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Philippinische Schiffe gerammt: Chinas „Grauzonen“-Angriffe und das Spiel mit dem Krieg

Chinas Küstenwache rammt philippinische Schiffe, Peking entsendet jetzt sogar einen Zerstörer. Im südchinesischen Meer prallen die Expansionspläne der Volksrepublik auf den Widerstand der Philippinen. Jeder Tote bei den gewaltsamen Attacken könnte dabei einen Krieg auslösen.

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Mit voller Geschwindigkeit prallt ein Schiff auf ein anderes – was hier mitten im Pazifik passiert, ist kein Unfall. So aggressiv versucht Peking, seine Expansion im Südchinesischen Meer durchzusetzen. Chinesische Schiffe rammten in der Aktion nun Boote der philippinischen Küstenwache. Dabei entstanden auf philippinischer Seite immense Schäden, u. a. Löcher in den Schiffen, wie das Wall Street Journal berichtet. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art: Regelmäßig rammen inzwischen die weitaus größeren Schiffe der chinesischen Küstenwache (oft eher vergleichbar mit Marineschiffen) solche der philippinischen Behörden.

Streitpunkt sind die weitreichenden Territorialansprüche Chinas im Südchinesischen Meer, die bis kurz vor die Küste philippinischer Inseln reichen. Mit der sogenannten Neun-Striche-Linie erhebt die Volksrepublik Anspruch auf so ziemlich alle Atolle im Südchinesischen Meer, eine der Hauptadern des Seehandels weltweit. Auf vielen der Atolle dort hat die Marine der chinesischen „Volksbefreiungsarmee“ bereits jetzt aufgeschüttete Inseln mit größeren Militärbasen, in vielen Fällen inklusive Rollfeld, errichtet.

Chinesische Ansprüche im Süd-Pazifik inklusive Neun-Striche-Linie, Quelle: AMTI CSIS

Einer der Kernpunkte der Konfrontation zwischen China und den Philippinen ist dabei das Atoll „Second Thomas Shoal“. Um zu verhindern, dass Peking dort wie in anderen Atollen der Spratly-Inseln eigene Militäranlagen mit selbst aufgeschütteten Inseln baut, haben die Philippinen dort schon seit Jahrzehnten ein Schiff permanent geankert.

Seit Monaten intensiviert Peking jetzt seine Versuche, die dortige Besatzung, die immer wieder ausgetauscht und versorgt werden muss, auszuhungern und zum Aufgeben des Atolls zu zwingen. Denn auch das beansprucht China für sich. Zur Erinnerung dabei: Es liegt nur 194 km westlich der philippinischen Provinz Palawan, ist aber mehr als 1.100 km vom chinesischen Festland entfernt. So absurd dieser Anspruch ist, so konsequent und rücksichtslos versucht Peking ihn dennoch durchzusetzen – schließlich hat man die größte Marine der Welt (inzwischen auch größer als die der USA) hinter sich.

Genau bei diesen Versorgungsfahrten der Philippinen kamen immer wieder Rammattacken und Hochdruck-Wasserwerfer von chinesischer Seite zum Einsatz, was philippinische Schiffe zum Teil schwer beschädigt und Besatzungsmitglieder verletzt hat.

Das Sabina Shoal im Südchinesischen Meer, Quelle: Google Maps

Nun gibt es einen weiteren Konflikt rund um das direkt östlich davon liegende Nachbaratoll Sabina Shoal. Dort sah die philippinische Seite vermehrte Aktivitäten der chinesischen Küstenwache und der chinesischen Seemiliz – und erste Anzeichen dafür, dass Peking dort bald ebenfalls mit der Errichtung eigener künstlicher Inseln beginnt. Da das Atoll direkt zwischen dem Second Thomas Shoal und der philippinischen Küste liegt, ist es naheliegend, davon auszugehen, dass China nicht nur ein weiteres Atoll übernehmen, sondern auch den Zugang zum Second Thomas Shoal abschneiden möchte.

Die philippinische Regierung reagierte und nun ankert dort seit mehreren Wochen ein Schiff der philippinischen Küstenwache. Da Peking auch dieses Atoll für sich beansprucht, beginnt nun das Katz-und-Maus-Spiel rund um Versorgungsfahrten aufs Neue: Größere, modernere chinesische Schiffe machen Jagd auf die kleineren Versorgungsboote der Philippinen.

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Jetzt kam es wieder zu einem brutalen Zusammenstoß. Chinas Küstenwache rammte in mehreren Fällen philippinische Schiffe, von denen Peking annahm, dass es sich um Versorgungsschiffe für das im Sabina Shoal geankerte Schiff handelte, während die Philippinen davon sprechen, dass deren Ziel gar nicht das Atoll war.

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China verstärkt seine Präsenz rund um das Sabina Shoal immer weiter. Offenbar ganz klar mit dem Ziel, das dort geankerte philippinische Schiff zu vertreiben, indem man gar nicht erst zulässt, dass es regelmäßig Versorgungsfahrten gibt. In der Region wurden längst nicht nur Schiffe der chinesischen Küstenwache und Seemiliz, sondern auch der Marine selbst gesichtet, darunter ein chinesischer Zerstörer. Blitzartig eskaliert Peking hier sein Vorgehen in der Hoffnung, auch dieses Atoll mit einem schnellen, aggressiven Vorgehen in die Hände zu bekommen.

Die Philippinen stehen daher vor einem Dilemma, erklärt auch ein ehemaliger philippinischer Vize-Kommandeur dem WSJ. Er verweist auf das Schicksal des Scarborough Riffs: Dort hatten sich die Philippinen in einem ähnlichen Konflikt mit China zurückgezogen. Das Ergebnis? Seitdem hat Peking das Atoll praktisch vollständig in seiner Hand. Chinesische Schiffe sind dort rund um die Uhr präsent und neu errichtete schwimmende Barrieren blockieren den Zugang zu dem Atoll. Seitdem entscheidet China, wer rein darf – für die Philippinen ist es damit verloren.

Ein Rückzug ist also eigentlich unmöglich, wenn man China nicht das nächste Atoll überlassen will. Auf der anderen Seite werden jetzt aber chinesische Attacken auf philippinische Schiffe immer aggressiver.

Heikel sind all diese chinesischen Aggressionen unter anderem auch deshalb, weil die Philippinen ein US-Verbündeter sind. Eine militärische chinesische Attacke würde den Beistandspakt zwischen den Ländern und damit einen Krieg mit den USA auslösen. Auch deshalb nutzt Peking häufig sogenannte „Grauzonen“-Taktiken und testet bewusst die Grenzen des Bündnisses aus. Scharfe Munition verwendet China nicht, stattdessen aber durchaus gewaltsame Taktiken wie das Rammen von Schiffen. All das ist hochgefährlich, denn sollte dabei am Ende ein philippinischer Matrose sterben, könnte dies doch als Angriff gewertet werden – und Verletzte gab es bereits.

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