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Stefan Wolf

Gesamtmetall-Chef schlägt Alarm: 300.000 Industriearbeitsplätze drohen wegzufallen

In einem Interview warnt der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, davor, dass hunderttausende Jobs in der Metall- und Elektroindustrie in Gefahr seien. Probleme sieht er in der Bundes- und der EU-Politik.

In der größten Industriebranche sind wegen einer verfehlten Politik hunderttausende Jobs in Gefahr.

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Der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, äußerte sich am Mittwoch in der Berliner Morgenpost zur Wirtschaftslage. Er sagte, dass in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie in Gefahr seien. Da jedoch in diesem Zeitraum auch die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, ließe sich die Situation “möglichst sozialverträglich gestalten”, wie Wolf sagt. Allerdings müssten die jetzt 20- bis 30-Jährigen mehr arbeiten. Als Gründe für die wirtschaftlich schlechte Situation in der Elektro- und Metallindustrie sieht Wolf verfehlte Entscheidungen in der EU-Politik und die Unfähigkeit der aktuellen Bundesregierung, strukturelle Probleme zu lösen. 

Über die Generation der 20- bis 30-Jährigen sagt Wolf: „Viele kennen nur rosige Zeiten. Auch denen müssen wir vermitteln, dass jetzt die Zeit gekommen ist, als Gesellschaft insgesamt mehr zu arbeiten.“ Seit Mitte der 1990er gilt in der Elektro- und Metallindustrie eine tariflich geregelte Wochenarbeitszeit von 35 Stunden. Laut Wolf ist diese Arbeitszeit die niedrigste weltweit in der Elektro- und Metallindustrie. Um den Wegfall von Arbeitsstellen auszugleichen, fordert Wolf, dass das Arbeitszeitgesetz flexibler gestaltet werden muss.

Die maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche will er jedoch nicht antasten. In der Metall- und Elektrobranche arbeiteten 2022 rund vier Millionen Menschen. Laut einem Lagebericht des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall aus dem Jahr 2023 beträgt der Jahresumsatz 1,4 Billionen Euro. Damit ist die Elektro- und Metallindustrie die größte Industriebranche Deutschlands. Etwa zwei Drittel der industriellen Wertschöpfung werden in dieser Branche erbracht. 

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Als Gründe für die Situation in der Metall- und Elektroindustrie sieht er zum einen eine verfehlte Bundespolitik. So müsse es laut Wolf eine bessere Bildungspolitik geben, damit es nicht jährlich 50.000 junge Leute gebe, die die Schule abbrechen. Auch müsse es einen Wiedereinstieg in die Atomenergie in Deutschland geben. „Wir befinden uns in einer strukturellen Krise. Mir fehlt der Glaube, dass die aktuelle Bundesregierung in der Lage ist, diese zu lösen“, sagt Wolf im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. 

Als zweites Problem sieht Wolf eine fehlgeleitete EU-Politik, gerade im Hinblick auf Elektromobilität. So würden viele Kunden keine Elektroautos fahren wollen. Die Politik habe die „Automobilindustrie in den Einstieg in die Elektromobilität gezwungen“, was die Kunden jedoch nicht mitmachten. Die Strafzölle gegen chinesische E-Autos bezeichnet er als „krasse Fehlentscheidung“ der EU-Politik. Außerdem fordert er ein Aussetzen des Lieferkettengesetzes.

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