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WSJ-Bericht

Keine Munition mehr nach wenigen Tagen? US-Navy im Dilemma

Im Kriegsfall könnte der US Navy innerhalb weniger Tage oder gar Stunden die Munition ausgehen – und Schiffe müssten etwa bei einem Konflikt mit China wochenlang quer über den Pazifik zurück zu ihren Häfen fahren. Bereits jetzt schon schränkt das die amerikanische Marine im Kampf gegen die islamistischen Huthis im Roten Meer ein.

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Hochmoderne Technik und präzise Waffensysteme alleine gewinnen keinen Krieg, wenn die Logistik nicht stimmt. Die U.S. Navy lernt das gerade aufs Neue. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat die US-Marine massive Probleme, die Munition ihrer Kriegsschiffe nachzufüllen, während die im Einsatz sind.

Laut Pentagon-Strategen könne man bei einem Konflikt im West-Pazifik schon innerhalb weniger Tage oder Stunden ohne Munition dastehen – und müssten dann wochenlang zurückfahren, zu Häfen auf Hawaii oder an der kalifornischen Küste fahren, um den Bestand wieder aufzufüllen. In einer Kriegssituation, etwa bei einem Konflikt mit der chinesischen Marine, wäre das fatal. Wichtige Schiffe würden über längere Zeit faktisch ausfallen.

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Und dieses Szenario ist dabei längst keine Theorie mehr, sondern im Nahen Osten längst Realität. Etwa, wenn es um den Kampf gegen die islamistischen Huthis im Jemen geht. Dort ist die US-Marine im Roten Meer im Einsatz, um Frachtschiffe vor den Angriffen der Terrormiliz zu schützen – und verschießt dabei regelmäßig eine größere Anzahl an Raketen. Daher muss man immer wieder Schiffe aus dem Einsatzgebiet abziehen, durch den Suezkanal nach Griechenland oder Spanien fahren, um Munition nachzufüllen.

Was fehlt ist die Technologie zur Munitions-Nachfüllung auf hoher See durch Logistik-Schiffe oder in mehr befreundeten Häfen, die näher an möglichen Konfliktgegenden sind. „Wir hätten diese Fähigkeit schon vor Jahrzehnten voll entwickeln sollen“, zitiert das WSJ den pensionierten Marineadmiral James Stavridis, der NATO-Oberkommandeur in Europa war. „Immer wieder musste ich meine Kriegsschiffe von der Front nehmen, um sie neu zu bewaffnen, nachdem ich eine beträchtliche Ladung Tomahawks abgefeuert hatte.“

Nachschub-Lieferungen auf hoher See – funktionieren bei der US-Marine allerdings noch nicht für entscheidende Waffensysteme wie Tomahawk-Raketen

Bisher müssen US-Kriegsschiffe immer Häfen anfahren, um entsprechende Raketen nachzuladen. Nur Flugzeug- und Helikopterträger können aktuell durchgehend auf der See operieren und dort Munition auch Munition erhalten, bei allen anderen Schiffen ist dies nicht möglich. Zudem sind diese auch nicht mit senkrecht-startenden Raketen bewaffnet.

„Die Fähigkeit zur Bewaffnung auf See wird für jeden künftigen Konflikt im Pazifik von entscheidender Bedeutung sein“, meint auch der US-amerikanische Marineminister Carlos Del Toro. Man beginnt jetzt gerade erst diese Fähigkeit wieder aufzubauen, einen Prototyp der Navy für solch ein Transportsystem zwischen Logistik- und Kriegsschiff dafür, gab es in den 90ern. Mit „Reverse Engineering“ beginnt man nun ihn nachzukonstruieren und will darauf aufbauend ein entsprechendes System entwickeln.

Aber das braucht Zeit. Ein größerer Konflikt, etwa eben mit China, könnte schon früher ausbrechen. 2027 ist das vom chinesischen Militär intern ausgegebene Soll-Datum, um für eine Invasion Taiwans bereit zu sein. Daher versucht man jetzt zumindest andere Häfen auch befreundeter Staaten im Pazifik zunehmend für die Munitions-Nachfüllung zu nutzen. So etwa eine Marine-Basis im australischen Darwin oder im japanischen Yokosuka.

Klar ist: Die US Navy ist an dem Punkt empfindlich in ihrer Einsatzfähigkeit eingeschränkt. Und das wäre gerade bei einem Krieg mit Chinas Marine eine gefährliche Schwachstelle.

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