmen kürzlich die Diabetes- und Abnehmspritze Mounjaro eingeführt hat, die in Konkurrenz zu Novo Nordisks Ozempic steht. Konkret soll Eli-Lilly-CEO Dave Ricks gegenüber dem Gesundheitsministerium am 30. August 2023 erklärt haben: „Eli Lilly knüpft seine Investitionsentscheidung an die Zusage der Bundesregierung, vertrauliche Rabatte bei innovativen Arzneimitteln zu ermöglichen“. Ministeriumsintern warnte man Gesundheitsminister Karl Lauterbach davor, auf die Wünsche des US-Pharma-Riesens einzugehen. Lauterbach widersetzte sich jedoch den Bedenken.

In Notizen in Vorbereitung auf ein weiteres Gespräch mit Eli Lilly heißt es, „dass das BMG dem Wunsch von Eli Lilly nachkommt und im Rahmen des MFG plant, vertrauliche Rabatte für den Herstellerpreis zu ermöglichen“. Wie der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, gegenüber Table.Briefings mitteilte, sollen neben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auch Bundeskanzler Olaf Scholz sowie der neu eingesetzte Finanzminister Jörg Kukies Gespräche mit dem US-Konzern geführt haben. „Über deren Inhalte konnte oder wollte bisher keiner der Vertreter der Bundesregierung im Gesundheitsausschuss Auskunft geben“, so Sorge.

Trotz dieser Enthüllungen bleibt das Gesundheitsministerium bei seiner Darstellung. Die Investition von Eli Lilly in Alzey habe keine Rolle bei der Gesetzesänderung gespielt. „Bei der Entscheidung ging es um die Sache“, so ein Sprecher gegenüber Table.Briefings. Deutschland sei Referenzmarkt für viele europäische Länder, die ihre Arzneimittelpreise nicht offenlegen würden. „Heißt: Bei uns setzen die Unternehmen die Preise tendenziell höher an, um Rabatte im Ausland geben zu können“, so der Sprecher.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung