Jette Nietzard, die bösen Sexisten und der Weg an die Spitze
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?
Schaut man auf die Geschichte der Sprecherduos der Grünen Jugend, muss man doch feststellen, dass es sich hierbei um lukrative Startposten in eine erfolgreiche Karriere als Skandal-Schlagzeilenmuse handelt. Die Liste der Erfolgsgeschichten ist lang. Da wäre Felix Banaszak, heutiger Chef der Grünen und Bundestagsabgeordneter, und das als Sozial- und Kulturanthropologe und Politikwissenschaftler. Oder – natürlich – Ricarda Lang, seine Vorgängerin als Ex-Grünen-Chefin und ebenfalls Mitglied im Bundestag, nur mit abgebrochenem Jura-Studium.
Vielleicht sagt Ihnen der Name Jamila Schäfer noch etwas. Die ehemalige Sprecherin der Grünen Jugend ist mit ihren knapp über 30 Jahren, abgebrochenem Jura- und wohl bislang abschlusslosem Soziologiestudium mit Nebenfach Philosophie, ebenfalls Bundestagsabgeordnete. Max Lucks ist namentlich nicht sonderlich bekannt – liegt vielleicht daran, dass er sein Sozialwissenschaftsstudium untypischerweise tatsächlich abgeschlossen hat – wird aber ebenfalls von Ihnen als Vertreter des Volkes im Bundestag beschäftigt.
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Ex-Grüne-Jugend-Sprecher Erik Marquardt ist immerhin ins EU-Parlament abgeschoben worden, da gibt es schlimmere Schicksale. Nicht zu vergessen die Politik-, Soziologie- und Philosophiestudentin Sarah Lee Heinrich, die zwar noch keinen so schönen Posten hat, wie ihre Vorgänger, doch mit ihrem persönlichen Erfolg als Schülersprecherin mit 15 Jahren – eine Errungenschaft, die es immerhin in ihren Wikipedia-Artikel geschafft hat – können wir von der Dame noch Großes erwarten.
Auch Timon Dzienus darf nicht vergessen werden – tatsächlich abgeschlossener Politikwissenschaftler – der immerhin für ein Bundestagsmandat als Direktkandidat in Hannover in den Startlöchern steht. Mit seiner Verurteilung wegen Beleidigung von Boris Palmer als „rassistischen Kotzbrocken“ und seiner Karriere als Vorstandsmitglied im Landesschülerrat Niedersachsen ist er doch ein absoluter Favorit im Rennen.
Nun haben wir wieder zwei neue Gesichter an der Spitze der Nachwuchsgrünen: Jette Nietzard und Jakob Blasel, einer vielversprechender als der andere, um die Grünen auch weiterhin schön in den Schlagzeilen und den Social-Media-Shitstorms zu halten. Die Strategie hat ja bisher wirklich sehr zuverlässig für politische Relevanz gesorgt. Warum jetzt damit aufhören? Das haben die beiden nicht vor und daher haben wir die ersten Skandale von beiden nach nur drei Monaten ja schon hinter uns und haben beide schon mal gesehen.
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In der Gelbhaar-Affäre hat sich Jette Nietzard für die angeblich Betroffenen ausgesprochen: In einer „feministischen Partei“ müsste ihnen Glauben geschenkt werden, erklärte die Vorsitzende der Grünen Jugend. Eine Unschuldsvermutung gebe es zwar juristisch, aber „wir sind kein Gericht“.Sie müssen sich auch ranhalten. Für Jakob Blasel hat sein Talkshow-Marathon durch alles, was der ÖRR so hergibt, bisher nicht geholfen. Bei Fridays for Future kommt man als Mann nicht hoch, seine Kandidatur für den Bundestag scheiterte. Und er ist nicht vom Jura-Studium zu Rechts- und Umweltwissenschaften gewechselt, weil er seine Zukunft in der Marktwirtschaft sieht. Bei Jette Nietzard sieht es ähnlich aus. Zweimal trat sie bereits erfolglos für die Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin an, beim zweiten Mal sogar mit noch weniger Prozent als beim ersten Mal.
Die Expertin für die Wechselwirkung von Ökonomisierung und Professionalisierung in der frühkindlichen Bildung aus einer kapitalismuskritischen Perspektive hat abseits der freien Marktwirtschaft noch viel vor. Und das könnte sogar klappen. Zuletzt hatte man mit Katharina Stolla und Svenja Appuhn bei der Grünen Jugend bei der Wahl zum Sprecher der Organisation ja mehr auf die inneren Werte gesetzt. Nach der von beiden angeführten Intrige gegen die Mutterpartei – natürlich schon vergessen, weil nicht FDP – ist man von dieser Priorisierung wohl doch wieder abgewichen.
Jakob macht sich aus bestimmten Perspektiven ganz gut auf Wahlplakaten. Besonders Jette gibt in dem Segment alles. Die 25-Jährige bezaubert insbesondere mit ihren geistreichen und lebhaft vorgetragenen Reden. Ihre vielen klugen und innovativen Gedanken und Pläne teilt sie mit der Jugend auf TikTok, Instagram und X, wo sie gerne stundenlang ausgiebigst und detailreich diskutiert und erzählt. Ihre ruhige, entspannte Art, mit der sie den Fokus klar auf das Thema und die Sache legt und von populistischen Angriffen anderer Politiker selbstverständlich absieht, erfreut sich weitreichender Beliebtheit.
So etwa ihr jüngster Tweet, in dem sie sich darüber freute, dass die Männer, die sich zu Silvester die Hand weggesprengt haben, nun keine Frauen mehr schlagen könnten. Die Kritiker bezeichnete sie als „gekränkte Männeregos“, selbstverständlich zu Recht. Sie erklärte ihre Herleitung in einem Video von ihrem Bett aus: Alle, die sich zu Silvester die Hände weggesprengt haben, waren Männer und häusliche Gewalt geht zum größten Teil von Männern aus – eigentlich klare Sache. Hass und Hetze zwangen sie schlussendlich doch in die Knie und sie entschuldigte sich ehrlich und authentisch. „Niemand sollte Silvester verletzt werden. Ich entschuldige mich für meinen Tweet. Hätte ich nicht so formulieren sollen.“ Und doch, trotz dieser Größe, die sie hier gezeigt hat, sind viele noch immer nicht zufrieden.
Ihre Mails und Direktnachrichten sind sogar voll von Hassnachrichten. „Dank der Poledance und Bikinibilder bin ich zum ficken aber gut genug“, schreibt sie dazu auf X. Dabei spricht sie von ihren vielen intellektuell ansprechenden Karl Marx-Lesungen. So etwa in einem ihrer neueren Videos auf TikTok, in dem sie in High Heels strippt, an der Stange tanzt und sich dabei zu „ner geilen linken Zecke“ erklärt. Das Pole Dancing ist eine Leidenschaft von Jette, doch nicht nur da ist sie eher eindrücklicher bekleidet.
Auf Instagram finden sich mehrere Bilder von ihr am See. Etwa in Leopard-Tanga mit knallrotem Bikini-Oberteil. Ihr Körper ist aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, mal mehr von hinten, mal im selbigen Tangahöschen im gespreizten Schneidersitz auf dem Surfbrett und auch tiefe Blicke in ihr Herz sind erlaubt. Sie ist eine freigeistige Frohnatur mit vielen Argumenten. Und doch wird sie immer wieder sexualisiert. Ganz unabhängig von Bedrohungen und Beleidigungen reagiert Jette sensibel auf Kommentare, die ihre Internetaktivitäten thematisieren.
Der AfD-Politiker Fabian Küble twitterte jüngst zu einem ihrer Bikini-Fotos: „Linke Weiber, die sich selbst Feministen schimpfen, werfen Männern vor, sie zu sexualisieren und posten dann gleichzeitig sowas.“ Jette konterte prompt: „Suprise, ich habe einen Körper“. Frauen sind immerhin keine Objekte und dürfen anziehen, was sie wollen. Es ist lediglich Zufall, dass Jette, wie gewissermaßen auch ihr neuer Kollege Jakob, in ihrem Auftreten heteronormative Präferenzen berührt. Ihr Körper war nunmal da, sie hat einen und der ist rein zufällig im Bild. Jette ist lediglich bereit, vollen Körpereinsatz für ihre Überzeugung zu geben, so zog sie sich für den Kampf um linke Mehrheiten bereits aus.
Vielmehr sollte man sich doch auf ihre Botschaften konzentrieren. Diese drückt sie etwa in Musik aus. Ein Badeanzugbild – eine feministische Botschaft an Thomas Gottschalk – hinterlegte sie etwa mit einem Lied der Künstlerin und Interpretin Shirin David, genauer ihrem Werk von 2021 mit dem Titel „Babsi Bars“. Sie singt darin etwa: „Von „Bei Gott ist sie sexy“ hin zu „Vallah, sie’s ’ne Schlampe“, Die deklarier’n ein’n Minirock zu maximaler Schande, Doch ’ne Frau mit Grips im Kopf wird abgetan zu ’ner Emanze“. Doch damit setzen die Kritiker sich natürlich nicht auseinander.
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Leider sind wir alle schuld daran von solchen Leuten regiert zu werden. Wir haben es uns auf dem Sofa zu bequem gemacht und anderen das Feld überlassen. Da braucht man sich nicht zu wundern wenn solche Traumtänzer eines Tages an den Hebeln der Macht sitzen.
Die „grüne Jugend“ soll mal aus dem Fenster schauen, es hat GESCHNEIT und das trotz „Erderhitzung“!
Wo in der Welt, würden diese Expertinnen es bis zum Vorstellungsgespräch schaffen?
„Ich habe einen Körper“
Und einen „publish“-Button in den Sozialen Medien. Wenn man sich freien Willens entscheidet, beides zu kombinieren, darf diese Entscheidung schon kommentiert werden.
Man fragt sich doch immer wieder, welche Politiker*_:innen man als Steuerzahler finanziert bzw. als Elite präsentiert bekommt. Laut Wikipedia ist Madame Nietzard im Vorstand der UN-National Coalition und seit 2022 im Vorstand der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin. Wie kommt eine Person zu solchen Ämtern? Liegt es ernsthaft an der Arbeit zur Wechselwirkung von Ökonomisierung und Professionalisierung in der frühkindlichen Bildung aus einer kapitalismuskritischen Perspektive?
Das ist interessant. Leoparden Tanga als Mittel zur politisch medialen Prostitution. Ich persönlich finde Skilaufen im Winter interessanter als die Jette. Selbstverständlich Anreise mit großem Dieselfahrzeug. Eure beschissene Goldman Sachs CO2 Steuer ist mir vollkommen egal. Ich wähle garantiert die Partei, die das wieder ab schafft.
Das ist ja eine illustre Truppe. Die werden den Grünen sicher viele Stimmen einbringen. 😆